Wickede-Wimbern. Kathrin Müller ist Springreiterin und Hofmanagerin in einer Person. Wie die Voßwinkelerin diese Rolle meistert und welche Träume sie hat.

Wer bereits mit zehn Jahren im Zuge eines Reitturniers ein Springen der Klasse M bestreitet, der hat unbestritten Talent. Großes Talent. So war es bei der Voßwinkelerin Kathrin Müller. Doch der Weg der derzeit besten Springreiterin im Hochsauerlandkreis hin zur Profi-Reiterin war schon weit früher geebnet worden.

Die Amazone des Zucht-, Reit- und Fahrvereins (ZRFV) Voßwinkel stammt aus einer Familie, die ein wahres Gen für den Reitsport in sich trägt. Ihre Eltern waren als Dressur- und Springreiter aktiv und auch Bruder Philipp Müller ist als Hobbyreiter außerordentlich erfolgreich. „Meine ganze Familie war schon immer ganz begeistert von Pferden. Ich habe als kleines Mädchen mit bei Papa vorne im Sattel gesessen und hatte schon ein Pony, bevor ich selbst überhaupt laufen konnte“, erzählt Kathrin Müller und lacht.

Das ist die Heimat der Familie Müller

Die heute 32-Jährige war bereits als Kind den klassischen Weg zu einer Laufbahn im Reitsport eingegangen. Sie nahm an Jugendprüfungen, Ponyspringen und Reiterwettbewerben teil. Als im Zuge ihrer Karriere die jeweils weitere Entwicklungsstufe gemeistert werden musste, „hat mir meine Familie immer ermöglicht, dass ich die dazu passenden Pferde reiten konnte. Ohne gute Pferde geht es einfach nicht. Da hatte ich also großes Glück“, sagt Müller.

Ihre Eltern bezeichnet sie als „absolute Pferdemenschen“. Und das heißt? „Vor allem mein Papa hat einfach diesen Blick für ein gutes Pferd. Das muss man lernen und auch heute, als Profi, lerne ich da selbst nie aus“, sagt die Amazone. Bernd Müller, der mit Sohn Philipp die Geschäfte des eigenen Betriebes Trio Leuchten GmbH führt, gibt das Lob gern an seine Tochter zurück: „Kathrin ist momentan wirklich sehr erfolgreich unterwegs.“

Familie Müller lebt auf Gut Beringhof in Wickede-Wimbern. Kathrin Müller hat dort eine eigene Wohnung, sie lebt seit mittlerweile zwölf Jahren auf dem Hof. „Ich manage den Betrieb und kann mich in meiner freien Zeit auch zurückziehen“, sagt sie. Ihr Job ist gleichsam eine Aufgabe mit Verantwortung: Derzeit leben auf Gut Beringhof etwa 40 Pferde und drei Hunde. Fünf Mitarbeiter kümmern sich gemeinsam mit Familie Müller darum, dass der Alltag reibungslos vonstatten geht. Morgens, etwa gegen 8 Uhr, beginnt Kathrin Müllers Arbeitstag, die dann mit fünf, sechs Pferden arbeitet. Im Anschluss, nach dem Mittagessen, reitet sie nochmal zwei, drei Pferde. „Unser Betrieb hat sich zu einem Turnier-, Ausbildungs- und Verkaufsstall entwickelt“, erklärt die Voßwinkelerin.

Praxis- und Büroarbeit

Die Philosophie der Müllers sei es, junge Pferde entweder zu züchten oder zu kaufen, auszubilden und im Anschluss wieder zu verkaufen. Auch bedingt durch den finanziellen Hintergrund ihrer Familie sei sie froh darüber, „dass ich die Möglichkeit habe, unsere Top-Pferde wie Felitia und Conan zu behalten und mit ihnen erfolgreich zu sein“.

Neben ihrer Praxisarbeit durchlebt Kathrin Müller indes auch den ganz normalen „Wahnsinn“ der klassischen Büroarbeit: Beispielsweise müssen Turnierpläne erstellt und das Training aufeinander abgestimmt werden. „Es ist teilweise auch ein Bürojob, aber das ist auch in Ordnung und einfach auch notwendig“, sagt die Springreiterin, der hier ebenso ihr abgeschlossenes Bachelorstudium im Bereich Sport-und-Event-Management hilft.

Wie sie mit Druck umgeht

Nach Erfolgen in der Altersklasse U21 feierte Kathrin Müller im Zuge des Balver Optimums 2012 quasi direkt vor der eigenen Haustür auf Shakespeare mit Platz zwei bei den Deutschen Meisterschaften der Springreiterinnen einen ihrer bislang größten Triumphe. Im selben Jahr ging sie für Deutschland beim Nationenpreis in Sopot (Polen) an den Start. In Balve zeigte sie sich nun in diesem Jahr mit Rang drei und dem erneuten Sprung auf das Siegerpodest wieder von ihrer besten Seite und war im Anschluss „super glücklich“. Geritten war Müller zwei fehlerfreie Runden auf Felitia und eine fehlerfreie Runde auf Conan.

Empfindet sie aufgrund ihrer Erfolge und ihres Standings als derzeit beste Springreiterin im Seniorinnenbereich im HSK einen besonderen Druck? Kathrin Müller überlegt kurz – und muss dann schmunzeln. Sie sagt: „Druck ist immer da. Der Druck, den ich mir selbst mache, treibt mich an. Deshalb habe ich auch mit einer gewissen Erwartungshaltung überhaupt keine Probleme.“

Die Nachwuchshoffnungen

Insbesondere drei Pferde der Familie Müller, namentlich L.A. (6), Ipanema (7) und Las Vegas (8), sind aktuell „unsere großen Nachwuchshoffnungen“, sagt die Reiterin: „Es sind überdurchschnittlich gute Pferde, von denen wir uns natürlich viel versprechen.“ Die Sauerländerin selbst hofft, dass sie künftig wieder vermehrt Nationenpreise für Deutschland reiten darf.

Zumindest sei sie nun auch für Otto Becker, Cheftrainer der deutschen Springreiter, wieder merklich präsenter. Kathrin Müller: „Er hat mich auf dem Schirm, aber ich weiß natürlich, dass letztlich nur Leistungen und Resultate zählen. Du musst abliefern – und das will ich natürlich auch.“