Bielefeld. Der VfL Bochum startet mit einer großen Enttäuschung in die Saison. Vom Drittligisten Arminia Bielefeld lässt sich der Bundesligist düpieren.
Die Spieler des VfL Bochum bedankten sich noch bei den rund 5000 Fans für ihre Unterstützung, dann schlichen sie in die Kabine. Die Online- und Radio-Journalisten warteten in den Katakomben der Schüco-Arena dann vergeblich auf eine Einordnung der Profis nach dem blamablen Aus in der ersten DFB-Pokalrunde bei Arminia Bielefeld. Denn Trainer Thomas Letsch bat zur ersten Ansprache in der Kabine.
VfL Bochum: Inakzeptable Leistung in der ersten Halbzeit
Was er sagte, behielt er für sich. Vielleicht baute er die Spieler auf, vielleicht ließ er seiner Enttäuschung freien Lauf. Vielleicht auch beides, das ist zu vermuten. Mit 3:6 nach Elfmeterschießen (1:2, 2:2 nach Verlängerung) verlor der Bundesligist beim Drittligisten. Eine inakzeptable erste Halbzeit sorgte für Unverständnis bei den Verantwortlichen.
Patrick Fabian sprach Klartext. „Das ist ein Nackenschlag. Das ist sehr bitter, wir sind brutal enttäuscht“, sagte der Sport-Geschäftsführer. Die erste Halbzeit stieß ihm sauer auf. „Es hat so ausgesehen, als seien alle überrascht gewesen, was uns hier erwartet. Das wiederum überrascht mich. Es war klar, dass Bielefeld hier alles in die Waagschale wirft und dass wir in erster Linie erstmal körperlich dagegenhalten müssen“, erklärte Fabian. „Wenn wir die Basis nicht abrufen, also das körperliche Spiel, Einsatz zu zeigen, wach zu sein, die zweiten Bälle zu sehen, dann wird es gegen jeden Gegner schwer“, polterte Fabian äußerlich unaufgeregt, innerlich aber offensichtlich brodelnd. „Im Prinzip haben wir in der ersten Halbzeit das Spiel verloren.“
Auch Trainer Thomas Letsch sah einen schwachen Beginn nach dem „Wolkenbruch“ in einer tollen Atmosphäre vor 21.500 Fans. „Die Atmosphäre gilt es anzunehmen, das ist uns nicht gelungen“, meinte Letsch. „Der Gegner war viel präsenter, viel giftiger, bei zweiten Bällen besser. Wir haben nicht viel zugelassen, aber bei zwei Situationen verteidigen wir nicht gut. Es steht 0:2.“
VfL Bochum: Hofmann enttäuscht, Bernardo und Daschner schwach - die Noten
Vor dem 0:1 ließ sich der VfL nach Kevin Stögers Fehlpass auskontern, die Box-Verteidigung war mangelhaft, auch Zugang Bernardo fand keinen Zugriff gegen Flankengeber Manuel Wintzheimer, ehe Nicklas Shipnoski vollstreckte. Nach einer Ecke prompt das 0:2: Lukas Daschner verlor das Kopfballduell gegen Torschütze Merveille Biankadi.
Letsch wollte aber nicht alles schlechtreden. Das 1:2 von Takuma Asano kurz vor der Pause „fiel zu einem Super-Zeitpunkt“, so Letsch. „Wir haben Mentalität gezeigt. Die zweite Halbzeit ging klar an uns, wir haben uns spät, aber verdient belohnt.“ Joker Simon Zoller traf mit einem Hammer von halbrechts in Minute eins der Nachspielzeit zur vorläufigen Rettung in die Verlängerung. Erneut bereitete Stöger den Treffer vor für die im zweiten Abschnitt drückenden, aber im Abschluss zu harmlosen Bochumer.
Auch in der Verlängerung, meinte Letsch, sei „das Momentum auf unserer Seite“ gewesen, „aber wir konnten es nicht nutzen. Elfmeterschießen ist immer eine Lotterie, die wir leider verloren haben.“ Philipp Hofmann und Kevin Stöger verschossen, „sie haben Verantwortung übernommen, an sie gibt es keinen Vorwurf“, betonte Letsch. Nur Masovic traf für Bochum. Alle vier Bielefelder indes ließen Manuel Riemann keine Chance und sorgten für einen Freudentaumel vor und mit ihren Fans. 4:1 im Elfmeterschießen, das war deutlich. „Bielefeld war überzeugter und am Ende auch glücklicher“, meinte Fabian.
Allerdings war der VfL Bochum in der Verlängerung längst nicht mehr so dominant wie im zweiten Abschnitt. Nur Broschinski hatte noch eine gute Chance, ein Kopfball von Hofmann war leichte Beute für Torwart Kersken. So sah es auch Patrick Fabian: „Wir waren in der regulären Spielzeit am Ende brutal am Drücker. Wenn die Partie noch länger gelaufen wäre, hätten wir vielleicht den Lucky Punch gemacht.“ In der Verlängerung aber hatte er dieses Gefühl nicht, „das ist verwunderlich. Es war nur noch ein Gestolper, gefühlt haben sich alle ins Elfmeterschießen gerettet.“ Bei Bielefeld war genau das das Ziel, erklärte Arminia-Trainer MicheL Kniat – bei Bochum zweifellos nicht.
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Und nun? Gelte es, das Spiel, das Aus zu analysieren und spätestens ab Montag abzuschütteln, meinten Letsch und Fabian. Kommende Woche Samstag startet Bochum in der Bundesliga beim VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky). „Wir müssen analysieren, was gut und was schlecht war. Wir werden den Teufel tun, jetzt alles in Frage zu stellen“, meinte Letsch. „Wir haben ein Spiel verloren und sind in einem Wettbewerb ausgeschieden. Jetzt geht die Bundesliga los, darauf freuen wir uns.“
VfL Bochum: Philipp Förster bricht sich den Finger
Verletzt hat sich in Bielefeld niemand, Letsch kann weiterhin fast aus dem Vollen schöpfen. Allerdings hat sich Mittelfeldmann Philipp Förster den Finger gebrochen und zählte daher nicht zum Aufgebot, ebenso wie Jordi Osei-Tutu (muskuläre Probleme). Förster soll eine Schiene bekommen und damit wohl bereits ab Dienstag wieder trainieren können, erklärte Letsch.