Hochfilzen/Winterberg. . Die Winterberger Biathletin Maren Hammerschmidt kehrte mit Staffel-Gold von der WM heim. Doch zuvor musste sie eine Enttäuschung abschütteln.
Sie weiß, wo ihre Goldmedaille derzeit ist, natürlich. Aber deren Aufenthaltsort fällt doch nicht so spektakulär aus, wie es Außenstehende vermuten könnten. „Sie liegt noch in meiner Sporttasche“, sagt Maren Hammerschmidt im Gespräch mit dieser Zeitung – und lacht.
Gemeinsam mit Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier triumphierte die Biathletin des SK Winterberg wie berichtet im Staffelrennen der Weltmeisterschaft in Hochfilzen. „Der größte Tag für Maren und den Skiklub seit 1907“, jubelten die Winterberger anschließend. Wann ihr Verein gegründet wurde? 1907.
Mit etwas Abstand zu den Titelkämpfen in Österreich gibt die 27-jährige Winterbergerin, die am Stützpunkt in Ruhpolding lebt und trainiert, nun einen kleinen Einblick in ihre WM-Gefühlswelt.
Das Tal der Tränen
„Nach dem Sprintrennen war ich extrem enttäuscht“, sagt die Zollbeamtin. Nach Hochfilzen, dorthin, wo sie in der vergangenen Saison im Sprint, in der Verfolgung und mit der Staffel jeweils als Zweitplatzierte auf dem Weltcup-Podium gestanden hatte, war sie mit riesengroßen Erwartungen angereist. Doch zum WM-Auftakt stürzte sie im Sprint auf Rang 55 ab. Anschließend habe sie sich eine Deadlinie gesetzt: „Bis abends um 20 Uhr habe ich mir Zeit gegeben, mich zu ärgern und auch die eine oder andere Träne zu vergießen.“ Danach galt die Konzentration der Verfolgung, „die mir mit Platz 40 halbwegs gelungen ist“. Nach dem ersten WM-Wochenende drückte Hammerschmidt den Reset-Knopf – und verließ mit einem starken siebten Platz im Einzelrennen endgültig das Tal der Tränen.
Das Drama am Schießstand
Trotz des mäßigen Auftakts stand ihr Start in der Staffel nie zur Diskussion. Immerhin hatte sie auch bei den vorherigen drei Weltcup-Siegen zum deutschen Quartett gehört. Und als zweite Läuferin nach Vanessa Hinz rechtfertigte sie das Vertrauen. „Läuferisch war das top“, sagt die Sauerländerin selbst.
Das Drama im Stehendschießen? „Dort habe ich nicht meine beste Performance gezeigt“, gesteht sie und erklärt: „Wir hatten zuvor wunderschönes Winterwetter, nun fiel Neuschnee. Dadurch hatte ich echt Probleme mit den Schienbeinen.“ Mit der letzten Patrone vermied sie im Stehendanschlag nervenstark eine Strafrunde, die wohl das Ende der Medaillenträume gewesen wäre. Oder? „Darüber möchte ich gar nicht nachdenken.“
Die Feier nach dem Sieg
Der Zieleinlauf von Laura Dahlmeier als Schlussläuferin, die Blumenzeremonie, die Medaillenübergabe, bei der die Sektkorken nur so knallten, „all das waren wunderschöne Momente“, erklärt die Winterbergerin fast noch ein wenig gerührt. Während sich Dahlmeier und Co. für den folgenden Massenstart fit halten mussten, konnte Hammerschmidt „abends ein bisschen länger mit Trainern und Technikern zusammensitzen“. Sie hatte sich dafür nicht qualifiziert.
Im Zimmer mit Gold-Laura
Seit knapp eineinhalb Jahren teilt sich Hammerschmidt bei Wettkämpfen das Zimmer mit Laura Dahlmeier, „zufällig“, wie sie sagt. Fünf goldene und eine silberne Medaille gewann diese bei der WM. „Laura ist un-glaub-lich“, sagt Hammerschmidt. Dass von Rennen zu Rennen mehr Medaillen an der Wand hingen, spornte die Sauerländerin übrigens mehr an als dass es sie deprimierte.
„Wir sind Freundinnen geworden und ein echt gutes Team“, erzählt Hammerschmidt, „jeder hat seinen Part im Zimmer.“ Was das heißt? „Ach“, antwortet sie lachend, „Laura bringt zum Beispiel immer einen Wasserkocher mit und ich eine Blackroll.“ Eine Selbstmassagerolle – quasi die Grundlage aller Medaillentriumphe. Auch des eigenen.
Apropos Medaille: Hammerschmidts wird natürlich nicht ewig in der Sporttasche liegen bleiben. „Sie bekommt eine Ehrenplatz in einer Vitrine“, verrät – die Weltmeisterin aus Winterberg.