Gelsenkirchen. Schalke 04 hat Trainer Thomas Reis freigestellt. Verständlich angesichts der jüngsten Auftritte. Die Fehlerliste ist lang. Ein Kommentar.

Drei Tage hatte sich Schalke 04 Zeit gelassen, um über eine Freistellung von Trainer Thomas Reis zu beraten – und sich dann dafür entschieden, zwei Tage vor dem wichtigen Auswärtsspiel beim SC Paderborn die Reißleine zu ziehen. Dass sich der Verein von Reis trennt, ist nachvollziehbar. Der Zeitpunkt aber überrascht.

Thomas Reis Schalke
© Firo

Die Beziehung zwischen Reis und Schalke ist der nächste Beweis, wie kurz der Weg im Profifußball vom Liebling der Fans bis zum Rauswurf-Kandidaten ist – und auf Schalke ist dieser Weg noch viel kürzer. Nach der tollen Bundesliga-Rückrunde, die Schalke fast den Klassenerhalt gebracht hätte, was vor allem Reis zu verdanken war, flogen ihm die Herzen zu. Glaubhaft vermittelte er seine Liebe zur Region, seine einfache Sprache kam bei den Schalkern gut an.

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Erster Schalke-Fehler beim HSV

Doch kaum begann die Zweitliga-Saison, machte Reis Fehler. Begonnen beim ersten Spiel in Hamburg, als er Innenverteidiger Ibrahima Cissé aufbot und beim Stand von 3:3 trotz Platzverweis-Gefahr nicht auswechselte. Er hielt an seiner Mann-gegen-Mann-Verteidigung fest, obwohl sich alle Gegner in jedem Spiel viele Chancen erspielten. Er setzte einige Profis auf den falschen Positionen ein, zum Beispiel Dominick Drexler und Paul Seguin rechts vorn. Viele Spieler zogen sich Muskelverletzungen zu – wegen Reis‘ Training? Gerade die erfahrenen Profis kritisierten zusätzlich noch die Videoanalysen. Durch die vorübergehenden Freistellungen von Ralf Fährmann und Timo Baumgartl hatte Reis einen wichtigen Teil der Kabine verloren.

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Auch im persönlichen Umgang wurde Reis‘ Zündschnur immer kürzer. Schon früh sprach er vom „alten Schalke“ und meinte damit die schnell aufkommende Kritik. Intern ließ er seine Stimmung durch Medienberichte sehr beeinflussen. Dass die Schalke-Bosse aus all diesen Gründen nicht mehr an eine Wende mit dem Trainer glaubten, ist nachvollziehbar.

Für Reis ist die Trennung tragisch – denn schon zum zweiten Mal in 14 Monaten wird er vom Helden zum Gefeuerten. Beim VfL Bochum trugen ihn die Fans nach Aufstieg 2021 und Klassenerhalt 2022 auf Händen, doch nach sechs Auftakt-Niederlagen kam für ihn das Aus.

Schalke: Matthias Kreutzer bleibt nicht viel Zeit

Doch kann Matthias Kreutzer in nur zwei Tagen bei lediglich zwei Trainingseinheiten die Wende herbeiführen? Der langjährige Co-Trainer kennt die Mannschaft sehr gut, ist taktisch herausragend geschult. Gut möglich, dass er die Taktik komplett umkrempelt und dies erfolgreich ist. Klappt das aber nicht, müssen sich die S04-Bosse fragen, ob sie nicht zu spät reagiert haben.

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