Bochum. Kein Neubau, kein Ausbau: Das Ruhrstadion des VfL Bochum soll modernisiert werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Maßnahmen und Kosten.
Kein Neubau, kein Ausbau – da hatte sich der VfL Bochum fürs Ruhrstadion „mehr erhofft“: Dieses ernüchternde Fazit zog der VfL-Vorstandvorsitzende Hans-Peter Villis vor rund 600 Mitglieder beim Stadion-Infoabend im Ruhrcongress (Bericht: hier). Besonders glücklich scheinen die Verantwortlichen des VfL Bochum über die Entwicklung zu den Baumaßnahmen rund ums Ruhrstadion nicht zu sein, anders als bei den Bau-Plänen für das Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße.
Was macht die Planungen so schwierig?
Weder ein Neubau auf „der grünen Wiese“, noch ein Aus- oder Neubau „anne Castroper“ sei realistisch. Bestands- und Lärmschutz, baurechtliche Gründe und Verkehr behinderten etwaige Pläne, machte Stadtbaurat Markus Bradtke deutlich. Das ergab auch eine Machbarkeitsstudie des Frankfurter Architektur- und Planungsbüros Albert Speer + Partner. Ohnehin: „Der VfL gehört und bleibt anne Castroper“, sagte Villis - und erntete Applaus.
Was soll denn nun am Ruhrstadion passieren?
Das Stadion soll umfassend saniert und modernisiert werden, um den VfL wettbewerbsfähig zu halten. Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung des VfL, sprach von einem „Schmuckkästchen 2.0“. Es sollen wieder mehr Zuschauer – maximal 27.500 – rein dürfen. Außerdem soll es mehr Toiletten, mehr Kioske und eine „Plaza“ als Treffpunkt vor der Ostkurve geben. Mehr Plätze und Komfort sind auch im Hospitality (VIP)-Bereich geplant.
Die Arbeiten sollen sich auf drei Teile konzentrieren. Hinzu kämen umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, erklärte Matthias Schöner vom Architektenbüro. Wie berichtet, gibt es erhebliche Mängel bei Toiletten, dem Brandschutz, Leitungen, Hygiene an Kiosken, Haustechnik sowie bei den Flutlichtmasten.Diese sollen aber stehen bleiben. Das sind die Pläne:
- Bauteil I: Dort könnte der Zaun Richtung Castroper Straße verlegt, die Verteilerflächen erweitert und die Zugangssituation so verbessert werden. Mehr Kioske und deutlich mehr Toiletten sollen entstehen.
- Bauteil II: Das betrifft den Nordbereich. Der Hospitality-Bereich soll größer und schöner werden. Über ein neues Parkhaus direkt hinter dem Stadioncenter soll es bessere Zugänge geben, auch der ehemalige VIP-Bereich „Morizz“ soll kernsaniert und ausgebaut werden. Die Kabinen sollen umgebaut werden, die VfL-Profis eine Spieltags-Kabine bekommen.
- Bauteil III: Herzstück ist eine „Plaza“ vor der Ostkurve auf einem Teil des derzeitigen Parkplatzes. Hier sollen sich Fans vor und nach dem Spiel an Verkaufsständen treffen können. Denkbar sei auch, hier einen witterungsunabhängigen Platz für Veranstaltungen, Flohmärkte, Quartiersfeste zu schaffen.
Wie sollen mehr Zuschauer ins Ruhrstadion passen?
Derzeit sind vor allem aus Sicherheitsgründen nur 26.000 Fans zugelassen. Ziel ist es, die bestehende Kapazität von rund 27.500 wieder auszuschöpfen, vor allem durch eine bessere Entfluchtung und erweiterte Verteilerfläche im Bereich der Ostkurve, erklärte Schöner. Auch das Versetzen von Videoleinwänden könnte derzeit nicht genutzte Plätze frei machen.
Was soll am Nachwuchsleistungszentrum des VfL Bochum passieren?
Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Ilja Kaenzig hoben hervor, wie wichtig Baumaßnahmen an der Hiltroper Straße für die Zukunft des Klubs sind. Unter anderem ist geplant, nördlich der Hiltroper Straße aus den „Wiesen“ zwei neue Rasenplätze. Der Rasen dort kann mangels Drainage momentan nur im Sommer genutzt werden (weiterer Bericht dazu: hier).
Außerdem soll es eine Fußgängerbrücke über die Straße geben, ebenso wie südlich der Hiltroper Straße neue Plätze sowie ein neues Funktionsgebäude mit Umkleiden, Büros und Besprechungsräumen. Hier sollen auch alle Talentwerk-Mitarbeiter einziehen. Bereits 2025, so Meyers Prognose, könnten erste Maßnahmen angegangen werden. Noch sind aber unter anderem einige baurechtliche Fragen zu klären.
Wie ist der konkrete Zeitplan für die Bauarbeiten?
Bis die ersten Bagger rollen, wird es noch einige Zeit dauern. Ein paar Pflöcke sind aber bereits eingeschlagen: So hat der Rat der Stadt Bochum im März bereits beschlossen, dass alle vom VfL Bochum genutzten Gebäude und Flächen (Stadion und Stadioncenter, Trainingsplätze, NLZ, Tennisplätze, Rundsporthalle) von einer Besitzgesellschaft betrieben werden sollen. Das soll das derzeitige Geflecht bei Eigentums- und Nutzungsrechten auflösen.
Momentan pachtet der VfL das Ruhrstadion von der Stadt, das Stadioncenter gehört überwiegend dem VfL. Für die Investition ins Verwaltungsgebäude (rund 20 Millionen Euro, etwa 15 Millionen Euro sind abbezahlt) hat der VfL damals die Stadioncenter GmbH gegründet, hält 90 Prozent der Anteile. Jeweils fünf Prozent halten die Stadtwerke Bochum und die WEG. Die Stadt will das Center kaufen, verhandelt mit dem VfL und den Stadtwerken noch über den Kaufpreis. Besitzgesellschaft und neuer Pachtvertrag sind Thema im Rat Ende Juni, der dem Gesamtprojekt zustimmen muss.
Erst danach kann die Stadt die Planungen öffentlich ausschreiben, erst dann wird es konkret. Mit ersten Baumaßnahmen rechnet Ralf Meyer als künftiger Geschäftsführer der Besitzgesellschaft daher erst Anfang 2026. Er versprach, dass der VfL auch während der Baumaßnahmen im Ruhrstadion spielen könne, womöglich aber vor weniger Fans.
Welche Kosten kommen auf Stadt und Verein zu?
Ralf Meyer sprach von Investitionen im „deutlich zweistelligen Millionenbereich“, wovon zwei Drittel auf die Modernisierungen des Ruhrstadions und ein Drittel auf die Arbeiten am Nachwuchsleistungszentrum entfielen. Nach Informationen dieser Redaktion plant man bei der Stadt mit Stadion-Kosten in Höhe von 60 bis 65 Millionen Euro, die bei der einkalkulierten Teuerungsrate auf 90 Millionen Euro steigen könnten. Zudem plant man mit rund 20 Millionen Euro für die Maßnahmen am Nachwuchsleistungszentrum.
So berichteten wir über Stadiondebatte und Talentwerk-Invest:
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Der VfL Bochum zahlt als Mieter nach unseren Informationen derzeit rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Der neue Preis für die Flächen und Gebäude samt Stadioncenter wird verhandelt. Er wird „höher ausfallen“, so Kaenzig. Meyer sprach von „marktüblichen Konditionen“. Dem Vernehmen nach strebt der VfL Bochum an, maximal 1,5 Millionen Euro mehr als bisher zu bezahlen.
Gute Nachrichten für die Fans: Die Tickets sollen nicht teurer werden. Mehrkosten will der VfL durch erhöhte Einnahmen aus dem Catering und VIP-Bereich sowie Mehrerlösen bei anderen Veranstaltungen auffangen.