Essen. Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann hat Union-Stürmer Kevin Behrens in den DFB-Kader berufen. Vor einigen Jahren scheiterte er bei RWE.
Bei Rot-Weiss Essen krachend gescheitert, heute in der Nationalmannschaft: Kevin Behrens hat einen kometenhaften Aufstieg gekrönt - er wurde vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann für die kommende Länderspiel-Periode nominiert. Während der Amerika-Reise wird die Nationalmannschaft zwei EM-Testpartien absolvieren: in Hartford gegen die USA (14. Oktober/21.00 Uhr) und in Philadelphia gegen Mexiko (18. Oktober/2.00 Uhr).
Dass Kevin Behrens dabei sein wird, ist fast kaum zu glauben, wenn man mal ein paar Jahre zurückschaut. In der Saison 2015/16 spielte der gebürtige Bremer für Rot-Weiss Essen in der Regionalliga. Nach wenigen Monaten wurde sein Vertrag beim Revierklub aufgelöst. Sportlich konnte er zwar phasenweise überzeugen, doch er geriet mit den Vereinsverantwortlichen aneinander. Den damaligen RWE-Trainer Jan Siewert soll er in der Kabine mit nicht zitierfähigen Worten beschimpft haben. In Essen erlebte Behrens ein Fiasko. Der Tiefpunkt einer ungewöhnlichen Laufbahn, die anschließend mächtig Fahrt aufnehmen sollte.
DFB-Stürmer Kevin Behrens startet spät durch
Heute ist Kevin Behrens ein wichtiger Bestandteil des Fußball-Bundesligisten Union Berlin. Die DFB-Nominierung ist der späte Lohn für seine harte Arbeit. In der aktuellen Bundesliga-Saison gelangen ihm vier Tore in den ersten sechs Partien. In der vergangenen Saison gelangen ihm zehn Pflichtspieltore für den aufstrebenden Klub aus der Hauptstadt.
Behrens war eine klassische Verpflichtung des früheren Schalkers Oliver Ruhnert, der einige Spieler holte, die ihr volles Potenzial erst bei Union unter Trainer Urs Fischer ausschöpfen konnten. Einen normalen Weg zum Bundesliga-Profi nahm Behrens freilich nicht. Seinen Anfang im Seniorenbereich machte er 2010 in der Bremenliga – für die dritte Mannschaft von Werder Bremen. Es folgten mehrere Stationen in der vierten Liga, ehe Behrens im Alter von 27 Jahren in die 2. Bundesliga wechselte. In Sandhausen bot er sich mit guten Leistungen für seinen Sprung in die Bundesliga an. Sein Erfolgsrezept: „Nie aufgeben, immer dran arbeiten, immer was tun für sich auch körperlich vor und nach dem Training, immer dran glauben. Und dann die Chance nutzen, wenn man sie bekommt“, sagt Behrens.
Rot-Weiss Essen: Marcus Uhlig hätte Kevin Behrens gerne länger bei RWE gesehen
In Essen wird der steile Aufstieg des einst gescheiterten Stürmers mit Interesse und einer großen Portion Wehmut verfolgt. Viele Fans fragen sich, warum es bei RWE nicht geklappt hat. „Das lässt sich nur schwer erklären“, sagte Essens Vorstandsvorsitzender Marcus Uhlig im Frühjahr im Gespräch mit dieser Redaktion. „Natürlich wäre es eine Nummer, wenn Kevin Behrens über Jahre bei Rot-Weiss Essen geblieben wäre und jetzt noch für uns spielen würde. Aber manchmal ist das so im Fußball, in einer Karriere. Das ist kein exklusives RWE-Problem.“