Gelsenkirchen. In Ulm soll Tomas Kalas erstmals für Schalke 04 auflaufen. Die Daten zeigen: Er könnte S04 weiterhelfen, hat aber auch eine große Schwäche.
Emotional war der Abschied aus England für Tomas Kalas. Nach fünf Jahren hat der Innenverteidiger den Zweitligisten Bristol City verlassen. Auch, weil er der 30 Jahre alte Tscheche zuletzt viele Verletzungsprobleme hatte, wurde der Vertrag mit dem Ex-Kapitän nicht verlängert. In einem Statement in den Sozialen Medien hatte sich Kalas zuletzt von den Fans der „Robins“ (englisch für Rotkehlchen) verabschiedet.
Erstaunlicher als die lobenden Worte und den Dank, den Kalas für die Fans von Bristol City formulierte, waren die Reaktionen der Anhänger – denn diese waren durchweg positiv. In den Kommentarspalten wurde hundertfach davon geschwärmt, was für ein toller Profi und auch Mensch dieser Tomas Kalas ist, der nach einigen Wochen Vereinslosigkeit nun für Schalke 04 in der 2. Bundesliga auflaufen wird. In Bristol hat der Verteidiger zweifelsfrei seine Spuren hinterlassen.
Genau das hat er jetzt auch auf Schalke vor. Weil Kalas die Sommervorbereitung in Eigenregie, ohne Mannschaftstraining absolviert hat, musste er in seinen ersten Tagen in Gelsenkirchen noch einiges nachholen, doch allmählich wird er an die Profi-Mannschaft herangeführt. Im Training stellt sich der 30-Jährige immer besser an und auch im Testspiel beim SSV Ulm an diesem Freitag (18.30 Uhr/Donaustadion) soll er erstmals für seinen neuen Klub zum Einsatz kommen – zumindest für eine halbe Stunde dürfte es bei Kalas schon reichen.
Schalke-Neuzugang Tomas Kalas: Zweikämpfe als große Stärke
Obwohl er noch keine Minute für Schalke 04 gespielt hat, ist Tomas Kalas schon jetzt eine Art Hoffnungsträger. Er soll für mehr Konkurrenzkampf in der dünn besetzten Innenverteidigung sorgen und seine Erfahrung aus 256 Partien in der englischen Championship einbringen. Doch wie gut ist Kalas wirklich?
Das größte Fragezeichen steht aktuell hinter dem körperlichen Zustand des Neuzugangs. Denn es fehlt ihm wegen der verpassen Sommervorbereitung nicht nur an Fitness, sondern auch an Spielpraxis in den vergangenen Monaten. Wegen einer tückischen Leistenverletzung verpasste Kalas große Teile der Vorsaison. Nur neunmal stand er für Bristol City 2022/23 auf dem Feld. Aktuell bereitet ihm die Leiste zwar keine Probleme, doch wie der Tscheche diese schwere Verletzung verkraftet, ob er noch einmal an sein altes Leistungsniveau herankommt, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen.
Wenn es Tomas Kalas schafft, die Verletzung komplett hinter sich zu lassen, ist ihm zuzutrauen, dass er die Defensive von Schalke 04 verstärkt. Denn der 30-Jährige gilt als hervorragender Zweikämpfer. Starke 73 Prozent seiner Duelle hat er in der Saison 2021/21 in der englischen Championship für sich entschieden – in einer Liga, in der es traditionell wenig zimperlich zugeht. Auch seine 12,4 Balleroberungen pro 90 Minuten (Daten von Createfootball) können sich sehen lassen. Kalas ist ein Profi, der immer eng am Gegenspieler ist und es häufig schafft, noch einen Fuß zwischen Ball und Gegenspieler zu bekommen. Er blockt viele Schüsse, kommt auf viele Klärungsaktionen.
Schalke-Neuzugang Tomas Kalas: Probleme mit dem Ball am Fuß
Mit 1,84 Metern Körpergröße ist er für einen Innenverteidiger zwar verhältnismäßig klein, aber dennoch stark im Kopfballspiel (69 Prozent gewonnen Luftduelle). Dem vorhandenen S04-Personal im Abwehrzentrum ist er da deutlich voraus. Marcin Kaminski als auch Timo Baumgartl gewinnen in der aktuellen Saison weniger als 60 Prozent ihrer Luftduelle. Vorteile gegenüber Kaminski und Baumgartl hat Kalas auch in Sachen Tempo – er gilt als schnell und wenig. „Tomas ist schnell, zweikampf- und mentalitätsstark. Er zeichnet sich durch aktives Vorverteidigen und gutes Timing im Zugriff aus. Ich freue mich darauf, dass er uns dabei helfen wird, unsere Defensive zu stabilisieren“, sagt Schalkes Trainer Thomas Reis über den Neuzugang.
Trotz des Lobes von Trainer Reis ist Tomas Kalas längst kein kompletter Verteidiger, denn er hat seine Stärken klar im Spiel gegen den Ball. Mit dem Ball am Fuß offenbarte er in seiner Karriere immer wieder Schwächen. Technik und Passspiel sind ausbaufähig – hier sind ihm Baumgartl und Kaminski voraus. In Bristol wurde er häufig kaum in den Spielaufbau eingebunden. Auffällig war zu seiner Bristol-Zeit auch, dass er immer gut für leichte Ballverluste war (2021/22 leistete er sich mehr als neun Ballverluste pro Spiel). Viel Entwicklungspotenzial hat er mit seinen 30 Jahren auch nicht mehr.
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Klar ist aber: Vor allem kämpferisch könnte Kalas den Schalkern weiterhelfen, wenn er wieder in Form kommt – denn Kampf ist die Spezialität des Tschechen. Schon deshalb passt er gut zum selbsternannten Kumpel- und Malocherklub nach Gelsenkirchen. Und wer weiß: Vielleicht schwärmen die Schalke-Fans ja nach einem Kalas-Abschied in einigen Jahren ja ähnlich vom Verteidiger wie zuletzt die Anhänger von Bristol City.
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