Wolfsburg. Auch beim VfL Wolfsburg war der VfL Bochum nur der Aufbaugegner. 0:1, die Relegation droht. Für Sportdirektor Marc Lettau auch eine Kopfsache.
Marc Lettau, der Sportdirektor des VfL Bochum, ist kein Lautsprecher der Branche. Er arbeitet eher im Hintergrund, bevorzugt leise Töne, wirkt äußerlich auch nach Niederlagen ruhig. Auch nach dem 0:1 beim VfL Wolfsburg in einem Bundesliga-Spiel auf niedrigstem Abstiegskampf-Niveau wütete er in der Interview-Zone nicht wild herum.
Seine ersten Sätze waren dadurch in ihrer Kritik schärfer, als sie gefühlt rüberkamen. „Das war viel zu wenig“, sagte Lettau. „Die klare Botschaft war, hierhin zu fahren und zu gewinnen. Jetzt stehen wir mit komplett leeren Händen da. Es war ein Spiel, das deutlich mehr hergegeben hat“, mäkelte Lettau.
Osterhage und Asano vergeben Chancen - Wolfsburg nutzt viele Patzer aus
Drei Szenen waren typisch: Patrick Osterhage, erneut fehlerhaft unterwegs, und Takuma Asano vergaben zwei Topchancen zur Führung. Und in der besten Bochumer Phase fällt das 0:1, als Bernardo, Osterhage, Masovic und Passlack es nicht schafften, den Ball zu klären. Das war keine Fehlerkette, sondern eine Aneinanderreihung von individuellen Patzern. Jonas Wind bedankte sich mit seinem ersten Treffer seit November, ermöglichte dem doch so tief in der Krise steckenden VfL Wolfsburg damit den Befreiungsschlag - den Bochumern sind die Wolfsburger mit nun vier Punkten Vorsprung erstmal enteilt.
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Erschreckend war die zweite Halbzeit, wobei sie ja eigentlich keine ganz neue Erkenntnis lieferte: Bochum schaffte es nicht, gegen einen robusten, aber ansonsten gleichfalls schwachen Gegner vernünftig Druck aufzubauen, Chancen zu kreieren. Es fehlte Struktur, es fehlte der letzte Biss, es fehlte ziemlich viel. Für Lettau auch eine Kopfsache.
Marc Lettau sieht auch ein Kopfproblem und vermisst Ordnung im zweiten Durchgang
„Es ist Abstiegskampf, das ist gleichzusetzen mit Abnutzungskampf. Ein Spiel verändert auch im Kopf eine ganze Menge über die 90 Minuten“, sagte er. „Wir hatten selbst zwei Chancen, in Führung zu gehen, dazu das Tor, das aber klar abseits war. Dennoch löst das etwas aus. Das 0:1 fällt in einer Phase, als wir am Drücker waren. Dann läufst du wieder der Musik hinterher.“
Die offensiven Wechsel fruchteten nicht. „Mit zunehmender Spielzeit haben wir in der zweiten Halbzeit die Struktur verloren und die Dinge, die wir uns auch vorgesellt haben mit den Wechseln, nicht in letzter Konsequenz auf den Platz gebracht. Entsprechend wurden wir nicht torgefährlich“, erklärte Lettau.
Durchhalteparolen und eine gute Nachricht: Köln verliert gegen Darmstadt
Und nun? Patentlösungen konnte Lettau auf die Schnelle natürlich nicht liefern. Acht Spiele ohne Sieg, darunter sechs Niederlagen. Ein Punkt aus zwei Spielen unter dem neuen Trainer Heiko Butscher nach der Freistellung von Thomas Letsch. Trainerwechsel-Effekt, im Ergebnis, verpufft. Was macht Hoffnung vor dem Spiel gegen Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr) im Ruhrstadion?
„Trends sind da, um auch abgewendet zu werden. Wir müssen den Sieg weiter erzwingen, müssen nochmal mehr investieren und an den Stellschrauben drehen, damit wir das Spiel auf unsere Seite ziehen“, meinte Lettau.
Vor dem Gastspiel von Mainz in Freiburg am Sonntag steht Bochum noch auf Rang 15, Köln bleibt als Siebzeznter nach der 0:2-Pleite gegen Darmstadt fünf Punkte zurück – die wohl beste Nachricht aus VfL-Sicht an diesem erneut ernüchternden Samstag, der die Relegation immer wahrscheinlicher werden ließ. Lettau mag an die Saisonverlängerung gegen den Dritten der 2. Liga noch nicht denken, hofft noch auf die direkte Rettung: „Es ist Abstiegskampf, der wird sich bis zum letzten Spieltag nicht entschieden haben. Aber wir müssen Punkte einfahren.“
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