Essen. Mit neun Punkten Rückstand auf Relegationsrang drei kann Rot-Weiss Essen eigentlich schon die nächste Drittliga-Saison planen. So ist der Stand.
Vorweg: Rot-Weiss Essen spielt eine starke Saison. Auch wenn die Aufstiegsträume Richtung 2. Bundesliga nur noch von mathematischer Natur sind. Neun Spieltage vor Schluss liegt RWE neun Punkte hinter Aufstiegsrelegationsrang drei und zehn Zähler hinter den beiden direkten Aufstiegsplätzen zurück.
Die zuletzt vier sieglosen Spiele in Folge haben RWE etwas zurückgeworfen. Aktuell stagniert die Form der Essener. Die Festung Hafenstraße bröckelte zuletzt - Niederlagen gegen Ulm und Unterhaching. Dazwischen ergatterte Rot-Weiss das glückliche 2:2-Remis in Dresden und jüngst folgte das 1:1 in Verl. Am kommenden Sonntag (17. März, 13.30 Uhr) kommt Borussia Dortmund II ins Stadion an die Hafenstraße. Dann geht es in eine 14-tägige Spielpause.
Rot-Weiss Essen: 15 Verträge laufen aus
Und in dieser werden die Verantwortlichen um Sportdirektor Christian Flüthmann und Kaderplaner Marcus Steegmann alle Hände voll zu tun haben. Denn so langsam müssen auch sie bei 15 auslaufenden Verträgen Ergebnisse liefern. Einige Spieler sollen unbedingt gehalten werden und andere haben derweil keine Zukunft mehr an der Hafenstraße. Und: Es gibt auch zwei Wackelkandidaten.
Zu den feststehenden Abgängen gehören Eigengewächs Ahmed Etri, der zur TSG Hoffenheim II wechselt, sowie Leihspieler Marvin Obuz, der - unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit des 1. FC Köln in der Saison 2024/2025 - zum 1. Juli 2024 definitiv in die Domstadt zurückkehren wird.
RWE: Plechaty, Rüth und Rother können gehen
Wie diese Redaktion auch erfuhr, werden Sandro Plechaty, Fabian Rüth und Björn Rother ab dem 1. Juli 2024 keine Spieler mehr von Rot-Weiss Essen sein. Eigentlich keine Überraschung. Denn da genügt nur der Blick auf die Spielzeiten und die Form - bei Plechaty war diese auch vor der Verletzung schlecht. Das Trio lieferte in der Saison 2023/2024 keine Argumente für ein neues Vertragsangebot bei RWE.
Auch für die 22-jährigen Nils Kaiser und Sascha Voelcke wird es schwer mit einer Weiterbeschäftigung. Kaiser bestritt in dieser Saison gerade einmal 186 Einsatzminuten, Voelcke kommt auf 355 Spielminuten. Für beide spricht eigentlich nur, dass sie U23-Spieler sind, die RWE bestens einschätzen kann. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sowohl Kaiser als auch Voelcke die Mannschaft von Christoph Dabrowski in der kommenden Saison nicht verstärken werden. Tendenz: beide werden keine Vertragsangebote erhalten.
Bei RWE: Nach Brumme - auch Rios Alonsos und Eisfelds Arbeitspapiere verlängern sich
Klar ist auch die Zukunft von Linksverteidiger Lucas Brumme und Innenverteidiger José-Enrique Rios Alonso. Dessen Verträge verlängern sich per Option bis zum 30. Juni 2025. Wobei Rios Alonso nach unseren Informationen auch eine Klausel im Vertrag besitzt, die ihm die Möglichkeit bietet, für eine hohe sechsstellige Ablösesumme in die 1. oder 2. Bundesliga oder das Ausland zu wechseln. In einem langen Sommer-Transferfenster werden die RWE-Verantwortlichen mit Sicherheit auch immer diesen Fall im Hinterkopf haben (müssen).
Der Zehnte im Bunde, dessen Zukunft geklärt ist, ist Thomas Eisfeld. Auch der zentrale Mittelfeldspieler besitzt eine Option im Vertrag, die kurz davor ist zu greifen. Er wird demnach in Essen bleiben. Bleiben noch fünf Spieler ohne Fahrschein ab dem 1. Juli 2024. Klar ist, dass Rot-Weiss Essen Abwehrchef Felix Götze sowie die Mittelfeld-Strategen Cedric Harenbrock und Torben Müsel halten will. Mit diesen absoluten Leistungsträgern laufen die Gespräche noch. Übereinkunft erzielte RWE bereits mit Torhüter Felix Wienand, der seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag am Montag verlängerte.
Götze fühlt sich in Essen pudelwohl, das gilt auch für Urgestein Harenbrock und Offensivmann Müsel. Das ließen auch die Berater der Spieler gegenüber dieser Redaktion verlauten. Es liegt aber auch auf der Hand, dass sich dieses Trio durch starke Leistungen in den Fokus gespielt hatte. Die Ausgänge sind hier aktuell völlig ergebnisoffen.
Zahlen sprechen bei Young und Berlinski gegen eine RWE-Zukunft
Anders ist die Situation bei Isaiah Young und Ron Berlinski. Jedoch dürfte die Tendenz hier Richtung Abschied gehen. Young gehört nach unseren Informationen zu den Besserverdienern im Kader. Er konnte nach dem Aufstieg im Sommer 2022 nur mit einer ordentlichen Gehaltserhöhung an der Hafenstraße gehalten werden. Doch seine Leistungen stagnieren. Vier Tore und nur eine Vorlage in dieser Drittliga-Saison sind für einen Mann mit diesen Fähigkeiten zu wenig. Zum Vergleich: Obuz, auf der anderen Flügelseite, hat sieben Tore erzielt und zehn weitere Treffer vorbereitet.
RWE schaut sich schon seit Längerem nach Alternativen für die Flügel - und das nicht nur aufgrund des feststehenden Abgangs von Obuz - um. Der Deal mit Schalkes Nelson Amadin scheiterte noch im Januar 2024. Aktuell soll RWE nach unseren Informationen aber weitere Flügelspieler auf der Liste haben und zeitnah Gespräche führen. Auch mit Spielern aus der Regionalliga West. Obuz geht nach Köln, Young wird wohl keinen neuen Vertrag erhalten. Bei RWE spricht zur neuen Saison alles für ein „Flügelzangen-Lifting“.
Bei Berlinski scheiden sich wohl die Geister: Er ist ein absoluter Publikumsliebling, hatte aber zuletzt aufgrund seiner unnötigen Roten Karte auch etwas Kredit verspielt. Sieben Tore in der vergangenen und zwei Treffer in der aktuellen Drittliga-Serie lesen sich für einen Stürmer sehr mager.
Rot-Weiss Essen: Vonic und Doumbouya noch unter Vertrag
Da Leonardo Vonic (bis 2026) und Moussa Doumbouya (bis 2025) noch an RWE gebunden sind, ist es schwer vorstellbar, dass die Verantwortlichen Berlinski ein Vertragsangebot unterbreiten werden. Eventuell nur, wenn sich der 29-Jährige mit einer Joker-Rolle klar identifizieren würde. Denn es liegt auf der Hand, dass RWE ein echter Knipser fehlt und für die neue Saison gesucht werden sollte. Als Torjäger haben sich in 23/24 weder Vonic (vier Tore), Doumbouya (3) noch Berlinski (2) erwiesen.