Winterberg. Im Sportinternat Winterberg leben aktuell neun Toptalente aus dem Wintersport. Sie teilen Rückschläge, Erfolge – und einen ganz großen Traum.
Nebenan relaxen Urlauber, die zum Wandern oder Skifahren nach Winterberg gekommen sind. Doch für neun junge Wintersportler ist das hiesige Hapimag Resort viel mehr: Denn seit dem Sommer 2017 ist hier das Sportinternat Winterberg angesiedelt, das für die hoffnungsvollen Talente auf zukünftige Triumphe bei Weltcups und Weltmeisterschaften nicht weniger als eine neue Heimat ist.
Auch Hannah Neise, Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg, und Lenard Kersting, Nordischer Kombinierer, leben in diesem Internat. Sie erzählen von ihrem Alltag zwischen dem Büffeln für die Schule, der Gemeinschaft unter den Sportlern und dem großen gemeinsamen Traum von einer Laufbahn als Profi.
Lenard Kersting muss schmunzeln. „Ich habe einige Sachen von A nach B geräumt – ich denke, damit ist jetzt hier aufgeräumt“, antwortet der 17-Jährige auf die Frage, ob er denn die Wohnung schon für die Rückkehr seines Mitbewohners Lukas Wied (15) hergerichtet hat. Gleich kehrt Wied nach zwei schulfreien Tagen wieder zurück nach Winterberg, in das Appartement im Sportinternat, das er gemeinsam mit Lenard Kersting bewohnt.
Gemütliche, moderne Einrichtung
Kersting, gebürtig aus Schmallenberg-Oberkirchen stammend, und Wied, der aus Bad Laasphe-Rückershausen kommt, sind beide Nordische Kombinierer. Sie gelten als große Talente – eine Grundvoraussetzung, um im Sportinternat Winterberg aufgenommen zu werden.
In einem modern eingerichteten Appartement haben die beiden es sich gemütlich gemacht. Schlafbereich, Wohnzimmer, Badezimmer, Schreibtische für Schulaufgaben, eine Küche: Alles ist vorhanden. „Nur unsere Küche ist abgeklemmt, damit wir dort keinen Unfug machen“, erzählt Kersting und lacht. Kein Problem, denn die Bewohner werden mit Frühstück, Mittag- und Abendessen versorgt.
Der Youngster, der für den SK Winterberg startet, wohnt hier bereits seit dem Sommer 2018. Mit 16 Jahren zog er damals von zu Hause aus. „Ich habe hier schnell Kontakte und neue Freunde gefunden. Die Umstellung fiel mir nicht schwer – für mich ist das hier wie eine zweite Familie“, schwärmt der Youngster.
Was die Gemeinschaft auszeichnet
Diesen Eindruck teilt Hannah Neise. Die Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg stammt ebenso aus Schmallenberg und wohnt bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren im Sportinternat Winterberg. Mit ihren 19 Jahren ist Neise die älteste der aktuell neun Bewohner.
Im Hapimag Resort bilden zwei Häuser mit jeweils vier Appartements die Räume des Sportinternats. In einem Appartement leben die Betreuer, die vor allem für die noch minderjährigen Sportler zuständig sind. Es wird nach Geschlechtern getrennt; Hannah Neise bewohnt allein ein großzügiges Appartement von etwa 50 Quadratmetern.
Auch wenn sie mitunter gern Privatsphäre genießt, freut sich die Schmallenbergerin wie die anderen Sportler über die gewachsene Gemeinschaft im Sportinternat. Zusammen zu essen, Fernsehen zu schauen, Karten zu spielen und zu quatschen: Die Sportler wissen ihre Freizeit entspannt zu nutzen. „Partys gibt’s hier aber nicht – die sind untersagt“, verrät Neise.
Dauerhafte Lösung gesucht
Das verwundert nicht, schließlich ist die Selbstdisziplin unter jungen Sportlern unabdingbare Grundvoraussetzung, um eine erfolgreiche Profi-Laufbahn zu starten, wie Kersting und Neise bestätigen. „Ich glaube, dass ich mich durch den Sport in diesem Bereich schon relativ weit entwickelt habe“, sagt Neise.
Der Standort im Hapimag Resort ist für das Sportinternat Winterberg nur eine Heimat auf Zeit, wie Sven Kästner erklärt. Der Geschäftsführer des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV) ist neben Thomas Grellmann (Ski) als Experte für Bob und Schlitten ebenso in der Spitzensport Service gGmbH Winterberg/Sauerland involviert, die vom NWBSV und dem Westdeutschen Skiverband (WSV) eigens gegründet worden war, um das Sportinternat zu betreiben. Im Sommer 2017 zog das Internat ins Hapimag. Den hoffnungsvollen Wintersporttalenten aus dem Sauerland sollen hier neben der Schule und vielen Trainingseinheiten perfekte Bedingungen zum Wohnen geboten werden. „Dieser Standort ist eine Übergangslösung, die wir bis mindestens zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking beibehalten wollen. Wir arbeiten bereits an einer Lösung für die Zukunft“, so Kästner.
Kombinierer Lenard Kersting plant sein Abitur in eben jenem Jahr abzulegen. „Und dann möchte ich unbedingt Profi werden“, formuliert er ein klares Ziel. Nicht anders sieht das bei Skeletoni Hannah Neise aus, die bereits in diesem Jahr ihr Abi macht und dann wieder bei ihren Eltern leben wird. Denkt sie an den nahenden Abschied, wird die 19-Jährige wehmütig. Hannah Neise: „Wenn ich ausziehe, dann werde ich die Zeit im Internat sehr vermissen.“