Bochum. Erst Loosli, dann Masovic: Zweimal scheiterte der VfL Bochum mit einem Innen- als Rechtsverteidiger. Gamboa war erneut auf der Bank: die Gründe.

Erhan Masovic ist einem seiner Träume ein gutes Stück näher gekommen. Für Serbien will er bei der Europameisterschaft in Deutschland spielen, nach einer verletzungsbedingten Pause im Nationalteam zählt der Verteidiger des VfL Bochum nun wieder zum Aufgebot von Serbien. Der 25-Jährige hofft, als einer der drei Verteidiger in der Dreierkette von Trainer Dragan Stojkovic eine Chance zu bekommen. Zunächst in den Testspielen gegen Russland (21. März) und Zypern (25. März), dann bei der EM.

Beim VfL spielte Masovic zuletzt als Rechtsverteidiger (RV) in einer Viererkette. Als Tim Oermann ausfiel, übernahm er in der zweiten Halbzeit gegen Freiburg diesen Posten. In Mainz, beim ernüchternden 0:2 und damit der vierten Niederlage in Folge für den VfL Bochum, spielte Masovic sogar von Beginn an hinten rechts. Mit mehr Schatten als Licht.

VfL Bochum in der Krise: Wie Letsch das Sturmproblem lösen könnte.

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    Dabei hatte Trainer Thomas Letsch einen weiteren RV-Einsatz des gelernten Innenverteidigers, der auch im defensiven zentralen Mittelfeld schon seinen Job gemacht hat in Bochum, auf Nachfrage dieser Redaktion vier Tage vor dem Mainz-Spiel ausgeschlossen. „Erhan ist keine Option als Rechtsverteidiger“, hatte er gesagt.

    „Da war ich nicht ganz ehrlich“, sagte Letsch dann am Samstag auf Nachfrage bei der Pressekonferenz nach der Mainz-Schlappe. Der Trainer ergänzte, dass Masovic „zu diesem Zeitpunkt tatsächlich keine Option war“.

    Erhan Masovic (r.) bekam es oft mit Philipp Mwene zu tun. Als Rechtsverteidiger zeigte er keine gute Leistung, beim 0:2 schaltete er entscheidend ab.
    Erhan Masovic (r.) bekam es oft mit Philipp Mwene zu tun. Als Rechtsverteidiger zeigte er keine gute Leistung, beim 0:2 schaltete er entscheidend ab. © ddp/Sven Simon | Malte Ossowski / SVEN SIMON

    Gamboa schwach in Mönchengladbach und seitdem ohne Einsatzminute

    Dass Oermann ausfällt, stand am Dienstag vor einer Woche aber bereits fest. Was den Schluss zulässt, dass der langjährige Bochumer Cristian Gamboa, vom siebten bis zum 17. Spieltag hinten rechts erste Wahl, im Training derzeit ungefähr die Form an den Tag legt, die er bei seinem letzten Einsatz in Mönchengladbach (2:5) hatte.

    Da war er an zwei Gegentreffern maßgeblich beteiligt, wurde nach 58 Minuten ausgewechselt. Auch nach seiner Einwechslung gegen den FC Bayern im Spiel zuvor hatte der Costa-Ricaner defensiv große Probleme. Der 34-jährige Mentalitäts-Mann spielte in den letzten drei Partien keine Sekunde mehr.

    Felix Passlack (r.) kam gegen Mainz zu seinem ersten Einsatz in diesem Jahr, er wurde eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt.
    Felix Passlack (r.) kam gegen Mainz zu seinem ersten Einsatz in diesem Jahr, er wurde eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. © ddp/Sven Simon | Malte Ossowski / SVEN SIMON

    VfL Bochum: Erster Einsatz von Passlack in diesem Jahr

    Der zweite gelernte Rechtsverteidiger im VfL-Kader, Felix Passlack, kam in Mainz dann eine Viertelstunde vor Schluss in die Partie. Es war erst sein zweiter kurzer Einsatz in den letzten rund sechs Monaten, sein erster in diesem Jahr. Obwohl er sich - wie man von vielen beim VfL hört - im Trainining vorbildlich ins Zeug legt. Das Vertrauen in seine Defensiv-Fähigkeiten aber ist seit seinem schwachen Saisonstart verloren gegangen.

    Mit Masovic, erklärte Letsch seine taktischen Startelf-Gedanken, wollte er einen zusätzlichen Innenverteidiger gegen Mainz aufbieten, um das Spiel der Gastgeber auf die (stärkere) linke Seite des VfL zu ziehen. Ähnlich wie gegen RB Leipzig, so Letsch. Da setzte er auf Noah Loosli auf fremder Position. Es ging schief. Zumal Bochum damit das Offensivspiel auf der rechten Seite von hinten heraus von vornherein fast komplett aufgab.

    Letsch über Masovic: „ganz ordentlich“ und „nicht so prickelnd“

    In Mainz habe es Masovic „ganz ordentlich gemacht“, meinte Letsch, beim 0:2 allerdings „nicht so prickelnd“ verteidigt, so der Coach vor einem zweiten Blick auf die TV-Bilder. Die zeigten: Genau genommen verteidigte Masovic in dieser Szene gar nicht.

    Er blieb im Strafraum stehen, hatte eine Hand im Gesicht dabei, als nach einer zuvor auch von Ivan Ordets und Patrick Osterhage schlecht verteidigten Ecke Jonathan Burkardt Richtung Fünfmeterraum lief und den Ball dann einfach über die Linie drücken konnte zur vorzeitigen Entscheidung.

    Dieser Sekundenschlaf von Masovic hatte nichts mit seiner Positionierung zu tun, sondern sie stand beispielhaft für ein Kernproblem des VfL zuletzt: Es gibt zu viele individuelle Aussetzer, hinten wie vorne. Die 100-prozentige Fokussierung über die gesamte Spielzeit ist abhanden gekommen.

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    Kurz nach dem 0:2 stellte Letsch dann um auf Dreierkette, nahm unter anderem Masovic heraus, brachte mit Felix Passlack rechts und Maximilian Wittek links zwei „klassische Außenverteidiger“, so Letsch. Oder auch: zwei Schienenspieler. Ein Ruck ging nicht durchs Team.

    Warum Tim Oermanns Umschulung deutlich mehr Sinn macht

    Die Experimente mit Loosli und Masovic also scheiterten, zwei weitere Umschulungen dagegen gingen auf. Auf der anderen Seite war die Versetzung von Bernardo vom Innen- zum Außenverteidiger ein Erfolg, auch wenn der Brasilianer in den letzten Wochen ebenfalls seine Topform verloren hat.

    Und Tim Oermann ist ja auch ein gelernter Innenverteidiger. Der es aber deutlich besser machte als Masovic und Loosli. Vor allem sein Tempo kommt ihm zugute, und nicht zuletzt aufgrund seiner erst 20 Jahre kann man sich Oermann auch dauerhaft als Rechtsverteidiger vorstellen. Da ist Potenzial, Luft nach oben.

    Gegen Mainz fehlte Oermann aber erneut verletzt (muskuläre Probleme am Oberschenkel). Es ist fraglich, ob er beim so wichtigen Heimspiel gegen Darmstadt am Ostersonntag (31. März, 19.30 Uhr) wieder fit ist.

    Wiederum also stellt sich für Letsch die Frage: Wenn nicht Oermann, dann Passlack als potenziell offensivstärkster Kandidat? Oder Gamboa? Wieder ein Innnenverteidiger zusätzlich? Oder zurück zur Dreierkette wie in der Schlussphase in Mainz, die letztlich aber auch nichts einbrachte?

    News und Hintergründe zum VfL Bochum

    VfL Bochum gegen Darmstadt: Gäste sind seit 19 Partien ohne Bundesliga-Sieg

    Klar ist: Gegen Darmstadt werden die Fans im Ruhrstadion einen offensiven VfL erwarten, der beherzt attackiert, der alles gibt für den Heimsieg, der drückt und drängt. Darmstadt ist seit Anfang Oktober, seit dem siebten Spieltag (2:1 in Augsburg), seit 19 (!) Bundesliga-Partien ohne Sieg, hat insgesamt erst zweimal gewonnen, ist mit 13 Punkten abgeschlagen Schlusslicht.

    Gegen Darmstadt zählt für Bochum nur ein Erfolg. Ein Schlüsselspiel: Dann wiederum würde der Klassenerhalt ein gutes Stück näher rücken. Und auch das ist schon jetzt klar: Bei einer vierten Bundesliga-Saison muss sich der VfL auf der Rechtsverteidiger-Position verstärken.