Bochum. Beim Bundesligisten hat es zuletzt etliche Krisengespräche gegeben. Auch vor dem Leverkusen-Spiel gibt es klare Ansagen und Absprachen und Hinweise auf Butschers Zukunft.
Weiter, immer weiter. Oliver Kahn hat einst das erste Fußballgesetz in diese drei Worte gefasst und damit einem der Sepp-Herberger-Sprüche, „nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, einen frischen Anstrich gegeben. Heiko Butscher, seit wenigen Wochen Cheftrainer des VfL Bochum, bekommt gerade sehr intensiv mit, was das bedeutet.
3:2-Sieg nach 3:0-Führung gegen die TSG Hoffenheim. 4:3-Sieg nach 3:0 und 4:2-Führung gegen Union Berlin. Die Spiele des VfL Bochum machen etwas mit allen, die es mit diesem Bundesligisten halten. Erst recht, wenn man, so wie Butscher, in verantwortlicher Position ist.
VfL Bochum bereitet sich auf das vielleicht letzte Heimspiel der Saison vor
Nach dem Spiel in Berlin starteten die Bochumer erst am Mittwoch wieder ins Training. Das passt, weil das nächste Spiel gegen Meister Bayer Leverkusen auch erst wieder am Sonntag ansteht.
Er habe die zwei Tage genutzt, um etwas abzuschalten, sagte Butscher. Ganz abzuschalten, sei aber nicht möglich gewesen, „weil man sofort wieder gierig wird, sich auf Leverkusen vorbereitet, das alte Spiel analysiert und schaut, was man da besser machen kann. Und da haben wir im Trainerteam schon Sachen gefunden, die wir der Mannschaft auch mitteilen werden“.
VfL Bochum hat den Klassenerhalt in der eigenen Hand
Am Mittwoch gab es vor dem ersten Training der Woche zunächst einmal eine weitere besondere Ansprache von Butscher an das Team. Sie war der Tatsache geschuldet, dass der VfL Bochum möglicherweise keinen weiteren Punkt benötigt, um die Klasse zu halten. Wenn der FSV Mainz 05 am Samstagabend gegen Borussia Dortmund verliert, schafft der VfL Bochum als Zuseher den Ligaverbleib.
„Wir haben gerade auch mit der Mannschaft darüber gesprochen, dass Mainz am Samstag gegen Dortmund spielt und wir danach vielleicht schon den Klassenerhalt geschaft haben“, sagte Butscher am Mittwoch nach der ersten Trainingseinheit der Woche. „Das Spiel können wir aber nicht beeinflussen. Wir fokussieren uns auf unser Spiel. Wir können uns nicht auf andere verlassen.“
Butscher: Der Fokus muss zu 100 Prozent beim VfL Bochum liegen
Butscher glaubt fest daran, dass seine Mannschaft heiß ist, im Vonovia Ruhrstadion einen Riesen-Fight zu liefern, „diese Stimmung auch wieder zu erleben. Was in den vergangenen beiden Wochen passiert ist, das ist grandios. Wenn uns Dortmund helfen sollte, freuen wir uns riesig. Aber wir gehen davon aus, dass es wir es am Sonntag in der eigenen Hand haben und genauso ist diese Woche dann auch strukturiert.“
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Trainerteam und Team würden jetzt nicht abwarten und gucken, wer bei Dortmund spiele. „Für uns zählt einzig und allein unser Spiel, unsere Vorbereitung darauf, gegen Leverkusen ein absolutes Weltklassespiel zeigen zu wollen. Das war der Deal, den wir vor dem Training auch mit der Mannschaft ausgemacht haben. Dass, was wir beeinflussen können, sind wir. Darauf haben wir uns verständigt, dass wir hier 100 Prozent geben und zu 100 Prozent fokussieren. Wenn wir auf dem Platz stehen, spielen oder trainieren, steht der Fokus zu 100 Prozent auf dem VfL Bochum.“
Ausgangslage des VfL Bochum hat sich verbessert
Die Ausgangslage sei nach den vergangenen beiden Siegen besser. „Aber“, sagte Butscher, „wir bleiben bei unserem Weg, schauen von Spiel zu Spiel. Dass es gegen Leverkusen ein unfassbar schwieriges Spiel wird, das ist uns klar. Aber wir werden wieder versuchen, drei Punkte zu holen. Mit einem Sieg wären wir rechnerisch durch. Auch wenn es sich vermessen anhört: So gehen wir es an.“
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Als Spieler hat Heiko Butscher diese besonderen Spiele im Abstiegskampf, diese ungewöhnlichen Entwicklungen und Ergebnisse, regelmäßig erlebt. „Mit dem SC Freiburg habe ich regelmäßig in der Bundesliga gegen den Abstieg gespielt, beim VfL Bochum war es nicht anders. Das kenne ich schon und diese Erfahrungswerte helfen, auch wenn ich als Trainer diese Situation noch nicht so kenne.“
Butscher will die schwierige Mission beim VfL Bochum erfüllen
Butscher so scheint es, wächst an der Aufgabe. Er sagt aber auch, dass er, als er sie übernahm, noch nicht überblicken konnte, was alles - mit ihm - passiert. „Als ich gefragt worden bin, ob ich es mache, war klar, dass ich es mache. Und zu dem Zeitpunkt denkst noch nicht, was wäre wenn, sondern du gehst immer vom positiven Fall aus. Aber ich wusste, dass es eine brutale Aufgabe wird.“
Und wenn man dann drin stecke, bestätige sich, dass es eine schwierige Mission sei. „Es macht aber auch Spaß, mit den Jungs zu arbeiten. Und wenn man dann spürt, das die Mechanismen greifen, die man eingeführt und verändert hat, ist das ein gutes Gefühl.“
Der VfL Bochum geht mehr auf sein eigenes Spiel
Seit Butscher von Thomas Letsch übernommen hat, geht der VfL Bochum mehr auf sein eigenes Spiel. „Damit haben wir etwas gefunden, was uns auch ausmacht“, sagte Butscher. „Vor allem in den vergangenen zwei Spielen haben die Spieler es sehr gut umgesetzt. 100 Prozent wird man nie erreichen. Wir haben drei, vier Dinge herausgegriffen, bei denen wir gesagt haben, dass das die Basis ist.“
Da gehe es zum Beispiel um das Pressing, die hohen Ballgewinne und diese von der ersten Minute an zu nutzen, das Gegenpressing, das gerade hervorragend funktioniere, „gerade auf die zweiten Bälle. Jetzt haben wir auch einen Weg gefunden, wie wir noch mehr Torgefahr ausstrahlen können“.
Für den gesamten VfL Bochum zählt nur der Klassenerhalt
Unter Cheftrainer Heiko Butscher ist der VfL Bochum auf einem sehr guten Weg, erneut den Klassenerhalt zu schaffen. Wie es mit Butscher nach Ende dieser Spielzeit beim VfL weitergeht, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Butscher könnte zum Talentwerk zurückkehren. Bevor er bei den Profis übernahm, schien klar, dass er Trainer der neuen U21 wird. Nun aber entwickelt er mehr und mehr Spaß an seiner Aufgabe, arbeitet zunehmend erfolgreich. Aktuell zählt für alle im Verein aber nichts anderes, als den Klassenerhalt zu schaffen.
„Deshalb versuchen wir uns komplett auf den Fußball zu konzentrieren und alles drumherum auszublenden“, sagte Butscher. „Ich muss sagen, dass gelingt uns in den vergangenen Wochen ganz gut. Die Mission Klassenerhalt muss erfüllt werden. Wir sind da klar in der Kommunikation. Wir spielen die Saison zu Ende, dann reden wir.“