Hüsten/Voßwinkel. Seit 21 Jahren ist Marco Grebe, nun 41 Jahre alt, Fußball-Trainer. Er spricht über Angebote, Ziele und einen kuriosen Lehrgang mit Ex-Profis.

Mit 14 Jahren war sein rechtes Knie kaputt. Später, mit 20, war dann auch das linke Knie fußballerischen Belastungen nicht mehr gewachsen. Damals entschied Marco Grebe, heute 41 Jahre alt, künftig als Fußball-Trainer durchzustarten. Der A-Lizenzinhaber, der sowohl die C-Junioren des SV Hüsten 09 als auch die erste Herrenmannschaft des TuS Voßwinkel trainiert, spricht über seine Detailverliebtheit, den Unterschied zwischen Junioren- und Seniorenteams und erzählt, wie er Ex-Nationalspieler Benjamin Lauth das Gegenpressing erklärte.

Marco, seit zehn Jahren trainieren Sie die C-Junioren des SV Hüsten 09, mit denen Sie nun sensationell und als einziges HSK-Team im Achtelfinale des Westfalenpokals stehen. Am Samstag um 15 Uhr geht’s gegen Landesligist SVE Jerxen-Orbke. Was ist für Ihr Team drin?
Marco Grebe: Bis hierher bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft, die ich damals übernommen habe, als die Jungs Minikicker waren. Sechs von damals sind noch immer mit dabei. Wir haben eine intakte Truppe, eine überragende Elterngemeinschaft und ich bin stolz auf das, was die Jungs schon erreicht haben. Wir wollen jetzt natürlich unbedingt ins Viertelfinale.

Sie haben den Gegner zuletzt beim 2:4 bei der SpVg Beckum beobachtet. Ein durchaus ungewöhnlicher Schritt auf diesem Niveau. Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit?
Ich versuche als Trainer auf viele Details zu achten: Wie läuft deren Stürmer die Bälle an? Warum umläuft der Linksverteidiger jeden Ball? Wie verteilen deren Sechser die Bälle? Manche meiner Spieler beim TuS Voßwinkel nennen mich deshalb schon „Lucien Favre“. (lacht) Der SVE Jerxen-Orbke hat ein starkes Team, spielt aber recht offensiv. Wir werden Räume bekommen – die wollen wir nutzen.

Sie trainieren auch die erste Herrenmannschaft des TuS Voßwinkel. Was sind die Unterschiede in der Arbeit mit Junioren und Senioren?
Bei den Jugendlichen schlägt jetzt die Pubertät voll zu. Wenn den Jungs im Training etwas misslingt, kann die Stimmung umschlagen. Da muss ich cool bleiben. Hier geht’s auch viel mehr um Ausbildung als bei gestandenen Kreisliga-Spielern. Freitags trainiere ich erst die Kurzen, dann die Senioren. Da muss man erstmal überlegen, wen man da gerade trainiert. (lacht)

Lob schmeichelt

Was für ein Trainertyp sind Sie?
Ich denke, dass man sich als Trainer schon versucht, von Kollegen und auch aus dem Profibereich die eine oder andere Sache abzuschauen. Generell finde ich aber, dass man als Trainer seinen eigenen Weg finden muss. Man darf keine Rolle spielen, das merken Jugendliche genauso wie Erwachsene. Wenn die Mannschaft mir als Coach vertraut, dann ist viel gewonnen. Alle müssen gemeinsam unbedingt denselben Weg einschlagen.

Thomas Malachowski, Sportlicher Leiter des Landesligisten SV Hüsten 09, hat Ihre Arbeit im Gespräch mit unserer Zeitung zuletzt ausgesprochen gelobt. Wie haben Sie seine Komplimente aufgenommen?
Als das Interview erschienen ist, habe ich direkt einige Nachrichten bekommen. (lacht) Ich habe es mir sofort durchgelesen und mich sehr über Thomas’ Einschätzungen gefreut.

Konkret hat Malachowski Sie als „Top-Trainer“ bezeichnet. Sie stammen vom SV Hüsten 09 und sind Hüstener. Kehren Sie also als Trainer in den Seniorenbereich des Vereins zurück und werden absehbar Coach der ersten Mannschaft?
Nach vier Jahren als Trainer der zweiten Herrenmannschaft beim SV Hüsten 09 hat es damals nicht mehr gepasst. Ich bin aber nicht im Streit aus Hüsten weggegangen, sonst würde ich ja auch nicht immer noch die C-Junioren trainieren. Langfristig sehe ich mich im gehobeneren Seniorenbereich und als A-Lizenz-Inhaber glaube ich – ohne arrogant klingen zu wollen –, dass ich auch das Zeug dazu habe. Jeder weiß, dass ich Hüstener bin und mich viel mit dem Verein verbindet. Deshalb würde ich ein erneutes Engagement nie ausschließen. Mein Vertrag beim TuS Voßwinkel läuft aber noch bis Juni 2020. Ich weiß auch, wieviel ich am TuS als Verein habe.

Große Ziele

Im 100. Jahr des Vereinsbestehens stehen Sie mit dem TuS Voßwinkel vor dem Aufstieg in die „Bundesliga des Sauerlandes“. Was würde dieser Erfolg bedeuten?
Natürlich wäre das besonders im Jubiläumsjahr überragend. Die Bezirksliga 4 reizt uns sehr, auch, weil sie bei den Teams und in den Medien so präsent ist. Wir haben große Lust, den Aufstieg zu schaffen.

Als Trainer verfügen Sie über die A-Lizenz. Im Lehrgang, den Sie 2017 erfolgreich abgeschlossen haben, waren mit Paul Freier, Benjamin Lauth, Fabian Boll oder „Zecke“ Neuendorf mehrere Ex-Profis und Nationalspieler. Sind die Amateure da nicht vor Ehrfurcht erstarrt?
Überhaupt nicht! Die Jungs waren super drauf. Wir haben abends zusammengesessen und sie haben Anekdoten aus ihrer Profizeit erzählt. Bei meiner Lehrprobe habe ich dann Benny Lauth, immerhin Ex-Nationalspieler, korrigiert und ihm als Trainer das Gegenpressing erklärt. Wahnsinn! Noch besser: Danach kam er zu mir und hat mich gelobt, weil ich seinen Fehler berichtigt habe. Das war ganz toll.