Gelsenkirchen. Simon Terodde führt Schalke 04 als Kapitän in die 2. Bundesliga. Trainer Thomas Reis verteilt Verantwortung aber auf mehreren Schultern.

Weil die Bundesliga ja in diesem Sommer 60 Jahre alt wird, ist es ganz nett, immer mal wieder zurückzuschauen. Auch aus Sicht des FC Schalke 04 mit Blick auf Simon Terodde.

Manfred Kreuz war im Gründungsjahr Kapitän von Schalke 04. Die Spieler bekamen damals erstmals Verträge und richtige Gehälter, aber nicht mehr als 1200 D-Mark. Kreuz, 1958 Torschütze zum 3:0-Endstand gegen den Hamburger SV bei der letzten königsblauen Deutschen Meisterschaft, wollte aber nie Vollprofi sein; der Finanzbeamte trainierte auch fortan nur nachmittags, während die Teamkollegen bereits davor zu einer Einheit zusammenkamen.

Schalke 04: Reis nominiert drei Stellvertreter für Terodde

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„Ich war verheiratet und hatte Kinder, das alles ging vor“, sagte Kreuz einmal dieser Zeitung. Alte Werte, die sich bis in die Gegenwart nicht geändert haben, in denen Fußballer Millionen verdienen: „Die sollen ruhig ihre Kohle verdienen“, sagte Manfred Kreuz, heute 87 Jahre alt und noch immer Schalke 04 zugetan. „Aber ich meine das wörtlich: Sie sollen sie sich aufrichtig verdienen – auf dem Platz.“

Simon Terodde muss keinen Zweitjob annehmen, um seine Familie zu ernähren. Aber man darf dem 35-Jährigen durchaus unterstellen, einen ähnlichen Kompass zu besitzen für das, was im (Fußballer-)Leben zählt. Seit Donnerstag ist Simon Terodde der x-te Nachfolger von Manfred Kreuz, bestimmt von Trainer Thomas Reis vor dem letzten Testspiel gegen Twente Enschede (Samstag, 13 Uhr, Arena) in der Vorbereitung auf die Zweitligasaison.

Terodde hat mit Schalke noch nicht abgeschlossen

Was es ihm bedeutet, die Kapitänsbinde von Danny Latza zu übernehmen, hat der erfahrene Stürmer noch nicht erklärt. Aber was Schalke mit ihm gemacht hat, sagte Simon Terodde ja bereits, als er seinen eigentlich auslaufenden Vertrag vor ein paar Wochen doch noch mal um drei Jahre verlängert hatte: Da „habe ich noch einmal gemerkt, wie viel mir der Verein bedeutet und dass ich mein Kapitel hier einfach noch nicht schließen möchte.“

Danny Latza (links) war in der letzten Saison Schalke-Kapitän, Simon Terodde ist es nun in der 2. Bundesliga.
Danny Latza (links) war in der letzten Saison Schalke-Kapitän, Simon Terodde ist es nun in der 2. Bundesliga. © Firo

Die um den Arm geschnürte Binde ist für einen Spieler ein Zeichen des Vertrauens, das er seitens des Trainers und der Mannschaft verspürt; oftmals ist sie auch die Garantie auf Einsätze. Erstes sieht Schalke-Trainer Thomas Reis vollauf gegeben, „Simon hat es im vergangenen Jahr gut gemacht und rückt nun auf“. Allerdings wird Terodde sich darauf einstellen müssen, manchmal auch nur ein Teilzeit-Anführer zu sein.

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Vor zwei Jahren hatte er Schalke mit 30 Zweitliga-Toren zur Rückkehr in die Bundesliga geschossen. In der vergangenen Abstiegssaison waren es lediglich fünf Treffer des ewigen Zweitliga-Torschützenkönigs. Wird er an diese Leistungen noch mal heranreichen können? Wird es taktische Situationen geben, in denen Sebastian Polter der geeignetere (und vielleicht formstärkere) Stoßstürmer ist und Thomas Reis dann auch mal Terodde auf die Bank setzt? Bestimmt.

Deswegen gibt es auch drei starke Stellvertreter, die wie Terodde von der Mannschaft auserkoren wurden, sie zu führen. In dieser Reihenfolge ordnete Thomas Reis also Abwehrmann Marcin Kaminski (31), der teamintern ein hohes Ansehen genießt, aber nicht unbedingt ein Lautsprecher ist, Mittelfeldspieler Dominick Drexler (33), Abteilung meinungsstarker Kämpfer, und Torwart Ralf Fährmann (34), erfahren und anerkannt, zu Teroddes Stellvertretern ein.

Schalke-Trainer Thomas Reis: Terodde trägt Binde, alle tragen Verantwortung

„Wichtig ist mir, dass wir wie im vergangenen Jahr die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen werden“, erklärte der Schalke-Trainer. „Es gibt zwar einen, der die Binde trägt, aber es gibt in jedem Spiel viele kleine Situationen, in denen jeder seiner Verantwortung auf dem Platz gerecht werden muss.“ Das Quartett wird im Mannschaftsrat von Torhüter Michael Langer (38) und Verteidiger Henning Matriciani (23) komplettiert.

Manfred Kreuz war übrigens von 1962 an für insgesamt sechs Jahre Kapitän der Schalker, ist heute deren Ehrenspielführer. So lange wird Simon Terodde nicht in Amt und Würden sein – Tore, die Schalke zurück in die Bundesliga bringen, sind den Anhängern allerdings mindestens genauso wichtig.