Schmallenberg. Bei den Golf-Weltmeisterschaften für Linkshänder sind in Schmallenberg derzeit Exoten dieses Sports am Start. Was dieses Turnier besonders macht.
Golf spielt man nicht mal eben mit links. Mehr als 200 Amateursportler wollen derzeit aber unter anderem beim Golfclub Schmallenberg das Gegenteil beweisen – und zwar im Zuge der 26. Golf-Weltmeisterschaften für Linkshänder. Internationale Freund- und Bekanntschaften sowie eine Stimmung wie bei einer Klassenfahrt zeigen: Hier zählt das Erlebnis mehr als das Ergebnis.
So wird gespielt
Die 215 Linkshand-Golfer, allesamt Amateure, spielen die Weltmeisterschaften seit Montag und noch bis diesen Freitag als ein Zählspiel an vier Tagen auf vier verschiedenen Golfplätzen aus. Während die Sportler ihr Hauptquartier in Willingen haben, schlagen sie auf dem Golfplatz Kassel-Wilhelmshöhe, dem Golfplatz Paderborner Land (Salzkotten), beim Universitäts-Golfclub Paderborn und beim Golfclub Schmallenberg ab. Insgesamt spielen die einzelnen Klassen – Open (bis 60 Jahre), Senioren (ab 60 Jahre), Supersenioren (ab 70 Jahre) und Damen – jeweils eine Runde auf den vier Kursen.
Da wird’s an den Veranstaltungstagen mitunter voll – auch in Schmallenberg. Für seine Mitglieder bietet der GC Schmallenberg daher an, während dieser Tage auch auf die Plätze der Partnervereine Golfclub Wittgensteiner Land (Bad Berleburg) und Golfclub Winterberg auszuweichen. „Unser Platz ist teils sehr ausgelastet. Daher ist das eine sehr gute Möglichkeit“, sagt Marvin Buschmann vom Golfclub Schmallenberg.
Die Probleme eines „Lefties“
Mit der linken Hand zu golfen – das war eine lange Zeit „recht schwierig“, wie Jörg Schirmak, Mitorganisator der laufenden Weltmeisterschaften und WM-Starter, betont. Früher hatten sich Golfer, die eigentlich Linkshänder waren, mühevoll die Spielweise eines Rechtshänders antrainieren müssen. Es gab auch ein grundsätzliches Problem, wie Schirmak betont: „Man benötigt in dieser Sportart als Linkshänder spezielles Equipment, das es oft nicht gab.“
Laut Schirmak belegen Studien, dass mittlerweile etwa zehn Prozent der Golfspieler weltweit entweder Linkshänder sind oder diese Sportart eben mit links betreiben. So starten also auch in Schmallenberg noch echte Exoten. „Es gibt aber immer mehr Linkshand-Golfer, wir sehen eine Entwicklung. Mittlerweile hat jeder Verein mehrere Linkshand-Golfer und diese auch das Material“, sagt Schirmak.
Hohe Qualität
Die Golf-Weltmeisterschaften für Linkshänder, die einst in Australien ihre Premiere gefeiert hatten, finden nun zum zweiten Mal (Debüt im Jahr 2000 in Bad Griesbach) in Deutschland statt. Mitspielen kann jeder Golfer, der linksherum spielt, mindestens 14 Jahre alt und Amateur ist.
Unter den „Lefties“, wie Linkshand-Golfer genannt werden, befinden sich jedoch starke Spieler, wie der Deutsche Yannick Rosenberger, einer der Mitfavoriten auf den Sieg in der Open-Klasse. Seine große Qualität unterstrich Rosenberger bereits am Montag in Schmallenberg, als er die Runde mit drei Schlägen unter Par beendete. Jörg Schirmak, mit 85 Schlägen 13 über Par, spielte gemeinsam mit Rosenberger und war begeistert: „Das war eine starke Vorstellung. Meine Leistung war okay.“
Treffen der Kulturen
Ohnehin überwiegt im Zuge der Weltmeisterschaften, die etwa alle 18 Monate stattfinden, das Gemeinschaftserlebnis und das Zusammenkommen so vieler verschiedener Kulturen. Bereits am vergangenen Freitag sind viele internationale Golfer angereist, aus illustren Destinationen wie Neuseeland, Taiwan oder China nach Willingen und in das Sauerland. „Dass die Jungs und Mädels teils 24 Stunden und mehr im Flieger sitzen, um gegen und mit uns hier im Sauerland zu golfen, ist der Wahnsinn“, sagt Jörg Schirmak.
Während gestern aufgrund des starken Regens ein ungeplanter Tag Pause anstand, den viele Teilnehmer mit Wellness verbummelten, warten heute auf die Sportler Ausflüge und Besichtigungen in Willingen und der Umgebung. Ein Höhepunkt: ein Abschlagwettbewerb auf der Skisprungschanze. Danach geht’s zu einem legendären Ziel auf dem Ettelsberg: Siggis Hütte. „Die Sauerländer Pilsindustrie wird auf jeden Fall merken, dass wir Linkshand-Golfer hier zu Gast sind“, kündigt Jörg Schirmak reichlich launige Stunden an.
Das zeichnet die Atmosphäre der WM aus
Der 55-Jährige hat sich selbst aus sportlicher Sicht „nur wenig“ für die WM vorgenommen. „Die Organisation vor Ort bedeutet ziemlich viel Arbeit. Das habe ich etwas unterschätzt“, erzählt er und lacht.
Im Vorfeld hatte er gar den wohl bekanntesten „Leftie“, den US-amerikanischen Golfprofi Phil Mickelson, der eigentlich Rechtshänder ist, um ein WM-Grußwort gebeten, aber keine Antwort erhalten. Das sei nicht schlimm, schließlich zählten die Freundschaften, die man vor Ort mit den Gästen schließt. „Die Golfer sind freundlich, machen sich gegenseitig Geschenke und verbreiten eine ausgelassene Stimmung. Das erleichtert uns als Verein die Organisation“, bestätigt Marvin Buschmann.