Mittersill. Assan Ouedraogo (17) sorgt in diesem Sommer für Furore. Die Erwartungen auf Schalke sind gestiegen. Das sind die Details zu seinem Vertrag.

Das Training war gerade beendet, die meisten Profis des FC Schalke 04 legten sich auf den Rasen im Stadion des SC Mittersill, am Ende ihrer Kräfte nach einer weiteren kraftraubenden Einheit im Trainingslager bei fast erdrückender Hitze. Assan Ouedraogo, im Mai 17 Jahre alt geworden, schnappte sich hingegen einen Ball, legte sich ihn in rund 20 Metern Entfernung zurecht und schlenzte ihn perfekt in den Winkel des leeren Tores, als sei es die einfachste Übung der Welt. Dieser Junge hat was, dieses Talent ist das größte, wertvollste der Schalker Knappenschmiede seit Leroy Sané.

Schalke: Assan Ouedraogo hat "eine unheimliche Qualität"

Der Hype um den 1,92 Meter großen Mittelfeldspieler, der die deutsche U17 im Juni zum EM-Titel schoss, ist riesengroß. „Ich habe erst gar nicht mitbekommen, dass so viele Leute auf ihn schauen“, sagte Cedric Brunner dieser Zeitung. Selbst der erfahrene, ruhige und sehr realistische Rechtsverteidiger ist begeistert. „Als ich ihn bei uns in der Vorbereitung das erste Mal spielen sah, dachte ich: Der ist wirklich gut. Er hat eine unheimliche Qualität, ist ein feiner Junge.“

Schalke-Talent Assan Ouedraogo (2.v.r.) schoss die deutsche U17 im Juni zum EM-Titel.
Schalke-Talent Assan Ouedraogo (2.v.r.) schoss die deutsche U17 im Juni zum EM-Titel. © dpa

Woher hat Ouedraogo dieses Talent? Sein Vater Alassane wuchs in Burkina Faso auf, kam als 16-Jähriger nach Europa, spielte danach 22 Jahre lang Fußball in Belgien und Deutschland, darunter als Profi beim 1. FC Köln, Rot-Weiß Oberhausen, TuS Koblenz und Rot-Weiss Essen. Sesshaft wurde die Familie Ouedraogo in Mülheim an der Ruhr, Assans Geburtsstadt. Am Rande der Mülheimer Altstadt begann sein Weg, er besuchte dort wie seine drei Geschwister die Grundschule Trooststraße und erlernte nicht weit entfernt bei Union 09 Mülheim das Fußball spielen. Die erste Mannschaft des Klubs spielt in der Kreisliga B.

Schalke: Assan Ouedraogo hat eine Ausstiegsklausel für Sommer 2024

Ouedraogos Talent fiel schnell auf, schon als Achtjähriger wechselte er zum FC Schalke 04, lernt an der berühmten Gesamtschule Berger Feld am Rande der Arena. Noch im Alter von 16 Jahren unterschrieb er einen langfristigen Vertrag, einen, der sich, wenn Ouedraogo am 9. Mai 2024 seinen 18. Geburtstag feiert, in einen bis 2027 gültigen Profivertrag umwandelt. Festgeschrieben ist eine Ausstiegsklausel für Sommer 2024, die Schalke eine zweistellige Millionensumme bringen könnte. Vereinbart wurde zudem, dass Ouedraogo die Sommer-Vorbereitung 2023 mit den Profis absolviert.

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Genau das ist gerade der Fall. „Ich habe in der Anfangszeit als junger Spieler kein Wort in der Kabine gesagt – aber Assan ist ein wenig offener, redet, macht mit“, schildert es Brunner. „Dabei ist er anständig und weiß, wo die Grenzen sind. Er packt im Training mit an, trägt gemeinsam mit den anderen jungen Spielern das Material.“ Nicht nur Brunner, auch Torjäger Simon Terodde kümmert sich in Mittersill besonders um die jüngsten Spieler. Oft ist er mit Keke Topp, 18 Jahre alt, zu sehen. Über Ouedraogo sagte er flapsig: „Den werden wir pflegen.“

So locker das Brunner und Terodde sehen, so vorsichtig bleiben die Sportchefs. Die Erwartungen sind durch Ouedraogos gute Leistung beim 2:2 im Testspiel bei Regionalligist 1. FC Bocholt (ein Tor, eine Vorlage) noch weiter gestiegen. Gerald Asamoah, als Leiter der Lizenzspielerabteilung hautnah dabei, sagte am Rande eines Trainings in Mittersill: „Wir beobachten Assan schon lange. Was er in Bocholt gespielt hat, das war schon gut. Trotzdem muss man aufpassen: Er ist erst 17 Jahre alt, deshalb darf man ihn nicht verheizen.“

Assan Ouedraogo führt elegant den Ball. Das große Schalke-Talent (17) darf sich schon mit den Profis messen.
Assan Ouedraogo führt elegant den Ball. Das große Schalke-Talent (17) darf sich schon mit den Profis messen. © ffs | Tim Rehbein

Schalke-Trainer Thomas Reis ist der Wirbel nicht recht

Es ist dieses Wort, was so viele auf Schalke sagen: verheizen. Es ist Schalke wichtig, Ouedraogo viel Wertschätzung zu zeigen, Trainer Thomas Reis schaute sich das U17-EM-Finale vor Ort an. Reis baut ihn behutsam ins Training ein, gönnt ihm auch mal eine Pause, da eine Verletzung Ouedraogo in der vergangenen Saison wochenlang zurückwarf. Reis ist der Wirbel gar nicht recht: „Dass sich alles auf Assan konzentriert, finde ich schwierig. Ich weiß, dass das sehr, sehr gern gemacht wird. Schön wäre es, wenn man sich den Jungen entwickeln lässt.“ Die großen Erwartungen lässt Ouedraogo aber aktuell nicht an sich heran – auch weil die Schalker viele Gespräche mit ihm führen. Aus der Öffentlichkeit halten sie ihn heraus, lehnen aktuell sämtliche Interviewanfragen ab. Im Profi-Training hält er gut mit, vor allem seine Ballbehandlung begeistert. „Bislang macht er mir nicht den Eindruck, dass ihn der Druck belasten würde. Er schlägt sich unfassbar gut, weiß aber auch, dass er ganz am Anfang steht und Stück für Stück herangeführt wird“, sagte Cedric Brunner.

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Doch ist Ouedraogo schon ein Startelf-Kandidat für den Zweitliga-Auftakt beim Hamburger SV am 28. Juli? Das hält sich Reis offen. „Wer weiß, was bis dahin passiert“, sagte er. Es zeichnet sich aber schon ab, dass Ouedraogo nach der Rückkehr aus Mittersill bei den Profis bleiben darf – und das nicht nur, weil er den Ball ins leere Tor schlenzen kann.