Gelsenkirchen. Es war für alle Schalker eine Überraschung: Simon Terodde bleibt ein Königsblauer. So lief der Deal, das sind alle HIntergründe des Vertrages.

Eigentlich sollte der Freitagvormittag beim FC Schalke 04 André Hechelmann gehören, dem neuen Sportdirektor. Eine große Medienrunde im „Club 19:04“ auf der Logenebene der Arena war seit Tagen angesetzt, die Sätze zur Vorstellung eingeübt. Doch als alle Schalke-Fans noch beim Frühstück saßen, toppte eine andere Nachricht Hechelmanns Präsentation: Simon Terodde, in den vergangenen zwei Jahren Schalkes Gesicht, bleibt doch bei den Königsblauen. Was für eine spektakuläre Wende!

Fan-Liebling: Nach dem Aufstieg wurde Simon Terodde von Schalkes Fans auf Händen getragen.
Fan-Liebling: Nach dem Aufstieg wurde Simon Terodde von Schalkes Fans auf Händen getragen. © afp

Noch vor der heißen Phase des Abstiegskampfs, am 5. April, hatte Terodde angekündigt, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. „Um Dampf rauszunehmen, damit Klarheit herrscht“, hatte er gesagt. Sich mit dem Klassenerhalt vor der Nordkurve zu verabschieden – das war sein Traum.

Der aber erfüllte sich nicht. Schalke stieg ab, Terodde sah das gelbgesperrt in Leipzig nur von der Tribüne. Von den Fans wurde er gefeiert, das hat ihn tief beeindruckt. Und einen neuen Verein hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht gefunden.

Mehr News zu Schalke 04:

Das führte dazu, dass Knäbel und Hechelmann am Montag den Kontakt zu Terodde suchten. „Wir haben das kurzfristig entschieden, weil von seiner Seite noch nichts verkündet worden war“, sagte Knäbel. Drei Tage hätten die Gespräche gedauert. An deren Ende steht nun ein Rentenvertrag für Terodde, der im März 2024 seinen 36. Geburtstag feiert. Der neue Vertrag gilt drei Jahre lang, aber erst einmal nur ein Jahr für die Profimannschaft. Nach jeder Saison wird entschieden, in welcher Funktion Terodde bleibt. Er absolviert ein Traineeprogramm und darf, wenn er möchte, alle Trainerlizenzen erwerben. Durch die lange Vertragsdauer wird das in der abgelaufenen Saison üppige Jahresgehalt gestreckt, sodass Schalke kurzfristig weniger bezahlt. „Für alle Beteiligten haben wir eine gute Lösung gefunden“, sagte Knäbel dazu.

Auch interessant

Doch warum genau diese Lösung? „Wir legen großen Wert darauf, dass wir unsere Schalker Größen integrieren und sie die Zukunft des Klubs mitgestalten lassen“, sagte Knäbel. „Simon ist ein ganz verrückter Fußballer und will sicher im Fußball seine Zeit fortsetzen, egal ob im Scouting, Teammanagement oder als Sportdirektor.“

Doch erst einmal denkt Terodde nicht ans Karriereende. Er geht als Stürmer Nummer eins, Rekord-Torjäger der Zweiten Liga, Leitfigur und (mindestens) Vize-Kapitän in die neue Saison. Knäbel: „Er soll allen Schalkern die Gewissheit geben, dass wir angreifen werden. Selbstverständlich wissen wir, dass es schwierig wird und wir mit viel Respekt und Demut in diese Aufgabe gehen – aber wer symbolisiert diese Haltung besser als Simon, der ein hochwertiger Sportsmann ist.“

Schalke 04: Vier Stürmer stehen unter Vertrag

podcast-image

Schalkes Sturm steht nun, wie Neu-Sportdirektor Hechelmann verkündete. Außer Terodde stehen Sebastian Polter, Marvin Pieringer (war an den SC Paderborn ausgeliehen) und U19-Torjäger Keke Topp im Aufgebot. Es ist nicht geplant, dass noch einer geht. „Wir sind sehr ambitioniert und fühlen uns sehr wohl mit den vier Jungs. Keke wird sehr profitieren, mit ihnen zusammen zu trainieren.“

Hechelmanns Pläne gingen in der Terodde-Euphorie etwas unter. Mit den Personalplanungen sei er noch nicht fertig, sagte er. „Wir haben aber ein deutlich stabileres Gerüst als noch vor zwei Jahren, könnten direkt spielen. Natürlich werden wir aber einem Innen- und Linksverteidiger nachgehen, auch für unser Zentrum schauen“, fügte der 38-Jährige hinzu.

Seit zwei Jahren arbeitet Hechelmann im Hintergrund, er wurde von Ex-Sportdirektor Rouven Schröder zum Chefscout gemacht. Er selbst bezeichnet sich als „brillant vernetzten Hintergrundtüftler“. In die Öffentlichkeitsarbeit müsse er sich noch ein wenig hineinarbeiten. Er wird seine Rolle nicht so extrovertiert interpretieren wie Schröder – und auch nicht auf der Ersatzbank sitzen. „Das ist das Refugium des Trainerteams und von Gerald Asamoah“, sagte er.

Ein Gesicht des Klubs zu werden – vorerst hat Hechelmann dieses Ziel nicht. Aber ein anderes ist ja geblieben: Simon Terodde.