Bochum. Es gibt junge Gewinner beim VfL Bochum in diesem Winter, Etablierte sind verdrängt. Oermann, Broschinski und Osterhage sind langfristig gebunden.

Moritz Broschinski hatte einen Schlag abbekommen im Zweikampf, die Lippe schwoll etwas an nach der ersten Trainingseinheit des VfL Bochum am Dienstag. Aber spätestens seit Samstag, seit dem 1:1 gegen den FC Augsburg, wissen ja alle: Der junge Mann hat Nehmerqualitäten. Auch gegen Augsburg, verriet er hinterher, ging ihm nach einem Schlag „kurz das Licht aus“. Broschinski machte unermüdlich weiter. „Es ist nichts aufgeplatzt. Wegen einer geschwollenen Lippe setzt Moritz Broschinski nicht aus“, erklärte Trainer Thomas Letsch am Mittag.

Broschinski ist einer der nicht ganz jungen, aber doch jüngeren Wilden beim VfL, die derzeit den Kader ein wenig aufmischen, in jedem Fall: die Startelf verjüngen. Seit zwei Jahren ist es ja ein Kernziel des VfL, das Alter zu senken des ältesten Teams der Liga, bisher mit überschaubarem Erfolg. Zumindest wenn man nur die Spieler betrachtet, die auch regelmäßig spielen. Läuft gerade die Wende? Moritz Broschinski, 23, Tim Oermann, 20, und Patrick Osterhage, seit ein paar Tagen 24, haben sich offenbar festgespielt.

Moritz Broschinski erzielte gegen Augsburg sein erstes Saisontor - per Seitfallzieher.
Moritz Broschinski erzielte gegen Augsburg sein erstes Saisontor - per Seitfallzieher. © imago/Revierfoto | IMAGO/Revierfoto

Trainer Thomas Letsch lobt die Entwicklung des Trios

„Es geht bei uns auch darum, junge Spieler heranzuführen. Jetzt spielen gerade drei junge Spieler, die es gut machen. Das Kriterium ist nie alt oder jung. Aber es ist schön zu sehen, wie sie sich entwickeln“, sagt Trainer Thomas Letsch. Mit aufstrebenden jungen Spielern steigen auch die Transferwerte im VfL-Kader. Und Transfererlöse zu generieren, ist bekanntlich ebenfalls ein wichtiges Ziel des VfL Bochum, um finanziell dauerhaft mithalten zu können in der Bundesliga. Wobei Oermann und Broschinski noch ganz am Anfang stehen, Konstanz noch zeigen müssen.

Ein Schritt, den Patrick Osterhage mittlerweile gemeistert hat. Lange hat man auf den erwarteten Durchbruch gehofft. Seit Juli 2021 ist der Linksfuß beim VfL am Ball, überzeugte mal, fiel dann wieder ab oder verletzt aus. In dieser Saison hat er sich zur festen Größe entwickelt nach anfänglichen Problemen. Osterhage ist bereits seit Anfang November, seit dem 2:1 in Darmstadt, Stamm im Mittelfeldzentrum, verpasste seitdem keine Sekunde mehr.

Gegen Augsburg zeigte er vor allem im ersten Durchgang, dass er das Heft des Handelns immer mehr in die Hand nimmt, vor Selbstvertrauen strotzt. Osterhage arbeitet defensiv enorm, offensiv hat er an Schärfe, Selbstvertrauen, Dynamik, Torgefahr zugelegt, sein zweiter Saisontreffer gegen Bremen ist zum Tor des Monats Januar in der ARD nominiert.

Patrick Osterhage zeigte auch gegen Augsburg wieder eine sehr starke Leistung im Mittelfeldzentrum.
Patrick Osterhage zeigte auch gegen Augsburg wieder eine sehr starke Leistung im Mittelfeldzentrum. © IMAGO/kolbert-press | IMAGO/kolbert-press/Marc Niemeyer

Osterhage ein Wechselkandidat im Sommer? „Ich will einfach Fußball spielen“

Keine Frage: Das weckt Begehrlichkeiten. Sein Vertrag beim VfL Bochum läuft noch bis zum Sommer 2026. Sein Marktwert liegt laut transfermarkt.de derzeit bei 5,5 Millionen Euro, Tendenz steigend. Möglich, dass Osterhage im Sommer nicht zu halten ist, wenn er so weitermacht. Für ihn selbst ist das noch weit weg und damit kein Thema aktuell, versicherte er am Dienstag auf Nachfrage: „Ich will einfach Fußball spielen, das ist der Fokus.“

Broschinski stand zuletzt zweimal in der Startelf, zeigte gegen Augsburg seine bisher beste Leistung zeigte im VfL-Trikot, nicht nur wegen seines Traumtores, seines Seitfallziehers zum 1:0. Der vom BVB II vor gut einem Jahr aus der 3. Liga gekommene Stürmer hat Leihspieler Goncalo Paciencia, 29, und Philipp Hofmann, 30, verdrängt. Es bleibt abzuwarten, ob er die Form vom Augsburg-Spiel konstant hält. Sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2026. Broschinski sollte behutsam aufgebaut werden, den ganz großen Sprung traute man ihm von Beginn an zu.

News und Hintergründe zum VfL Bochum

Oermann: Vom Leihkandidaten zum Rechtsverteidiger in der Startelf

Tim Oermann ist erst 20 Jahre alt, der Aufsteiger des Winters. Er war in der Vorsaison mit Erfolg an den Wolfsberger AC / Österreich verliehen für ein halbes Jahr. Im Sommer und bis Anfang Januar auch im Winter war er erneut ein Leihkandidat. Seit drei Partien hat der gelernte Innenverteidiger Cristian Gamboa, 34, aus der Startelf verdrängt als Rechtsverteidiger. Für Sommerzugang Felix Passlack, 25, war nicht einmal Platz im Kader. „Wir hatten die Fantasie, ihn als Rechtsverteidiger zu testen“, sagt Trainer Thomas Letsch. Das war in der Vorbereitung gegen Groningen. Ein Erfolg. „Er macht es gut“, so Letsch.

Oermann bekam es gegen Stuttgart mit Chris Führich, in Dortmund mit Jadon Sancho zu tun. Mit zwei Topfußballern mit viel Tempo. Oermann konnte beide nicht komplett aus dem Spiel nehmen, leistete aber gegen beide starke Gegenwehr. Gegen Augsburg zeigte der schnelle Verteidiger, dass er auch mit nach vorne marschieren kann, an Selbstvertrauen gewinnt. Manche im Umkreis des VfL halten ihn für noch besser, zumindest talentierter als Lukas Klostermann, der einst vom VfL zu RB Leipzig zog und zum Nationalspieler aufstieg.

Oermann ist langfristig an den VfL gebunden., auch sein Vertrag ist bis 2026 datiert. Der gebürtige Bochumer, der aus dem eigenen Talentwerk stammt, dürfte auch nächste Saison eine feste Größe im Kader des VfL Bochum sein.