Sauerland. Unter den Fußballerinnen aus dem HSK hat es jetzt nach einer Aussage von Gladbach-II-Trainer Heiko Vogel einen Aufschrei der Empörung gegeben.

So sehen dann wohl Eigentore aus. Heiko Vogel, Trainer des Fußball-Regionalligisten Borussia Mönchengladbach II, und das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) haben jetzt für einen Aufschrei unter Fußballerinnen in ganz Deutschland gesorgt. Auch im Sauerland ist die Empörung groß.

Was ist passiert? Am 30. Januar. gewann in der Regionalliga West die zweite Mannschaft von Borussia Mönchengladbach die Partie gegen die SSG Bergisch Gladbach mit 2:1. Borussia-Trainer Heiko Vogel hatte dabei in der zweiten Halbzeit die gelb-rote Karte gesehen und musste die Partie von der Tribüne aus verfolgen. Der Gladbacher Coach hatte die Leistung des Schiedsrichters kritisiert und war zudem die beiden Schiedsrichterassistentinnen verbal angegangen. „Frauen gehören einfach nicht auf den Fußballplatz“, soll der Coach gesagt haben.

Geldstrafe und zwei Spiele Sperre

Äußerungen, die nun zu einer Verhandlung vor dem Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbandes (WDFV) führten. Eine Geldstrafe von 1500 Euro und eine Sperre von zwei Spielen für den Innenraum waren ein Teil des Urteils. Eine zusätzliche Auflage sorgte dann für Empörung. Der WDFV verurteilte Vogel außerdem dazu, dass er sechs Trainingseinheiten bei einer Frauen- und Mädchenmannschaft seines Vereines ableisten müsse. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft merkte in einem offenen Brief an, dass das Training einer Frauenmannschaft gewiss keine Strafe sei und stellte die Auflage als „diskriminierend“ und „verletzend“ dar.

So sieht das auch Tim Kuhlmann, Trainer der Fußballerinnen der SG Bruchhausen/Niedereimer. „Ein Training mit einer Frauen-Mannschaft ist keine Strafe, sondern macht großen Spaß“, sagt der Coach und fügt hinzu: „Ich möchte den Job nicht missen.“ Mit der Spielgemeinschaft ist Kuhlmann in der zurzeit aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochenen Saison Tabellenerster der A-Liga Arnsberg.

Sandra Kraft, Teammanagerin der Landesliga-Fußballerinnen des SV Thülen, kann vor allem die Aussage von Heiko Vogel nicht nachvollziehen. „Wer sich zu einer solchen Aussage hinreißen lässt, hat die Entwicklung im Frauenfußball nicht mitbekommen. Selbst zu meiner aktiven Zeit als Spielerin habe ich hier im Sauerland nicht so einen Spruch gehört“, teilt Sandra Kraft mit. „Von daher finde ich die Aussage diskriminierend und die Strafe gerechtfertigt. Ich finde es sogar gut, dass Herr Vogel mal das Training der Fußballerinnen von Borussia Mönchengladbach leiten muss. Da wird er dann sehen, wie gut Frauen Fußball spielen können.“

Gründerin der Frauen-Mannschaft

Eine Pionierin des Frauenfußballs im Sauerland ist Kerstin Schnurbus-Neumann, 2. Vorsitzende des TuS Medebach und Gründerin der Frauen-Mannschaft im Jahr 1985. Inzwischen spielen die TuS-Ladies in der Bezirksliga. „Es hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten sehr viel im Frauenfußball getan. Zwischen meiner Zeit und heute liegen Welten. Wir Mädels durften damals nicht bei den Jungs mittrainieren. Da waren wir auf die Bolzplätze oder auf die Straße angewiesen“, berichtet Kerstin Schnurbus Neumann und fügt hinzu: „Für Herrn Vogel sollte das Frauen-Training ein Ansporn sein. Hier kann er neue Erfahrungen sammeln. Frauen gehören ja seiner Meinung nach nicht auf den Fußballplatz. Die Frauen von Borussia Mönchengladbach sind somit schon bestraft genug, wenn sie unter solch einem Mann trainieren müssen.“

Beim TuS Medebach werden die Trainingseinheiten von Spielertrainerin Katharina Köster geleitet. „Der Frauenfußball ist längst nicht mehr so wie früher, als die Zuschauer auf den Platz gekommen sind, um eine Kirmesattraktion zu sehen. Die Aussage von Herrn Vogel finde ich schon sehr heftig.“, sagt Katharina Köster und sieht in dem Urteil eine Strafe für den Frauenfußball. „Inzwischen ist jede siebte Person im Fußball eine Frau ist. Diese Quote wird nach der Corona-Pandemie noch steigen, denn die Jungs sitzen doch nur noch vor dem Computer.“