Bochum. Zwölf Gegentore in drei Partien, kein Punkt: VfL-Trainer Letsch will gegen Stuttgart endlich punkten. Ordets kehrt zurück.

In Esslingen am Neckar ist Thomas Letsch geboren, nicht weit entfernt vom Stadion des VfB Stuttgart aufgewachsen. Im September 2022 landete er beim VfL Bochum, führte ihn zum Klassenerhalt in der Vorsaison und auf Rang 14 nach der Hinrunde, die der VfL mit dem 1:1 gegen Bremen zum Jahresauftakt abschloss.

Es gibt nur noch zwei aktuelle Bundesliga-Mannschaften, gegen die Letsch mit seinem VfL noch gar nicht gepunktet hat. Den FC Bayern (0:3, 0:7) – und den VfB Stuttgart, den ersten Rückrunden-Gegner am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im ausverkauften Ruhrstadion.

Letsch-Bilanz gegen Stuttgart: null Punkte, 3:12 Tore

Ausgerechnet gegen das Team aus seiner Heimat kam es für den Schwaben sogar schon drei Mal knüppeldick, während seine dritte Partie gegen das Münchener Starensemble noch aussteht (18. Februar, Ruhrstadion). Mit 1:4 in der Vorsaison sowie 0:5 in der Hinrunde zum Liga-Start verlor der VfL in Stuttgart. Mit 2:3 zog er am Ostersonntag 2023 daheim den Kürzeren.

Zwölf Gegentore in drei Partien. „Die Bilanz ist verheerend und spielt in meinem Kopf eine Rolle. Das beschäftigt mich“, räumte der 55-Jährige am Freitag bei der Pressekonferenz ein. „Aber das gilt nicht für die Mannschaft. Es ist Vergangenheit. Für das Spiel am Samstag hat das keine Bedeutung.“

Letzter Liga-Sieg gegen Stuttgart liegt 19 Jahre zurück

Letzteres gilt natürlich erst Recht für die Gesamtbilanz, die bemerkenswert schwach ist. 17 Bochumer Siegen stehen 42 Niederlagen gegenüber (20 Remis), im Ruhrstadion ist die Bilanz immerhin ausgeglichen (13 Siege, 13 Remis, 13 Niederlagen). Aber: Den letzten Liga-Sieg (2:0) holte Bochum im Mai 2005 noch mit „Zaubermaus“ Dariusz Wosz und den Torschützen Zvjezdan Misimovic und Vratislav Lokvenc.

Es folgten in der Bundesliga und 2. Liga zwölf Niederlagen und sechs Remis. Im DFB-Pokal-Viertelfinale im Februar 2013 sorgte der VfB in Stuttgart mit einem 2:0 für das Ende der Bochumer (Halb-)Finalträume.

Trainer Letsch schwärmt von Kapitän Losilla

Die Pokal-Revanche immerhin glückte, in der ersten Runde 2014/15 gewann der VfL im heimischen Ruhrstadion überraschend mit 2:0. Womit wenigstens ein Mann, der auch am Samstag wieder den VfL aufs Feld führen wird, zumindest eine gute Erinnerung hat an den VfB: Kapitän Anthony Losilla zählte auch im August 2014 schon zur Startelf des VfL.

Am Donnerstag gab der Klub seine Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr bekannt. „Er ist ein Spieler, der mit seinen 37 Jahren in jedem Training Vollgas gibt. Er ist immer unter den Top 3 bei den Laufwerten. Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagte Letsch. Losilla wird im Zentrum mit Kevin Stöger und Patrick Osterhage gefordert sein, die Ballbesitz-Maschinerie des VfB erfolgreich zu stoppen.

Oermann oder Passlack beginnen für Gamboa

Denn in der Startelf ist nach dem 1:1 gegen Werder nur mit einer Änderung zu rechnen, auch wenn sich Letsch wie gewohnt weder personell noch taktisch öffentlich festlegen wollte. Cristian Gamboa ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.

Felix Passlack konkurriert mit Tim Oermann um den Platz als Rechtsverteidiger für Cristian Gamboa.
Felix Passlack konkurriert mit Tim Oermann um den Platz als Rechtsverteidiger für Cristian Gamboa. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Für den Rechtsverteidiger spielt entweder Tim Oermann, der 20-jährige gelernte Innenverteidiger, oder Felix Passlack, der 25-jährige Neuzugang vom BVB. Eine Tendenz ließ Letsch nicht erkennen, viel spricht wie berichtet für Oermann, zumal gegen Stuttgarts Linksaußen Chris Führich auch Tempo gefragt ist. „Beide Optionen haben Charme“, sagte Letsch. Beide zählen zum Kader, einer von ihnen werde spielen.

Bereits zu Wochenbeginn hatte er gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass er mit Oermann auf die defensivere, vermeintlich sicherere Variante setzen könne oder mit Passlack auf eine offensivere (ausführlicher Bericht: hier).

Ordets kehrt in den Kader, aber noch nicht in die Startelf zurück

Zum Kader zählt wieder Ivan Ordets, sagte Letsch. Der robuste Innenverteidiger kehrt erstmals seit seiner schweren Verletzung, die er sich im Spiel gegen Mainz Ende Oktober zugezogen hatte, ins Aufgebot zurück. In der Startelf taucht der Ukrainer aber wohl noch nicht auf. „Er ist sicher noch nicht bei 100 Prozent“, so Letsch, der neben Gamboa nur auf Takuma Asano (Asien-Cup) und Torwart Michael Esser (verletzt) verzichten muss.

Mit Stuttgart komme eine Mannschaft auf den VfL zu, die sich „Selbstvertrauen“ erarbeitet habe, immer spielerische Lösungen suche, viel und gerne den Ball hat. Gegen die Top 3 der Liga, sowohl tabellarisch als auch beim Thema Ballbesitz, hat Bochum bisher noch kein Tor erzielt und stolze 16 Treffer kassiert: auswärts in München (0:7), in Leverkusen (0:4) und eben in Stuttgart (0:5).

Beim VfB wählte der Coach einen „zu passiven Ansatz“, beim FCB lief Bochum arg offensiv ins offene Messer, und bei Bayer ging der zunächst mutige Ansatz nur eine halbe Stunde lang gut. Und nun?

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Defensiverer Ansatz ist möglich gegen spielstarke Stuttgarter

Letsch drückte sich auch bei Fragen zur Herangehensweise nicht eindeutig aus. Es sei möglich, dass sein Team einen etwas defensiveren Ansatz wähle wie etwa in Leipzig (0:0) und Freiburg (1:2), so der Coach.

Es gibt ja auch eine Statistik, die dem VfL Mut für mehr Attacke macht: Nur gegen Mönchengladbach verlor er ein Heimspiel, Ende September war das. Seitdem gab es drei Remis gegen Mainz, Köln und Bremen, als Bochum jeweils den Sieg verschenkte, und zwei Erfolge gegen Wolfsburg und Union Berlin.

Letsch setzt auf die Heimstärke und Kompaktheit

Vor den eigenen Fans trete man mutiger auf, erklärte Letsch. Das bedeute aber nicht, dass man nur vorne draufginge. Wichtig sei, vom Anpfiff weg „griffig“ und kompakt zu sein, anders als gegen Bremen, als man in der ersten Viertelstunde keinen Zugriff hatte.

Letsch setzt jedenfalls auf die Fans, die Heimstärke: „Es ist für keinen Gegner angenehm, nach Bochum zu kommen, wir sind hier nur schwer zu besiegen. Das wollen wir von Beginn an auf dem Platz zeigen. Mit diesem Selbstverständnis gehen wir in die Partie.“