Arnsberg-Neheim. Die von den Fußball-Erstligisten SC Paderborn und RB Leipzig avisierte Kooperation fällt aus – auch durch den Einsatz eines Neheimer Zahnarztes.

Die mediale Wucht, mit der sein Anliegen in der Öffentlichkeit diskutiert worden ist, habe ihn förmlich überrollt, sagt Dr. Jan Fischer im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Neheimer Zahnarzt ist großer Anhänger des künftigen Fußball-Erstligisten SC Paderborn. Fischer hatte an Pfingsten gemeinsam mit weiteren SCP-Fans eine Online-Petition gestartet und den Verein in einem offenen Brief aufgefordert, die geplante Kooperation mit Ligakonkurrent RB Leipzig abzusagen. Etwa zwei Wochen später platzten dann die Gespräche zwischen den Klubs.

Große Unterstützung

Mittlerweile möchte Jan Fischer keine Interviews mehr geben und auch nicht mehr detailliert zu seinen Beweggründen, die Petition zu starten, und der weiteren Entwicklung Stellung nehmen. An dem noch für diese Woche geplanten nicht-öffentlichen Treffen der Vereinsführung des SC Paderborn mit den Ultras und auch den Initiatoren der Petition um Fischer „werde ich teilnehmen“, sagt der Mediziner dieser Zeitung.

In seinem offenen Brief, der – Stand Dienstagabend, 25. Juni, – 2579 Unterstützer gefunden hat, beschreibt Jan Fischer, der die Heimspiele des SC Paderborn stets mit etwa 15 Freunden im Block P der Benteler-Arena verfolgt, seine Sorgen und Ängste bezüglich einer Zusammenarbeit mit RB Leipzig, das bekanntlich von der Red Bull GmbH unterstützt wird. „Ich denke schon, dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass unser SCP über Nacht von einem sympathischen Underdog, dem viele in Deutschland den Aufstieg gegönnt haben, zu einem der drei unbeliebtesten Vereine des Landes geworden ist. [...] Wir werden nicht einen Verein unterstützen, der in welcher Weise auch immer in der Nähe des Konzerns steht, der zum Inbegriff des Raubtierkapitalismus schlechthin geworden ist. [...] Es geht um nicht weniger als die nackte Existenz des SCP, so wie wir ihn kennen und lieben“, so die Gruppe um Fischer. Wie der 53-Jährige denken viele Anhänger der Paderborner und brachten zuletzt ihrem Unmut über die avisierte Kooperation mit RB wiederholt zum Ausdruck. Sie fühlten sich übergegangen, befürchteten vor allem eine wirtschaftliche Abhängigkeit von RB Leipzig und drohten in Teilen mit einem Boykott der Spiele.

Spektakuläre Wende

Das alles hatte Folgen: Etwa zwei Wochen nach Veröffentlichung der Petition verkündeten RB Leipzig und der SC Paderborn gemeinsam, „dass ein zielgerichteter Austausch [...] nicht wie geplant umsetzbar ist“. Es habe bezüglich einer Zusammenarbeit intensive Gespräche zwischen den Vereinen gegeben, in denen sich offenbar keine gemeinsame Basis für eine Kooperation finden ließ.

Dass aber der SC Paderborn in der gemeinsamen Erklärung ebenso betonte, es habe „keine weiteren Beweggründe“ für diese Entscheidung gegeben, man habe sich also nicht dem öffentlichen Druck und dem Widerstand der eigenen Fans gebeugt, stößt den Anhängern um Jan Fischer bitter auf. „Wer mit RB kooperiert, verliert. Das war immer so. Zurückgerudert wurde ausschließlich aufgrund der Proteste und das nicht einzuräumen, ist eine ganz schwache Reaktion“, so Fischer gegenüber dem auch in Paderborn erscheinenden „Westfalen-Blatt“.

Dass sein Lieblingsverein nun also doch keine Kooperation mit den von vielen Fußballfans nach wie vor kritisch gesehenen Leipzigern eingehen wird, habe ihn verzückt: „Als uns die Nachricht erreicht hat, haben wir wahre Freudentänze aufgeführt. Mit einer dermaßen spektakulären Wendung haben wir echt nicht mehr gerechnet.“

Verpasste Chance

Aus Sicht Fischers habe es die Vereinsführung des SC Paderborn auch durch ihren Umgang mit der Kritik der Basis nicht geschafft, das durchaus gespaltene Fanlager des SCP mit Befürwortern und Gegner der geplanten Kooperation wieder zu vereinen. Jan Fischer: „Hätte die Geschäftsführung gesagt, dass sie einen Fehler gemacht und diesen nun korrigiert habe, wäre das sehr integrativ gewesen. Das hätten die meisten Fans sehr hoch angerechnet. Aber stattdessen geht man so vor, wie man das aus der Politik kennt und versucht einfach nur irgendwie, sein Gesicht zu wahren.“ Aus seiner Sicht gehe es nun darum, „wieder aufeinander zuzugehen und gemeinsam unseren Klub zu unterstützen“.