Hagen. Christopher Antwi-Adjei ist Profi beim VfL Bochum. Seinen Geschwistern blieb der Traum verwehrt - wenngleich er noch lange nicht ausgeträumt ist.
50 Zuschauer, Sportzentrum Helfe. Die rote Laufbahn umrandet den Kunstrasenplatz im Norden der Stadt Hagen. Auf der langgezogenen Tribüne sind nur vereinzelt Plätze belegt. Der kleine Verkaufsstand hat schon bessere Tage gesehen. Drei Euro kostet der Eintritt, die Bratwurst nur zwei, ein breites Lächeln gibt es am Verkaufsstand gratis dazu. Helfe ist die sportliche Heimat von Stanley.
200 Zuschauer, Kümpel+Hellmeister Arena. Ein sattgrüner Rasen, eine große Tribüne, über der die große Dachterrasse des Vereinsheims thront. Ein Stadion, das etwas hermacht – für Besucher und Spieler. Kein Wunder: Erst im vergangenen Jahr eröffnete die Anlage in Hamm. Christian zeigt auf dem Platz sein fußballerisches Können.
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26.000 Zuschauer, Ruhrstadion. Die Fahnen wehen in der Luft und die Schals werden nach oben gestreckt, während die ersten Takte erklingen: „Tief im Westen…“. Aus tausenden Kehlen schallt die Hymne von Herbert Grönemeyer, nur die Wenigsten bleiben sitzen. „Bochum, ich komm‘ aus dir. Bochum, ich häng‘ an dir. Oh, Glück auf, Bochum.“ Und die Fans im Stadion feiern auch Christopher.
Drei verschiedene Fußball-Welten für die Gebrüder Antwi-Adjei
Es sind verschiedene Fußballwelten, in denen drei Brüder aus Hagen zuhause sind. Christopher Antwi-Adjei erlebt die schimmernde Welt des Profi-Fußballs mit Gegnern wie Rekordmeister FC Bayern München. Christian Antwi-Adjej spielt in der Oberliga Westfalen, wo sich schon einige Euros verdienen lassen. Und Stanley ist in der Kreisliga aktiv.
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Der eine Bruder läuft ein in große Bundesliga-Stadien mit VIP-Logen, in denen sich die Zuschauer vor dem Spiel bedienen lassen und den besten Blick auf den Rasen haben. Er erlebt die Fans im Stehbereich, die extra früh anreisen, auf ihren Plätzen ausharren, gekleidet, in ihre Vereinsfarben, die Fahne in der Hand – und ihren Verein im Herzen. Der andere Bruder spielt Partien, bei denen schon einige hundert Zuschauer auf den kleinen Tribünen sitzen. Und der Dritte im Bunde führt Duelle mit Ex-Profis, versteckten Talente und Fußballern, die schon immer auf diesem Niveau spielen. Es sind die Partien, die am Sonntagmorgen zum Teil auf einem der wenigen verbliebenen Ascheplätze der Region angepfiffen werden.
Christopher Antwi-Adjej: Dritte Saison in der Bundesliga
Für einen der Brüder hat sich der Traum vieler Fußballer erfüllt: Christopher Antwi-Adjei (29) ist oben angekommen. Für den VfL Bochum geht der Spieler, den alle nur „Jimmy“ nennen, in sein drittes Bundesliga-Jahr. Sein Zwillingsbruder Christian, mit dem er einst auf den abgelegenen Ascheplätze vor den Ball trat, läuft für den Hammer Oberligisten Westfalia Rhynern auf. Und der 21-jährige Stanley durchlief die Jugendabteilung des Wuppertaler SV, wechselte nach der U19 zur TSG Sprockhövel in die Oberliga und träumte davon, es wie sein älterer Bruder Christopher auf die große Bühne zu schaffen. „Ich möchte Profi werden“, sagte er einst selbstbewusst. In Sprockhövel Spielpraxis sammeln, dann in den Profibereich wechseln – das war der Plan. Gekommen ist es anders.
Die Liste der Kreisliga-Kicker, die es laut eigener Aussage wegen einer Verletzung nicht in den Profibereich geschafft haben, ist lang. Bei Stanley Antwi-Adjei dürfte das zutreffen: Kapitän einer U19-Bundesliga-Mannschaft, ein großes Talent und dann kostete ihm eine Schambeinentzündung beinahe zwei wertvolle Jahre. „Ich glaube die letzten Jahre waren nicht einfach für ihn“, sagt Christopher Antwi-Adjei, der Bundesliga-Profi.
Über Boele-Kabel in den Profi-Fußball?
Nun ist der Jüngste wieder da: In der Kreisliga läuft er für die SV Boele-Kabel im Sportzentrum Helfe auf. In seinem zweiten Einsatz erzielte er gleich drei Tore. Das macht seine älteren Brüder stolz. Christian Antwi-Adjei: „Man hat schon gesehen, dass er ein vielversprechendes Talent hat.“
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Talent haben alle drei Brüder. Trotzdem verliefen ihre Wege im Fußballgeschäft anders. Woran liegt das? Christopher Antwi-Adjei selbst blieb von Verletzungen verschont. „Ich kam immer auf meine Spielminuten“, sagt der Angreifer. Das machte aus seiner Sicht am Ende den Unterschied. Wobei sein Zwillingsbruder sagt, dass „Jimmy qualitativ um einiges besser ist.“ Neid verspürt er nicht. „Im Gegenteil, ich bin sehr stolz“, sagt Christian Antwi-Adjei. So gut wie jedes Heimspiel verfolgt er im Ruhrstadion und fährt auch auswärts häufig mit.
Stanley Antwi-Adjei nimmt sich Spätzünder Christopher Antwi-Adjei als Vorbild
Sein Bruder schaffte erst mit 23 Jahren den Sprung in den Profi-Fußball. Er ist ein Spätzünder, der nie ein Nachwuchsleistungszentrum besucht hat. Christopher Antwi-Adjej ging den unkonventionellen Weg: Er kickte mit Westfalia Herne und der TSG Sprockhövel in der Oberliga, bevor es Schritt für Schritt in den Profifußball ging. Und diesen Weg strebt auch sein Bruder Stanley an. Vom Spielertypen vergleicht er sich mit Christopher, „wir mögen beide das Eins-gegen-eins“, sagt der Kreisliga-Fußballer mit einem Lächeln.
Ob der Traum vom Profi-Dasein noch lebt? „Wenn ich gesund bleibe, auf jeden Fall!“ Der Bundesliga-Stürmer muss schmunzeln, wenn er gefragt wird, was er seinem kleinen Bruder zutraut: „Einiges.“ Bis dahin sorgen die Antwi-Adjeis eben überall für Torgefahr: von der Kreisliga bis in die Bundesliga.