Hamburg. Nach der unglücklichen 1:3-Niederlage auf St. Pauli droht Schalke am Sonntag der Sturz auf den Relegationsplatz.
Das Reeperbahn-Festival fand am Samstagabend nicht nur auf einigen Bühnen im ganzen Stadtteil St. Pauli statt – auch im Stadion am Millerntor wurde gefeiert. Der weiter ungeschlagene FC St. Pauli besiegte den FC Schalke 04 im Zweitliga-Topspiel mit 3:1 (1:1) und stürzte die Königsblauen zurück in die Krise. Am Sonntag droht den Königsblauen, gestartet als selbsternannter Aufstiegsfavorit, der Sturz auf den Relegationsplatz zur Dritten Liga. Und das bereits am siebten Spieltag. Vor S04-Trainer Thomas Reis liegt eine unruhige Woche.
Reis hatte seine Startformation auf drei Positionen geändert. Das Tor hütete in Abwesenheit von Marius Müller und Ralf Fährmann der 38 Jahre alte Michael Langer. Tobias Mohr und Assan Ouédraogo mussten auf die Bank, für sie spielten Ron Schallenberg und Yusuf Kabadayi von Beginn an – Reis wählte eine defensive Aufstellung.
Ohne Ouédraogo fehlt Taktgeber
Und das war vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Millerntor auch zu sehen. Einen Mix aus Kombinationen und langen Bällen wollte Reis in der Offensive sehen, das aber bekamen die Schalker nicht hin. Ohne Ouédraogo fehlte zudem der Taktgeber im Mittelfeld. In der ersten Hälfte reagierte Schalke nur, 45 Minuten lang.
Deshalb kam es auf die Deckung an, die sich immer wieder Hamburger Angriffen ausgesetzt sah. 61 Prozent Ballbesitz und 13 Torschüsse erarbeitete sich St. Pauli – zwischen der 16. und 21. Minute ging es im königsblauen Strafraum drunter und drüber. In der 16. Minute kamen Elias Saad, Lars Ritzka und Connor Metcalfe nacheinander frei zum Schuss – die ersten beiden Versuche retteten die Schalker Cedric Brunner und Timo Baumgartl kurz vor der Torlinie, Metcalfe schoss drüber. Zwei Minuten später scheiterte Pauli-Stürmer Johannes Eggestein zunächst per Kopf an Langer, der Nachschuss knallte gegen den rechten Pfosten. Den zweiten Nachschuss von Metcalfe wehrte Schalkes Lino Tempelmann im Fallen mit der Hand ab. Nach Studium der Videobilder zeigte Schiedsrichter Frank Willenborg auf den Elfmeterpunkt. Marcel Hartel traf zum hochverdienten 1:0 für den FC St. Pauli.
Schalke mit erster Chance nach 29 Minuten
Auch danach beherrschten die Hamburger das Geschehen. Erst in der 29. Minute erarbeiteten sich die Schalker ihre erste – und in der ersten Hälfte einzige – Chance, und die saß direkt. Nach einem Pass von Derry John Murkin auf Thomas Ouwejan blieb St. Paulis Abwehrspieler Manolis Saliakas stehen, Ouwejan nutzte diesen Patzer zu einem präzisen Querpass, Sebastian Polter verlängerte den Ball zum glücklichen 1:1 ins Netz.
Am Spielverlauf änderte auch dieser Treffer nichts. Der FC St. Pauli übernahm gleich wieder das Kommando, Oladapo Afolayan schoss den Ball aus günstiger Position weit am Tor vorbei (35.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte handelten sich die Schalker Cedric Brunner und Marcin Kaminski noch Gelbe Karten ein. Schwerstarbeit hatte Schalkes Abwehr zu leisten, sie rettete das Unentschieden in die Halbzeitpause.
Nach dem Seitenwechsel wagten die Schalker etwas mehr. Das führte dazu, dass sie selbst häufiger in der gegnerischen Hälfte auftauchten, allerdings gab es einige Lücken in der Abwehr. Die Folge: Große Möglichkeiten auf beiden Seiten – und das im Wechsel. Zunächst traf Polter das Außennetz (46.), dann schoss Saad den Ball an den Pfosten des Schalker Tores (48.). Nachdem zwei Schalker Ecken (52./53.) keinen Erfolg brachten, schaffte es die S04-Deckung in der 57. Minute nicht, einen Pass von Eggestein auf Hartel zu verhindern. St. Paulis Kapitän schlenzte den Ball zum 2:1 ins Tor.
Doch die Königsblauen zeigten sich nicht schockiert, ganz im Gegenteil. Gleich zweimal hatten sie nur kurze Zeit später die Chance zum Ausgleich – zweimal war Derry John Murkin beteiligt. Zunächst dribbelte er Torwart Nikola Vasilj aus, vergaß aber den Abschluss (62.), dann scheiterte Sebastian Polter nach Murkin-Pass an Vasilj (65.). Das 2:2 lag in der Luft.
Aber je näher das Spielende rückte, desto zerfahrener wurden die Aktionen der Königsblauen, deren Kräfte nun nachließen. Die Flanken landeten im Nichts, die Schüsse wurden geblockt. Auch der in der 66. Minute eingewechselte Ouédraogo konnte daran nichts ändern. Es kam noch dicker: Carlo Boukhalfa erhöhte noch auf 3:1 für St. Pauli (90.+1). Bei diesem Ergebnis blieb es. St. Pauli feierte – auf die Schalker wartet nun das nächste schwere Auswärtsspiel am Freitag beim SC Paderborn.