München. Schalke 04 war für Tabellenführer Bayern München nur ein Sparringspartner. Die Königsblauen gingen mit 0:6 unter - und waren damit gut bedient.

Der Weg von der Kabine der Allianz-Arena in München bis zum Ausgang ist weit, rund 70 Meter müssen die Spieler zurücklegen. Ganz still war es ohnehin in der Kabine des FC Schalke 04 gewesen, grußlos schlichen die meisten Spieler an den Reportern vorbei und verschwanden im Bus, warteten auf die Abfahrt. Viele saßen dort schon eine Viertelstunde, als sie eine Kurznachricht in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe erhielten: Rückruf in die Kabine. Sportvorstand Peter Knäbel hatte darum gebeten. Um die Spieler aufzurichten nach einem Tag, der ablief wie ein nicht enden wollender Horrorfilm. Eine 0:6 (0:2)-Klatsche kassierten die Schalker beim FC Bayern München und fielen in der Tabelle auf den Relegationsplatz zurück.

Schalke kassiert Ohrfeige vom FC Bayern

Was in der Kabine gesagt wurde, bleibe auch dort, sagte Knäbel anschließend. Eine Ohrfeige sei das Spiel gewesen, erklärte er: „Das tut weh, sehr weh. Das schmerzt. Dass man nicht mit so einem Spiel rechnet, ist klar. Ich hätte mir ein anderes Auftreten gewünscht. Das war ein Rückfall. Das sind Auf- und Abwärtsbewegungen in der Teamentwicklung.“ Trainer Thomas Reis sprach davon, es sei kein Mentalitäts-, sondern ein Qualitätsproblem gewesen. „Das ist eine beschissene Situation. Du hattest von Anfang an das Gefühl, dass bei uns zu viel Ehrfurcht da war. Bayern war aggressiver, das wurmt mich am meisten, dass wir da nicht da waren“, sagte der Trainer. „Zu viel Respekt vor dem Gegner“, lautete das Fazit von Kapitän Danny Latza.

Schalke-Trainer Thomas Reis war nach der 0:6-Abreibung in München bedient.
Schalke-Trainer Thomas Reis war nach der 0:6-Abreibung in München bedient. © firo

Die Bayern wären in dieser Saison verwundbar wie selten, hatten die Schalker vor dem Spiel noch gesagt und durchaus mutige Ansagen formuliert. Nur: Zu sehen war vor 75.000 Zuschauern nichts davon. Was das Problem war: Die Bayern überspielten dank ihrer hohen individuellen Qualität die Schalker Taktik problemlos. Sagte auch Bayern-Profi Leon Goretzka: „Die Schalker Spielweise – Mann gegen Mann – kam uns entgegen. Wir konnten uns oft befreien.“

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Über die Außenpositionen waren Leroy Sané (gegen den Schalker Jere Uronen) und Kingsley Coman (gegen Cedric Brunner) meist Sieger im Dribbling, im Zentrum konnte Schalkes Defensive Jamal Musiala und Joshua Kimmich kaum stoppen. Da die Bayern diesmal sehr exakt kombinierten, das war schon anders in dieser Saison, und auch bei einer hohen Führung nicht mit ihrer Spielfreude aufhörten, erarbeiteten sie sich ein Dutzend Torchancen der Marke „Der muss rein“. Wären die Bayern einen Tick effizienter gewesen, hätten sie einen Bundesliga-Rekordsieg herausschießen können.

Doch auch ein halbes Dutzend Treffer sorgte für beste Laune, zumal Thomas Müller (21.), der zuletzt häufiger auf der Bank saß, den Torreigen eröffnete. „Er ist unverzichtbar“, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer nach dem Spiel – und die Bayern-Welt war für einen Abend wieder heile. Die weiteren Treffer erzielten Joshua Kimmich (29., Foulelfmeter nach Videobeweis), Serge Gnabry (50./65.), Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.). Ein Beispiel für Schalkes fehlerhafte Vorstellung war das Tor zum 0:4: Maya Yoshida missriet ein Rückpass auf Torwart Alexander Schwolow, sodass Gnabry ein simpler Sprint genügte, um zu einem Treffer zu kommen.

„Dass du hier verlieren kannst, ist okay“, sagte Danny Latza abschließend. „Aber für das Torverhältnis ist es bitter.“ Was Schalke Mut macht: Schon oft im Jahr 2023 gab es Rückschläge, stets folgte darauf eine positive Reaktion. So soll es auch diesmal sein, am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Eintracht Frankfurt. Nur einer kann dann nicht mitwirken – und auch das passte zu dem verkorksten Tag. Torjäger Marius Bülter (11 Saisontreffer) sah nach einem Foul an Mazraoui die fünfte Gelbe Karte und ist gesperrt. „Ich wollte unseren besten Schützen bringen, sonst hätte jeder gesagt: Du schenkst ab. Man kann sagen, es war vielleicht nicht richtig. Ich sage: Es war richtig“, sagte Reis dazu. Jetzt würde eben der Nächste nachrücken, Alternativen hätte er, ergänzte der Trainer.

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Schalke macht sich nach der Mega-Klatsche Mut

Knäbel blickte positiv voraus: „Wir haben in dieser Saison gesehen, dass einige abgeschrieben waren und wieder aufgestanden sind. Das ist eine Chance für einen anderen. Deshalb ärgere ich mich nicht.“ Mut machen nach der Mega-Klatsche – das war Knäbels Motto. Seine Ansprache dauerte rund 15 Minuten. Dann trotteten die Spieler wieder aus der Kabine Richtung Bus. Mit traurigem Blick, die meisten grußlos.