Winterberg. Skifahren im Sauerland: Geht das aktuell? Zum Auftakt unserer neuen Wintersport-Serie gingen wir der Frage nach. Die Antwort ist eindeutig: Ja!
Der Blick zum Himmel zaubert ein Grinsen ins Gesicht. Der Blick auf das Thermometer? Er verursacht Sorgenfalten auf der Stirn. Denn bei 15 Grad um zehn Uhr morgens ist vieles vorstellbar. Aber Skifahren? In Winterberg, das bekanntlich nicht in einer allzu hochalpinen Region liegt, sondern lediglich im Hochsauerland?
Nordlage hilft dem Schnee
Der erste Skipisten-Check unserer neuen Serie beginnt bei strahlendem Sonnenschein in Soest, dank der bis Olsberg verlängerten Autobahn 46 nur noch rund eine Autostunde von Winterberg entfernt. Die Homepage des Skiliftkarussells verrät: Zwei Pisten sind geöffnet, jeweils 500 Meter lang. Weil der Poppenberg mit einer mittelschweren (roten) Piste lockt, während der Lift Rauher Busch familiäres Publikum mit einer leichten (blauen) Piste bedient, ist die Wahl einfach. Der Poppenberg, jener Hang, auf dem zum Saisonende das Weltcup-Finale im Parallel-Slalom der Snowboarder ausgetragen wird, dient als Ort der ersten Schwünge.
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An diesem Mittag ist der Andrang überschaubar, sowohl im Skiverleih als auch an der Kasse direkt an der Piste. 15 Euro ist die Tagespauschale für Ski samt Skistöcken, 22 Euro kostet ein so genannter 50-Punkte-Skipass, der zu acht Fahrten mit dem 8er-Sessellift berechtigt. Nur kurze Zeit nach meiner Ankunft im Skigebiet sitze ich tatsächlich im Lift. Alleine. Gut zwei Minuten später entlässt mich dieser auf die Piste.
Sonne und blauer Himmel über Winterberg, neun Grad – und ich fahre Ski im Hochsauerland?
Die ersten Schwünge sind zum Eingewöhnen. Doch bereits nach diesen steht fest: Der Schnee ist dank Nordlage des Hanges kein bisschen sulzig, die Piste zwar nicht allzu breit, aber ausreichend. Zumal wochentags zu dieser Uhrzeit außerhalb der Ferien die Zahl der Skifahrer überschaubar ist. Okay, nach knapp eineinhalb Minuten stehe ich wieder am Lift – aber: was soll’s?
Deshalb wird es voller werden
So sieht es auch Jonas aus Dortmund. Er ist mit seiner Freundin aus dem Ruhrgebiet angereist. Beide fahren Snowboard. „Meine Freundin lernt es gerade und dafür ist Winterberg ideal“, sagt der erfahrene Snowboarder, der sonst gerne in Frankreich oder in Österreich fährt.
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Skilehrer Mika und seine Schülerin Marlene aus Borken liften ebenfalls eifrig. „Der Schnee ist super“, sagt Mika. Na klar, er muss es sagen – aber es stimmt ja. „Ich bin zum ersten Mal im Skiurlaub und habe in den vergangenen drei Stunden wirklich viel gelernt“, sagt die junge Dame aus dem Münsterland.
Wenn an diesem Wochenende die Schulferien beginnen und mit Weihnachten sowie Silvester die Kernsaison im Sauerland startet, wird sich die Lage am Poppenberg ebenso ändern wie am Lift Rauher Busch. Wartezeiten lassen sich dann nicht vermeiden, wenngleich die Winterberger Liftbetreiber ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahren stetig erhöht haben. Fast in Gedanken versunken über die Piste zu carven? Das wird bei zwei geöffneten Abfahrten schwierig werden.
Startet ein dritter Lift am Wochenende?
„Vielleicht wird am Wochenende ein dritter Lift in Betrieb gehen“, sagt Winterbergs Tourismusdirektor Michael Beckmann, der sich gerade den Fortschritt der neuen „Hütte“ bei Möppi anschaut. „Wir hätten uns auch mehr gewünscht, aber das Wetter gibt es nicht her und ich bin froh, dass die Lifter diese beiden Pisten so stehen haben, dass qualitativ etwas geboten wird“, ergänzt Beckmann.
Wir stehen in der Sonne, als wir uns unterhalten. Ein Thermometer zeigt 12 Grad an. Meine Jacke liegt über dem Arm, an dem auch der Helm hängt. Ich schwitze. Vom Skifahren im Sauerland.