Oeventrop/Freienohl. Seit 50 Jahren zählt für ihn schwarz-gelb: Eugen Kraas ist Chef des BVB-Fanclubs Oeventrop-Freienohl. Wie der weltweit größte BVB-Fanclub tickt.

Seit fünf Jahrzehnten zählt für ihn vor allem schwarz-gelb: Eugen Kraas ist Vorsitzender des BVB-Fanclubs Oeventrop-Freienohl, mit 1091 Mitgliedern der größte Fanclub von Borussia Dortmund weltweit. Auf welche Weise sich das Fansein in den 40 Jahren seit Bestehen des Fanclubs für ihn verändert hat, wie er die größten Erfolge der Vereinsgeschichte erlebte und was er vom Bundesliga-Gipfel am Samstagabend zwischen Bayern München und Borussia Dortmund erwartet, hat uns der 68-Jährige erzählt.

Eugen Kraas, wo waren Sie am 28. Mai 1997?
Eugen Kraas: Das war der Tag des Champions-League-Finales des BVB gegen Juventus Turin – und ich war natürlich live beim Spiel in München. Wir sind als Fanclub mit drei Bussen und etwa 200 Anhängern angereist. Wir lagen 0:1 zurück, dann kamen die Tore von Karl-Heinz Riedle und Lars Ricken. Die Stimmung war sensationell, wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Danach waren wir zu sechst beim Weltpokalfinale in Tokio, das der BVB ja auch gewonnen hat.

Der BVB-Fanclub Oeventrop-Freienohl, der 1091 Mitglieder zählt, wurde 1979 gegründet. Sie waren damals Gründungsmitglied und sind seit vier Jahren Vorsitzender. Wie sieht euer Fan-Alltag aus?
Einige von uns sind auch in den Trainingslagern dabei, aber wir besuchen vor allem alle BVB-Pflichtspiele. Wir hätten nie gedacht, dass das Ganze so groß wird. Über die Jahre hatten wir keine Skandale und hatten auch nichts mit Hooligans oder rechten Fans, von denen wir uns ganz deutlich distanzieren, zu tun. Familienmütter geben uns ihre Kinder mit zu den Spielen, weil sie wissen, dass sie wohlbehalten zurück nach Hause kommen.

Vor kurzem hat Ihr Fanclub seinen 40. Geburtstag gefeiert, zu Gast war auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim „Aki“ Watzke. Was war das für ein Erlebnis für Sie?
Das war eine schöne Veranstaltung. Aki Watzke ist ein abergläubischer Mensch. Er hat uns zuletzt 2011 besucht – und da wurde der BVB Meister. Deshalb hat er gesagt, dass sein erneuter Besuch jetzt ein gutes Omen ist. (lacht)

Wie wurden Sie zum BVB-Fan?
Vor 50 Jahren habe ich erstmals ein BVB-Spiel besucht, damals gegen den SV Wilhelmshaven. Ich war zunächst reserviert und hatte mit Fußball nichts am Hut. Nach und nach hat sich das dann aber entwickelt, ich bin komplett von diesem Virus Borussia eingenommen worden. Auch meine erste Frau und meine jetzige Verlobte haben diese Leidenschaft immer geteilt – anders ist das auch gar nicht möglich.

Wie hat sich das Fansein in den vergangenen 40 Jahren verändert?
Früher konnte man sich die Jahreskarten beim BVB vollkommen frei aussuchen. Heute sind die Wartelisten ewig lang und man muss nehmen, was man kriegen kann. Alles ist viel größer geworden. Interessant ist auch, dass mittlerweile sicherlich fast 50 Prozent der Stadionbesucher Frauen sind.

Viele Ehrenamtler, Fans und andere Protagonisten aus dem Amateurfußball, sehen die Entwicklung des Profifußballs hin zu einem großen Event kritisch. Wie beurteilen Sie das?
Ich fand’ es zum Beispiel sinnvoll und hilfreich, dass auch beim BVB eine elektronische Bezahlkarte im Stadion eingeführt worden ist. Wenn man dauernd auswärts unterwegs ist, wird es allerdings nervig, wenn man irgendwann für jedes Stadion eine eigene Karte gesammelt hat. (lacht) Gut gefällt mir, dass die Montagsspiele wieder abgeschafft werden. Insgesamt machen wir gerne unsere ehrenamtliche Arbeit im Fanclub, auch wenn die Anzahl der Stunden, die wir dafür aufbringen, zugenommen hat.

Mit dem Fanclub Königsblau Brilon ist auch der weltweit größte Fanclub des Dortmunder Erzrivalen Schalke 04 hier ansässig. Gibt es Kontakt zwischen den beiden Fanclubs?
Unsere Wege kreuzen sich nicht. Sind denn in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis Schalker?
Nicht, dass ich wüsste. (lacht) Ich hab’ aber kein Problem mit Schalkern. Es wäre ja schade, wenn die Blauen absteigen, dann hätte man ohne Derbys nichts zum Frotzeln.

Ganz Fußball-Deutschland freut sich auf diesen Samstag, wenn Bayern München Borussia Dortmund zum Ligagipfel empfängt. Ihr Fanclub ist beim Spiel dabei, oder?
Natürlich! Einige Mitglieder reisen bereits am Freitag nach München, andere BVB-Fans am Samstag.

Gab es unmoralische Angebote, weil Sie Tickets haben?
Klar. Ich könnte meine Karte sicher für 500 Euro verkaufen. Das würde ich aber niemals machen.

Was ist denn drin für den BVB?
Wir dürfen die Bayern nicht ins Spiel kommen lassen. Mit einem Punkt könnte ich auf jeden Fall gut leben. Ich bin optimistisch!

Eine weitere Leidenschaft neben Borussia Dortmund

Name: Eugen Kraas.

Alter: 68.

Familienstand: Verwitwet, seit sechs Jahren verlobt.

Wohnort: Oeventrop.

Beruf: Rentner. Früher war Eugen Kraas Papiertechnologe.

Hobbys: Borussia Dortmund, Spazieren gehen.

Tätigkeiten im Fanclub: früher Geschäftsführer und Schatzmeister, nun Vorsitzender.