Soest. . Amanal Petros ist Titelverteidiger beim traditionellen Silvesterlauf von Werl nach Soest.

Dutzende Siegerfotos waren geschossen, einige Gratulationen angenommen und auch schon ein paar erste Interviews absolviert. Als Amanal Petros am 31. Dezember 2017 zwischen keuchenden Amateurläufern und kostümierten Hobbysportlern auf dem Kopfsteinpflaster des Soester Marktplatzes stand, war der 31. Dezember 2018 für den frischgebackenen Gewinner noch ganz weit weg. Ein bisschen verlegen hatte er deshalb gesagt, dass er noch nicht wisse, ob er wiederkommen werde: „Ach, das muss ich mal abwarten.“

Denn zwar ist der Silvesterlauf von Werl nach Soest eine jahrzehntealte Traditions- und Kultveranstaltung. Aber eben eine, die nicht von Stars der Leichtathletik-Szene geprägt wird – sondern schon eher von jenen, die auf dem besten Wege sind, zu Stars zu werden. So wie Petros. Das erklärte Ziel des gebürtigen Eritreers heißt, an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio teilzunehmen. Mit tausenden Breitensportlern 15 Kilometer über die ehemalige Bundesstraße 1 zu rennen, das muss da nicht unbedingt zum Karriereplan passen.

Bei Petros aber passt es ins Konzept, sonst würde er am Montag ab 13.30 Uhr nicht versuchen, seinen Titel zu verteidigen – was übrigens seit Ansgar Varnhagen 2006 keinem Teilnehmer mehr gelang. In der vergangenen Woche konnten die Organisatoren sowohl Petros’ als auch die Zusage von Fabienne Amrhein, der schnellsten Frau des Vorjahres, bekanntgeben. Und das soll es noch nicht gewesen sein. „Dank der Kontakte unserer Sportlichen Leiter Laura Lienhart und Andreas Beulertz werden wohl noch weitere Topläufer mit dabei sein. Die beiden leisten gute Arbeit“, sagte Lauforganisator Ingo Schaffranka.

Ein logischer Schritt

Dass den Verantwortlichen mit Petros’ erneutem Antritt ein kleiner Coup gelungen ist, zeigt der Blick auf das zurückliegende Sportjahr des Cross-Spezialisten. Höhepunkt war sicherlich die Teilnahme an der Leichtathletik--EM in Berlin im August. Petros schlug sich achtbar im ungewohnten Rampenlicht, als 16. des Finales über 10.000 Meter war er bester Deutscher.

Einen weiteren Meilenstein setzte der 23-Jährige, der einst in der Flüchtlingsunterkunft in Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) mit dem Laufen angefangen hatte, mit der Unterschrift beim TV Wattenscheid 01. „Ich habe mich für einen Verein mit einem professionellen Umfeld entschieden“, sagte Petros nach seinem Wechsel vom SV Brackwede an die Lohrheide. Die neuen Kollegen kennt er bestens, seit Jahren trainiert er mit ihnen und reist zu Wettkämpfen. „Für mich war das ein logischer Schritt – auch wenn es lange gedauert hat“, erklärt Petros.

Im Januar steht für den Neu-Wattenscheider sogar ein Höhen-Trainingslager in Kenia auf dem Programm, um sich dort auf 2000 Metern Höhe auf die WM 2019 in Doha vorzubereiten, seinem Ziel für das nächste Jahr. Noch aber schreiben wir ja das Jahr 2018, und dort gibt es für Amanal Petros noch etwas zu erledigen: Erneut so schnell wie möglich von Werl nach Soest zu flitzen. Und sich dann zu überlegen, ob er nicht auch am 31. Dezember 2019 beim Silvesterlauf antreten will ...