Gelsenkirchen. Das Ende von Bernd Schröder als Vorstands-Chef von Schalke ist besiegelt. Das gesuchte Profil für die Nachfolge bei den Königsblauen ist klar.
Für die Fußballer des FC Schalke 04 war der Samstag der anstrengendere Tag des Wochenendes. Erst um 6 Uhr waren sie zu Hause, die nächtliche Rückfahrt aus Hamburg mit tiefgehender Analyse der 3:5-Niederlage zum Auftakt der 2. Bundesliga hatte ihre Zeit beansprucht. Für den gesamten Verein wurde es am Sonntag aber noch mal spektakulärer: Bernd Schröder wird am Montag seiner Aufgaben entbunden, darauf haben sich der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsrat „einvernehmlich geeinigt“.
„In den vergangenen Wochen hat es zwischen Aufsichtsrat und Bernd Schröder einen intensiven Austausch über die weitere Zusammenarbeit gegeben. Im Ergebnis steht der Entschluss, eine personelle Neuausrichtung an der Spitze des Vorstands vorzunehmen“, erklärte Axel Hefer, Vorsitzender des Aufsichtsrates. Schröders Vertrag war ursprünglich bis Ende 2024 gültig, er scheidet an diesem Montag aus dem Vorstand aus. Der 57-Jährige, der im Schalker Vorstand die Ressorts Strategie, Vertrieb, Marketing, IT/Digital und Kommunikation führte, soll allerdings noch in beratender Weise bis zum Saisonende zur Verfügung stehen, um einen möglichen Übergang in die Wege zu leiten. „Meine Zeit auf Schalke werde ich immer in sehr guter Erinnerung behalten“, erklärte er. „Sie war sehr intensiv, hoch emotional und herausfordernd – so, wie Schalke eben ist.“
Schalke: Rühl-Hamers und Knäbel übernehmen Schröders Aufgaben bis auf Weiteres
Bis auf Weiteres werden Schröders Aufgaben von Christina Rühl-Hamers (Vorständin Finanzen, Personal und Recht) und Peter Knäbel (Vorstand Sport) übernommen. Beide waren bereits im Frühjahr 2021 nach der Trennung des damaligen Sportdirektors Jochen Schneider als temporäre Doppelspitze im Einsatz, ehe Schröder Anfang 2022 als Vorstands-Chef mit ihnen das Führungs-Trio bildete. Hefer hat dabei keine Bedenken. Rühl-Hamers und Knäbel hätten „in einer sehr herausfordernden Situation“ erfolgreich gearbeitet, „wir sind davon überzeugt, dass ihnen das nun erneut gelingen wird. Diese Stabilität gibt uns bei der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden die notwendige Zeit, um eine gute Entscheidung für Schalke 04 zu treffen.“
Klar ist, dass sich der Aufsichtsrat umgehend auf die Suche nach einer dritten Person für den Vorstand begeben wird. Mit der Dreiteilung sämtlicher Aufgaben hat der Verein grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht; sehr wahrscheinlich ist also, dass der Vorsitz des Gremiums am Ende dem Neuling in der Führungsetage zufallen wird. Christina Rühl-Hamers und Peter Knäbel sind dafür zunächst nicht vorgesehen, trotz größter Wertschätzung im Aufsichtsrat für deren Arbeit. Ihnen aber fehlt die Erfahrung in den Bereichen Marketing und Sponsoring.
Schröder entwickelte das Gefühl für Schalke nicht
Das Anforderungsprofil für den neuen Schalke-Chef ist klar gezeichnet: Mitzubringen ist eine moderne Unternehmenskultur, selbst erfahren und vorgelebt bei anderen Arbeitgebern. Die Königsblauen wollen beim Schröder-Nachfolger ein Netzwerk in der Wirtschaft und im Fußball sehen. Ziel ist es, langfristige Partnerschaften im Bereich des Sponsoring aufzubauen. Und ganz wichtig: das Gefühl für Schalke, also sportliche Aspekte genauso wie die Emotionalität des Klubs nachvollziehen zu können.
Letzteres schien Bernd Schröder nie wirklich geschafft zu haben. Der Manager, der zuvor in unterschiedlichen Funktionen in den Vorständen der Bertelsmann-Gruppe und des Juweliers Christ gearbeitet hatte, schien immer ein wenig mit dem Fußball-Business zu fremdeln, suchte nie die Öffentlichkeit. Vor seinem Dienstantritt auf Schalke war er zweieinhalb Jahre lang Direktor Marketing/Vertrieb bei Bayer Leverkusen.
Bernd Schröder handelte bei der Suche nach einem Schalker Hauptsponsor unglücklich
Die Erfahrung bei der Sponsorensuche war besonders in den vergangenen Wochen gefragt: Durch den Verkauf des Online-Autohändlers meinauto.de wurde ein Kündigungsvorrecht in Anspruch genommen, weshalb Schalke 04 einhergehend mit dem Abstieg aus der Bundesliga mit blanker Trikotbrust da stand. Bei einer der attraktivsten Marken des deutschen Fußball sollte man annehmen, dass die Interessenten Schlange stehen würden. Dem war aber nicht so, kein neues Unternehmen erklärte sich bereit, Schalkes Vorstellungen von mindestens fünf Millionen Euro per anno zu erfüllen. Am Ende wanderte erst einen Tag vor dem Saisonstart Veltins als Sponsor aufs Trikot. Dafür soll die Brauerei, die im 25. Jahr eng mit den Gelsenkirchenern verbandelt ist, ihr finanzielles Engagement dem Vernehmen nach um drei Millionen Euro erhöht haben.
Ob Schröder schon seine Demission geahnt hatte, als er die auf ein Jahr beschränkte Vereinbarung mit Veltins traf, ist unklar. Die Entwicklung und Erfolgsaussichten dieser Sponsorensuche hatte Hefer bereits bei der Mitgliederversammlung Mitte Juni kritisiert. Für die Zeit ab der Saison 2024/25 sucht Schalke weiter nach einem potenten Geldgeber. Bernd Schröder ist daran aber nicht mehr beteiligt.
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