Winterberg. Der Weltcup der Rennrodler in Winterberg steht im Zeichen des Boykotts vieler Stars. Julia Taubitz startete. Was Rang drei nun für sie bedeutet.

Es war eine Szene, welche der ARD vor dem Weltcupfinale der Rennrodler in einer Woche am Königssee als Trailer dient. Mitten in der Zielarena in Winterberg standen die Deutsche Julia Taubitz und die Russin Tatjana Iwanowa und versuchten jeweils, die Kristallkugel, um die es im Gesamtweltcup geht und die beide in Händen hielten, zu sich zu ziehen. Als genug Material gedreht war, reckten Taubitz und Iwanowa grinsend die Trophäe gemeinsam in die Höhe. „Das wäre die beste Lösung“, sagte eine Zuschauerin seufzend. Doch zu dieser wird es trotz des Boykott-Weltcups in Winterberg nicht kommen.

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Denn obwohl unter anderem die deutschen Doppelsitzer, Felix Loch, der Russe Roman Repilov sowie die österreichische Mannschaft und das Team USA auf einen Start im Hochsauerland verzichten, weil die Bahn zu gefährlich sei, gehen die Weltcuprennen mit verkürzten Starthöhen über die Bühne. Bei den Damen feierte die Lettin Eliza Cauce den ersten Weltcupsieg für ihr Land. Die Weltcupführende Tatjana Iwanowa aus Russland landete auf dem zweiten Rang und baute ihren Vorsprung im Gesamtklassement auf Verfolgerin Taubitz, die Rang drei belegte, aus.

Die Platzierten des Rennrodel-Weltcups in Winterberg 2020: (v.li.) Tatjana Iwanowa (2.), Eliza Cauce (1.) und Julia Taubitz (3.).
Die Platzierten des Rennrodel-Weltcups in Winterberg 2020: (v.li.) Tatjana Iwanowa (2.), Eliza Cauce (1.) und Julia Taubitz (3.). © Falk Blesken

Iwanowa (907 Punkte) besitzt nun 27 Zähler Vorsprung auf Taubitz (880). „Mir gefällt die Bahn am Königssee sehr, aber 27 Punkte sind verdammt viel“, sagte die 23-jährige deshalb nach dem Rennen in Winterberg. Anders als bei etlichen Trainingsfahrten gab es keine Stürze, allerdings gelang auch keiner Rennrodlerin eine fehlerfreie Fahrt. „Der Eisausbau vor allem unten im Hochgeschwindigkeitsbereich ist richtig schlecht. Dort ist niemand sauber durchgekommen und insgesamt waren die Chancen 50:50, dort überhaupt durchzukommen“, resümierte und klagte Taubitz.

Taubitz kritisiert FIL erneut

Ihr sei die Verkürzung der Starthöhe zudem nicht entgegen gekommen, „und insgesamt ist es ein Wettkampf, in dem negative Emotionen überwiegen, weil die ganze Woche so durcheinander war“, sagte sie. Erneut erklärte Taubitz in Richtung des Internationalen Rennrodelverbandes FIL: „Wir Sportler wurden nicht wirklich erhört. Ich bin zwar froh, dass ich Dritte geworden bin, aber für die Rodel-Welt war es ein einschneidendes Erlebnis.“

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Nach diesem wartet bei den Damen ein packendes Weltcupfinale am Königssee auf Iwanowa und Taubitz. Denn verloren ist der Gesamtsieg für die Deutsche noch nicht. Gewinnt sie und wird die Russin lediglich Dritte – oder Vierte oder Fünfte – hält die Serie von deutschen Gesamtweltcupsiegen an. Andernfalls endet eine eindrucksvolle Serie nach 21 deutschen Triumphen in Folge.

Ludwig siegt bei den Herren

Bei den Herren sicherte sich Johannes Ludwig seinen dritten Saisonsieg. Der 34-Jährige verbesserte sich damit im Gesamtklassement auf Rang vier. Auf der verkürzten Strecke setzte sich Ludwig mit zwei guten Läufen vor Kristers Apartjos und Teamkollege Sebastian Bley durch. Im Gegensatz zu den Frauen gab es im Männer-Rennen einige Stürze, die aber allesamt glimpflich ausgingen.

Das Podest bei den Herren: (v.li.) Kristers Apartjos (2.), Sieger Johannes Ludwig und Sebastian Bley (3.).
Das Podest bei den Herren: (v.li.) Kristers Apartjos (2.), Sieger Johannes Ludwig und Sebastian Bley (3.). © dpa | David Inderlied

„Ich glaube, dass der Kopf eine große Rolle gespielt hat“, sagte Ludwig nach dem Rennen: „Ich habe mich gut auf die Bahn eingestellt und bin im Laufe der Woche in einen gewissen Flow gekommen, deshalb bin ich auch angetreten.“ Er respektiere aber die Meinung der Kollegen, die nicht gestartet sind, sagte Ludwig und ergänzte: „Das war ein Zeichen an die Organisatoren, das nächste Mal gleich von Anfang an eine Weltcup würdige Bahn hinzustellen. Daran hat es gehapert und damit ist auch im Laufe der Woche nicht frühzeitig gut genug mit umgegangen worden.“