Bochum. Nach einer Spielunterbrechung nach Fanprotesten kommt der VfL Bochum gegen den FC Bayern besser ins Spiel. Darum hat die Pause geholfen
Zugeben wollte es am Sonntagabend beim VfL Bochum niemand, geschweige denn in irgendeine Weise positiv kommentieren. Doch insgeheim dürfte der eine oder andere den Fans im Ruhrstadion dankbar gewesen sein, die nach gut 20 Minuten Spielzeit gegen den FC Bayern mit Tennisbällen für die erste Unterbrechung der Partie sorgten. Rund 15 Minuten mussten die Akteure im Regen stehen und dem Treiben auf den Rängen zusehen. Zeit genug für Trainer Thomas Letsch ein paar Anpassungen vorzunehmen. Zeit, in der Bochum den Grundstein für den späteren 3:2-Heimerfolg legte.
„Natürlich nutzt man die Phase, um Korrekturen anzusprechen. Wenn eine Pause ist, in der alle greifbar sind, hilft das“, sagte Letsch nach der Pressekonferenz. „Es wäre schlimm, wenn wir das nicht nutzen“, sagte der Trainer. Wenngleich er auch sagte, dass er auf diese Pausen durch Proteste gut und gern verzichten könne, seien sie doch für die Spieler Gift. „Sie fahren körperlich und psychisch runter und müssen sich dann wieder hochpushen“, beschrieb er die Problematik.
FC Bayern nach Spielunterbrechung aus dem Konzept
Doch am Sonntagabend half die Pause, denn zum Zeitpunkt der Unterbrechung hatte der FC Bayern längst die Spielkontrolle übernommen und den Bochumern nach dessen starken Beginn gänzlich den Schneid abgekauft. Der Rekordmeister drängte nach der Führung durch Jamal Musiala auf die frühe Entscheidung. Dann aber zwar erwartbare aber auch unerwünschte Pause. „Nach der Spielunterbrechung waren wir aus dem Konzept“, klagte Münchens Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen. „Dann nahm das Elend seinen Lauf.“
In der Tat kam der VfL Bochum wie schon nach der langen Unterbrechung gegen den VfB Stuttgart vor einigen Wochen deutlich besser wieder ins Spiel und drehte die Partie binnen acht Minuten. Zunächst konterten die Hausherren blitzsauber und Takuma Asano sorgte für den Ausgleich. Dann köpfte Keven Schlotterbeck eine Ecke von Kevin Stöger zur Führung ein. Ekstase pur im Ruhrstadion. Die Anpassungen in der Spielunterbrechung trugen Früchte, weil Bochum defensiv besser stand. Erhan Masovic, der den verletzten Patrick Osterhage ersetzte, rückte häufiger mit raus auf die rechte Abwehrseite um Tim Oermann gegen Jamal Musiala zu unterstützen. Mit Erfolg. Der deutsche Nationalspieler kam seltener durch als noch vor der Unterbrechung.
Spielunterbrechungen helfen dem VfL Bochum offenbar
Zur Gewohnheit sollen die Unterbrechungen aber keinesfalls werden. „Ich mag die nicht“, sagte Bochums Linksverteidiger Bernardo, den Letsch als „einen der Besten der Bundesliga“ bezeichnete. Und auch Torschütze Schlotterbeck, der zudem den Elfmeter zum 3:1 gegen Dayot Upamecano rausholte, war „genervt“. „Wir wollen einfach Fußballspielen“, sagte er und forderte alle Parteien - Fans und DFL - auf, sich an einen Tisch zu setzen. „Besser heute als morgen“. Wenngleich er zugeben musste: „Die Unterbrechung hat schon geholfen.“ Wie schon gegen Stuttgart. Und wieder stand am Ende ein überraschender Sieg gegen ein Spitzenteam.