Hüsten. Früher ist er sprunghaft, wankelmütig und im Fußball ein Wandervogel. Als er den Laufsport für sich entdeckt, ändert Adrian Raczka sein Leben.

Nach seiner Premiere beim Traildorado, dem 24-Stunden-Traillauf durch den Arnsberger Wald, war für Adrian Raczka klar: „Ich laufe nie wieder!“ Doch der große Muskelkater und der Zwang, an die eigenen Grenzen zu gehen, haben den 34-Jährigen nicht von seiner neuen großen Leidenschaft, dem Laufsport, abgehalten.

Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt Raczka auf seine Motivation, Marathonstarts und erklärt, warum ihn das Laufen zu einem besseren Menschen gemacht hat.

Adrian Raczka, im HSK kannte man Sie bislang vor allem als Fußballer. Sie haben für viele verschiedene Vereine gespielt – warum? Adrian Raczka: Ich war bis vor einigen Jahren sehr sprunghaft und irgendwie immer auf der Suche – auch beim Fußball. Aber auch beruflich habe ich viel ausprobiert und wollte sogar mal nach England auswandern. Dieses Sprunghafte hat mich eine lange Zeit begleitet.

Ende des vergangenen Jahres haben Sie die Fußballschuhe an den Nagel gehangen und widmen sich seitdem umso mehr und intensiv dem Laufsport. Was macht für Sie den Reiz dieser Sportart aus?
Früher, als Fußballer, hatte ich auf das Laufen nie Lust – vor allem nicht in der Zeit der Saisonvorbereitung. Ich habe aber später gemerkt, wieviel es ausmacht, eine gute Kondition zu haben. Als ich dann im vergangenen Jahr in einer Staffel beim Arnsberger Traildorado mitgemacht habe, war das zwar hart, aber auch sehr cool. Das Laufen hält mich fit, es ist ein super Ausgleich zu meinem Bürojob und führt mich an meine Grenzen.

Was ist Ihre Motivation, um mittlerweile auch bei einem Marathon an den Start zu gehen?
Ich wollte nicht einfach nur viel laufen, sondern etwas Sinnvolles damit verbinden. Deshalb trage ich bei meinen Starts immer ein Shirt der Stiftung Kinderherz, die sich für herzkranke Kinder engagiert. Das Laufen macht mich glücklich, ich kann abschalten und bekomme, was ich brauche. Ich bin auch dadurch endlich angekommen.

In sehr guten 3:16,04 Stunden haben Sie vor zwei Wochen Ihren ersten Marathon – dazu gleich den in Paris – absolviert. Wie war’s?
Das war schon ein besonderes Gefühl und eine wirklich coole Erfahrung. Mein Papa hat mich begleitet, wir waren drei Tage in Paris und hatten dort eine gute Zeit.

Während der Laufsport oft eher allein stattfindet, ist der Fußball ein klassischer Teamsport. Fehlt Ihnen das nicht zwischendurch?
Auf jeden Fall! Ich habe mit dem Fußball aufgehört und dabei einen guten Schnitt gemacht, das lief alles sauber ab. Vor allem wollte ich mehr Zeit für die Familie haben. Trotzdem hatte ich bei diesem Ende auch ein weinendes Auge, klar.

Seit Sie für sich endgültig den Laufsport entdeckt haben, trainieren Sie nicht nur alleine, sondern bereiten als Coach auch Schützlinge auf Wettkämpfe vor, richtig?
Ganz genau – allerdings sind das alles Kampfsportler. (lacht) Bei den Legion Titans in Arnsberg mache ich aktuell mindestens einmal pro Woche ein Lauftraining. Die Jungs sind im Käfig oder im Ring alle sehr fit und durchtrainiert, aber nach zehn Minuten beim Laufen pumpen sie dann gerne mal wie die Maikäfer. (lacht) Dafür ziehen die Jungs aber alle super mit und wollen sich auch immer weiter verbessern. Außerdem bekomme ich als Trainer oft auch ein gutes Feedback von ihnen und das freut mich dann natürlich umso mehr.

Während andere Läufer maximal zwei Marathonstarts pro Jahr absolvieren, sieht Ihr Wettkampfkalender in diesem Jahr anders aus. Wo setzen Sie Schwerpunkte und was sind die wichtigsten Ziele?
Ich starte beim Vivawest-Marathon am 19. Mai in Gelsenkirchen, das ist auf jeden Fall der nächste Höhepunkt. Außerdem bin ich beim Rhein-Ruhr-Marathon am 2. Juni in Duisburg am Start und dazu bei einem besonderen Lauf, dem Roparun. Dabei geht’s vom 8. bis 10. Juni als Staffel über eine Strecke von etwa 520 Kilometern für den guten Zweck von Paris nach Rotterdam. Ich werde dabei in drei Tagen Etappenläufe von etwa 65 Kilometern zurücklegen.

Neben Ihren weiteren Starts beim Volksbank-Sauerland-Lauf-Cup und dem Lake Run am Möhnesee steht am 12. und 13. Oktober wieder der Arnsberger Traildorado an. Sind Sie – trotz Ihrer teils heftigen Erfahrungen – wieder mit dabei?
Auf jeden Fall! Das ist eine richtig schöne Veranstaltung, auf die ich mich schon sehr freue. Im Gegensatz zu meinem ersten Start werde ich dieses Mal dann als Einzelläufer antreten. Ich habe mir vorgenommen, in 24 Stunden 100 Kilometer zurückzulegen. Mal sehen, ob meine Muskulatur das überhaupt mitmacht. (lacht)