Gelsenkirchen. Eine lange Durststrecke durchlebte Schalke-Kapitän Simon Terodde. Nun sorgt er für Hoffnung, dass die Hinrunde doch versöhnlich endet.
Am Samstag hatte Simon Terodde einen Auftrag der etwas anderen Art. Der Kapitän des Zweitligisten FC Schalke 04 fuhr ins Krankenhaus, holte dort seine Frau und seine zwei Tage zuvor geborene Tochter Tilda ab. S04-Trainer Karel Geraerts hatte Terodde kaum zugetraut, an diesem Tag überhaupt fit zu sein. „Er wird total kaputt sein - wegen der Emotionen rund um die Geburt und natürlich wegen des Spiels“, hatte Geraerts gesagt. Das Spiel gegen den VfL Osnabrück hatte Schalke kurz vor Geraerts Prophezeiung mit 4:0 (1:0) gewonnen. Keiner steht seit Freitagabend mehr für die Hoffnung auf ein versöhnliches Ende der verkorksten Hinrunde als der 35 Jahre alte Terodde.
Vor der Saison hatte noch Euphorie geherrscht. Überraschend hatte der beste Torjäger der Zweitliga-Geschichte seinen Vertrag verlängert, war dann zum Kapitän ernannt worden und erzielte in den ersten zwei Spielen zwei Tore, als hätte es die durchschnittliche Bundesliga-Saison nie gegeben. Danach aber warfen ihn kleinere Wehwehchen zurück, zwischenzeitlich verlor er gar den Stammplatz, saß beim 3:5 in Düsseldorf 90 Minuten lang auf der Bank - erst zum zweiten Mal in seiner Schalke-Zeit.
Schalke-Trainer Geraerts über Terodde: „Du schwebst über den Wolken“
Dass er gegen Osnabrück beginnen durfte, stand laut Trainer Geraerts früh fest. „Für mich war das am Montag klar“, sagte der Trainer. Er hielt an seiner Meinung fest, obwohl Terodde wegen der anstehenden Geburt die Einheiten an den beiden Tagen vor dem Spiel verpasst hatte: „Ich habe mit ihm telefoniert und gefragt, ob er genug Schlaf bekommen hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Wirst du Vater, schwebst du über den Wolken. Und genau das hat Simon gezeigt.“
Wirkte Terodde in den schwachen Spielen der bisherigen Saison müde, missmutig, ungewöhnlich zurückhaltend, war am Freitag das Gegenteil der Fall. Er ging voran, wie in der Aufstiegssaison vor zwei Jahren, als ihm in 30 Spielen 30 Tore gelungen waren. „In den vergangenen Wochen haben wir uns dreimal richtig schlecht präsentiert. Das tut weh. Wir wollten die Fans mitnehmen, denn es ist ein Privileg, für Schalke spielen zu dürfen“, sagte Terodde. „Ich bin auch froh, dass ich anfangen durfte. Gerade zu Hause musst du Haltung zeigen, und das haben wir. Im Tor hat Ralf Fährmann zu Null gespielt, im Mittelfeld haben Ron Schallenberg und Co. abgeräumt und wir Stürmer haben getroffen.“
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Er selbst auch, obwohl er einige Anläufe brauchte. „Ich hatte vier, fünf Dinger auf dem Fuß - aber es war wichtig, der Mannschaft zu zeigen, dass da ein Stürmer ist, der die Chancen kriegt“, sagte Terodde. Eine nutzte er, er verwandelte einen Foulelfmeter zum 3:0. Beim Torjubel erwischten ihn beim Baby-Jubel die Emotionen, ihm standen Tränen in den Augen. „Ein perfekter Tag“, sagte er.
Doch so positiv es für Terodde lief: In der Tabelle der Zweiten Liga steht Schalke noch immer auf dem Relegationsplatz, und das am 15. Spieltag. Der Sieg war vor allem wichtig, um den Anschluss ans rettende Ufer nicht zu verlieren und die beiden Teams auf den Abstiegsplätzen zu distanzieren. „Es geht gegen den Abstieg“, sagte auch Terodde.
Und deshalb ist auch das nächste Spiel für Schalke ein Kellerkrimi - Gegner Hansa Rostock (Sonntag, 13.30 Uhr/Sky) steht unmittelbar vor den Königsblauen, hat nur einen Punkt mehr geholt. „Wir müssen uns richtig gut vorbereiten“, sagte Trainer Geraerts und ergänzte: „Was mir in der Woche vor dem Osnabrück-Spiel gefallen hat: Ob Spieler, Staff oder Mitarbeiter - alle haben für Schalke gekämpft.“ Und wenn es in Rostock so läuft wie im Aufstiegsjahr, kommen drei weitere Punkte hinzu. Schalke gewann im Herbst 2021 mit 2:0. Beide Tore erzielte Simon Terodde.