Gelsenkirchen. Norbert Janzon war 1981 der Königstransfer von Schalke 04. Wie er als Kapitän und Knipser mit S04 den Wiederaufstieg in die 1. Liga schaffte.
Norbert Janzon staunt jedes Jahr aufs Neue: „Immer pünktlich zu meinem Geburtstag finde ich eine Glückwunschkarte vom FC Schalke 04 in der Post, mit einer kleinen schriftlichen Würdigung meines Beitrags zum ersten Wiederaufstieg“, verrät der mittlerweile 72-Jährige. „Dass mich der Verein über 40 Jahre später nicht vergessen hat, macht mich sehr stolz.“
Große Augen machte Janzon auch während der Saisonvorbereitung im Sommer 1981. Gerade frisch vom Meister FC Bayern zum Bundesliga-Absteiger Schalke 04 gewechselt, wurde der damals 30-Jährige von den neuen Kollegen zum Kapitän gewählt. „Das kam schon überraschend, zumal wir ja mit Norbert Nigbur, Manni Drexler und Uli Bittcher noch andere gestandene Profis im Kader hatten“, erinnert sich Janzon. „Ich war bis dato eher der Spielertyp, der sich einfach in ein Team einfügte.“
Schalke 04: Norbert Janzon kam für 700.000 Mark vom FC Bayern München
Plötzlich hatte der 700.000 Mark teure Königstransfer aus München eine Dreifachrolle inne: Knipser, Kapitän und Kontaktmann zwischen der Mannschaft und dem schweigsamen S04-Trainer Siggi Held. Janzons Vorteil: Von 1974 bis 1976 hatte er gemeinsam mit Held bei den Offenbacher Kickers gespielt. „Ich kannte also Siggis Fußballphilosophie“, erinnert sich der gebürtige Berliner, der gemeinsam mit Nigbur, Drexler und Bittcher das Gerüst der Aufstiegsmannschaft bilden sollte. „Außerdem musste ich mit Manager Rudi Assauer die Prämien aushandeln, all das war natürlich neu für mich. Aber ich stellte mich den Aufgaben.“
Im Rückblick auf die Saison 1981/82 sagt Janzon: „Siggi Held war ein sehr harter Trainer. Die daraus resultierende Fitness trug uns letztlich zum Aufstieg. Spielerisch gab es sicher bessere Teams in der 2. Liga – zum Beispiel 1860 München.“ Die „Sechz’ger“ aber konnte Schalke gleich am 1. Spieltag distanzieren, durch einen 3:1-Heimsieg im direkten Duell. Janzon traf zum wichtigen 1:0. „Ein wunderschönes Freistoßtor“, erinnert sich der Techniker, für den am Saisonende 13 Ligatreffer (darunter drei Doppelpacks) zu Buche stehen sollten. Zudem hatte der Linksfuß zahlreiche wichtige Vorlagen gegeben, „aber die wurden damals in keiner Statistik erfasst“, sagt er schmunzelnd.
Dass Norbert Janzon 1981 überhaupt in die 2. Liga gewechselt war – und dann noch in den „Ruhrpott“, vor dem ihn viele gewarnt hatten –, war vor allem einem Mann zu verdanken: Rudi Assauer. „Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte Assauer das Okay gegeben, mich zu kontaktieren“, erinnert sich Janzon. „Anschließend sprach ich mit Assauer am Telefon. Es ging vor allem um die mir zugedachte Rolle als linker Flügelstürmer, der über die Seite schnelle Vorstöße fahren sollte, aber natürlich auch als Führungsfigur in einer Schalker Mannschaft, die nach dem Abstieg spürbar verunsichert war.“
„Galoppsport gab es ja auch in Gelsenkirchen“
Janzon sagte Assauer schließlich zu, trotz finanzieller Einbußen: „Insgesamt bin ich schweren Herzens vom FC Bayern weg. Nach vier Jahren in München waren meine Frau und ich dort heimisch geworden“, erinnert sich der gebürtige Berliner. „Ich war gerade zum zweiten Mal mit Bayern Meister geworden, zudem besaß ich in München Galopp-Pferde. Vor dem Abflug nach Düsseldorf hätten wir fast geweint.“ Doch letztlich sei der Wechsel eine gute Entscheidung gewesen: „Wir zogen nach Gladbeck, nahe des Schlossparks. Dort hat es uns sehr gut gefallen. Und Galoppsport gab es ja auch in Gelsenkirchen.“
Fußballerisch aber kamen „Käpt’n“ Janzon und die Königsblauen nach dem Traumstart gegen 1860 erst mal aus dem Tritt: Es folgten sieben Ligaspiele mit lediglich zwei Siegen (drei Remis). Nach einem peinlichen 0:1 am 8. Spieltag in Kassel lag Schalke mit mageren 9:7 Punkten auf Platz acht. Zum Wendepunkt wurde das folgende Heimspiel gegen Alemannia Aachen. Den Treffer zum 2:0-Endstand markierte Norbert Janzon, der von diesem Tag an immer besser in die Rolle des Teamleaders fand: „Es ist ja oft so nach einem Abstieg: Die Mannschaft muss sich erst mal finden.“
Schalke 04: Weitere Berichte
- Start beim Hamburger SV: Das sagt Schalkes Sportdirektor
- SC Spelle-Venhaus: Mit Schalke-Fans gegen die S04-Profis – „absolutes Highlight“
- Reform der Bundesliga U19/U17: Das sagt Schalkes Schober
- Schalke: Warum Paul Seguin lieber zu S04 als in die Bundesliga ging
Zwischen September und Februar legte Schalke eine atemberaubende Serie von 13 Spielen ohne Niederlage hin (neun Siege, vier Remis). Bereits am drittletzten Spieltag tüteten Janzon & Co. die Bundesliga-Rückkehr ein – mit einem 4:0-Heimsieg über Wormatia Worms. „Die Aufstiegsfeier auf Schalke war genau so schön wie die Meisterfeiern in München“, erinnert sich der königsblaue Top-Torjäger der Saison 1981/82, dessen Freude jedoch nicht lange anhalten sollte: In der folgenden Spielzeit stieg Janzon mit Schalke postwendend ab. Der inzwischen 32-Jährige beendete daraufhin seine Profilaufbahn.