Bochum. Das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen steht beim VfL Bochum im Zeichen des Abschieds. Etliche Verträge laufen aus, einige Fragen sind noch offen.
Vor zwei Jahren gab es Blumen zum Abschied für Robert Tesche und einige andere Bochumer. Letztes Heimspiel gegen Bielefeld, ein freudiges 2:1 - der Klassenerhalt stand vorher schon fest nach dem 4:3-Triumph in Dortmund. Im Vorjahr verzichtete der VfL Bochum auf ein Adieu verdienter Spieler wie etwa Silvere Ganvoula vor den Fans, weil es im letzten Saisonspiel gegen Leverkusen noch um alles oder nichts ging. Es wurde alles. 3:0.
Wenn der VfL Bochum am Sonntagabend (19.30 Uhr/DAZN) die neuerdings Monsterkusen genannten Deutschen Meister, Europa-League- und DFB-Pokalfinalisten von Bayer Leverkusen empfängt im ausverkauften Ruhrstadion, könnte es wieder Blumen für etliche Profis geben.
Klassenerhalt: BVB kann dem VfL Bochum helfen
Sollte der BVB am Samstag (18.30 Uhr) in Mainz gewinnen, wäre die vierte Bundesliga-Saison in Folge für den VfL sicher. Dann, heißt es aus Vereinskreisen, könnten die Spieler, die keinen Vertrag mehr für die kommende Spielzeit haben, auch offiziell verabschiedet werden. Aber auch nur dann.
+++ VfL Bochum: So denkt Osterhage über sein letztes Heimspiel +++
So oder so wird es für den Fall, dass Bochum nicht noch in die Relegation muss, für elf Profis das (vorerst) letzte Heimspiel im Dress des VfL sein - sei es auf dem Platz, auf der Bank oder auf der Tribüne, wobei Philipp Förster erkrankt ist und zumindest fürs Spiel ausfällt.
Antwi-Adjei beim VfL Bochum vor der Verlängerung
Patrick Osterhage wechselt für knapp 5 Millionen Euro zum SC Freiburg. Die Kontrakte der Torhüter Andreas Luthe und Michael Esser, die ihre Karrieren wohl beenden werden, von Moritz Römling, Danilo Soares, Philipp Förster, Keven Schlotterbeck, Kevin Stöger, Takuma Asano, Goncalo Paciencia und Christopher Antwi-Adjei laufen aus.
Definitiv verlassen werden den Klub von den Feldspielern neben Osterhage auch Römling, Soares, Förster und der nur ausgeliehene Paciencia. Antwi-Adjei wird seinen Vertrag dagegen nach monatelangen Verhandlungen wohl zeitnah verlängern im Fall des Klassenerhalts.
VfL Bochum wird Schlotterbeck kaum halten können
Anders sieht es bei den drei Spielern aus, die der VfL gerne halten würde. Bei Asano stehen die Zeichen weiterhin auf Abschied, bei Stöger ohnehin - Union Berlin, Mönchengladbach, Augsburg ploppten bereits als Interessenten auf. Die heißeste Spur führt nach Berlin, sofern Union nicht absteigt.
Teams und Fakten: So könnten sie spielen
VfL Bochum: Riemann - Passlack, Ordets, Schlotterbeck, Bernardo - Losilla, Osterhage, Stöger - Asano, Hofmann, Wittek
Alternativen: Luthe - Soares, Gamboa, Loosli, Masovic, Oermann, Römling, Antwi-Adjei, Bero, Daschner, Elezi, Paciencia, Broschinski
Es fehlen: Esser, Kwarteng, Tolba (alle verletzt), Förster (krank/Hüftbeuger-Probleme)
Sperren drohen: Bernardo (9 Gelbe Karten), Broschinski (4)
Bayer Leverkusen: Hradecky - Kossounou, Tah, Tapsoba - Frimpong, Andrich, G. Xhaka, Arthur - Hofmann, Adli, Boniface
Alternativen: Kovar, Lomb, Grimaldo, Hincapie, Palacios, Stanisic, Aourir, Wirtz, Mbamba, Puerta, Borja Iglesias, Hlozek, Schick, Tella
Es fehlen: Keiner bekannt. Wirtz war zuletzt angeschlagen, wird wohl nicht spielen. In der Startelf sind zahlreiche andere Konstellationen denkbar nach dem 2:2 gegen AS Rom am Donnerstagabend. So könnte Stammkraft Frimpong eine Pause bekommen und Stanisic beginnen. Auch Schick oder Tella könnten für Boniface, Hofmann oder Adli loslegen.
Und Schlotterbeck? Der Verteidiger ist nur ausgeliehen vom SC Freiburg, er hat seinen Marktwert mit starken Leistungen gesteigert, es gibt Interessenten. Für knapp zwei Millionen Euro wird Freiburg ihn nicht mehr hergeben wie noch vor einem Jahr. Auch wenn sich Schlotterbeck in Bochum wohlfühlt, ist eine Verpflichtung des torgefährlichen Abwehrchefs aktuell sehr unwahrscheinlich. 27 Jahre, Linksfuß, stabil, mental stark, intelligent - Schlotterbeck hat, wie man im Fußball sagt, „einen Markt“, auf dem sich deutlich finanzstärkere Klubs als der VfL tummeln.
VfL Bochum vor schier unlösbarer Aufgabe
All dies rückt allerdings in den Hintergrund, wenn Bochum am Sonntag den Klassenerhalt noch nicht perfekt macht, wenn es am 18. Mai in Bremen noch um die direkte Rettung geht. Trainer Heiko Butscher, zunächst selbst nur bis zum Saisonende Chefcoach des VfL, betonte in dieser Woche öffentlich und vor dem Team daher immer wieder, dass der ganze Fokus auf der schier unlösbaren Aufgabe liegt, Bayer Leverkusen zu bezwingen. Oder zumindest einen Punkt zu holen, der ja auch reichen würde, wenn Mainz gegen Dortmund nicht gewinnt oder Union Berlin in Köln verliert.
Butscher setzt auf die eigenen, bei den Siegen gegen Hoffenheim (3:2) und Berlin (4:3) demonstrierten Stärken - und auf „die Energie des Vonovia Ruhrstadions“, sagte er am Freitag.
Fans des VfL Bochum starten Marsch um 15.30 Uhr
Um dieses Feuer der Fans, von denen vermutlich mehrere Tausend nach einem Aufruf der Ultras Bochum 99 am Sonntag um 15.30 Uhr vom Rathausplatz aus losmarschieren zum Stadion wie im Vorjahr am letzten Spieltag, im Ruhrstadion zu entfachen, „müssen wir in Vorleistung gehen, und das werden wir“, verspricht Butscher: „Wir wollen als Mannschaft alles rausfeuern.“
Wohl wissend, dass Leverkusen als Team und individuell nur „mit hoher Effektivität“ und auch etwas Matchglück zu packen ist. Leverkusen schließlich schenkt in dieser Saison nichts ab, ist seit 49 Pflichtspielen in der Liga, in der Europa League und im DFB-Pokal unbesiegt, trifft gerne in der Nachspielzeit. Dass Bochum auch bei den jüngsten Erfolgen gegen Hoffenheim und Union Berlin viele Gegentore schluckte nach Führungen, ist Butscher natürlich nicht entgangen.
Zum einen betont er aber das Positive, überhaupt jeweils 3:0 in Führung zu gehen. Dank mehr Entschlossenheit im Abschluss, dank des kräftezehrenden Pressings und „hoher Intensität“ etwa beim Anlaufen: „Das kann man nicht 100 Minuten durchhalten“, so Butscher. Daher gelte es, in den Phasen der tieferen Verteidigung „trotzdem aktiv zu bleiben, die Struktur zu halten, die Zweikämpfe zu gewinnen.“
VfL Bochum wohl ohne Broschinski in der Startelf
Verzichten muss er dabei neben Förster, der in dieser Saison ohnehin keine große Rolle spielte und auch bei Union Berlin nicht zum Kader zählte, eventuell auf Moritz Broschinski. Der Angreifer, der zuletzt auf dem (halb.)rechten Flügel überzeugte, wurde zu Wochenbeginn krank, konnte erst am Freitag ein „leichtes Training“, so der Coach, absolvieren. Butscher hofft, dass er am Samstag „zumindest Teile des Mannschaftstrainings“ mitmachen kann. Heißt wohl: Für die Startelf wird es sicherlich nicht reichen.
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Dafür aber ist Takuma Asano wieder „bei 100 Prozent“, nachdem der Japaner in den letzten Wochen auch wegen muskulärer Probleme müde gewirkt hatte. Asano dürfte Broschinskis Platz einnehmen, alternativ stünde Antwi-Adjei bereit.
VfL Bochum: Keine Startelf-Garantie für Kapitän Losilla
Zudem ist der zuletzt gesperrte Anthony Losilla wieder dabei. Butscher ist froh, den Kapitän wieder im Team zu haben, ohne ihm eine Startelf-Garantie zu geben. Dennoch ist mit Losilla von Beginn an zu rechnen. Für ihn weichen müsste vermutlich Matus Bero, vielleicht auch Patrick Osterhage. Kevin Stöger ist gesetzt - und eben einer der Profis, die womöglich ihr letztes Heimspiel absolvieren.