Dresden/Duisburg. Der Interimstrainer des MSV Duisburg schüttelt nach der 0:4-Niederlage in Dresden im letzten Drittliga-Spiel den mentalen Ballast ab.
Die beiden Männer für den Ausklang umarmten sich und klopften sich im Presseraum des Rudolf-Harbig-Stadions gegenseitig auf die Schultern. Heiko Scholz, Interimstrainer beim Fußball-Drittligisten Dynamo Dresden, und Uwe Schubert, in gleicher Funktion beim MSV Duisburg tätig, machten gemeinsam einen Haken unter die Ligasaison. Der MSV hatte beim 0:4 in Dresden noch einmal eine Packung kassiert. Beide schafften nach der Entlassung ihrer Cheftrainer die Wende nicht mehr. Dynamo verpasste den Aufstieg in die 2. Bundesliga, der MSV steigt in die Regionalliga ab.
Heiko Scholz, von 2003 bis 2009 beim MSV tätig und zweimal sogar als Interimstrainer kurzzeitig Chef an der Linie, schaffte mit dem 4:0-Sieg über die Duisburger immerhin noch die direkte Qualifikation für den DFB-Pokal. Am Samstag folgt nun noch das Landesfinale im Rudolf-Harbig-Stadion gegen den Liga-Konkurrenten FC Erzgebirge Aue mit Trainer Pavel Dotchev. Danach können sich erneut zwei Männer mit MSV-Bezug umarmen. Für Scholz endete das Liga-Geschäft versöhnlich und tragisch zugleich. Mit nur einem Punkt Rückstand auf den SSV Jahn Regensburg verpassten die Sachsen den Relegationsrang. Beim Gastspiel in Regensburg am 27. April hatte Dynamo kurz vor Schluss ein Elfmetertor zum 1:1 kassiert. Ein verhängnisvoller Treffer, wie sich jetzt herausstellt.
MSV Duisburg ließ sich vorführen
Beim MSV Duisburg macht es angesichts von neun Punkten Rückstand zum rettenden Ufer keinen Sinn, über liegengelassene Zähler nachzudenken. Uwe Schubert warf am Samstag in der Pressekonferenz mit einem Satz den ganzen Ballast, den kompletten Frust weg. „Gott sei Dank, dass es vorbei ist“, seufzte der 64-Jährige am Ende seines offiziellen Statements. Ein Satz, der für den Chef des Duisburger Nachwuchsleistungszentrums einem Versuch eines mentalen Befreiungsschlages gleich kam.
Schubert hatte vergeblich darauf gehofft, dass die Zebras im letzten Drittliga-Match noch einmal befreit aufspielen könnten. Ein Irrtum. Die Vorstellung in der ersten Halbzeit bezeichnete der Coach als „eine Vollkatastrophe“. Vieles erinnerte ihn an die letzten 20 Minuten in Lübeck, wo der MSV nach einer 3:1-Führung noch mit 3:5 unterging. In der Pause sei er in Dresden in der Kabine sehr laut geworden, wie Schubert später berichtete: „Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass ich keinen Bock habe, mich hier vorführen zu lassen.“
Im zweiten Durchgang wurde es etwas erträglicher, der MSV kassierte nur noch einen Gegentreffer. Dresden ließ es etwas ruhiger angehen, zudem hielt der verletzungsbedingt eingewechselte Torwart Vincent Müller das Debakel mit seinen Paraden in Grenzen.
MSV Duisburg: Mitleid von Heiko Scholz
Auf der Gegenseite stand mit Daniel Mesenhöler ein Ex-Zebra im Tor. Der 28-Jährige steht seit Januar bei Dynamo unter Vertrag und bestritt am Samstag sein Ligadebüt mit den Sachsen, war aber angesichts der Meidericher Schwächen weitgehend beschäftigungslos. Sein Engagement in Duisburg liegt länger zurück, er bestritt in der Saison 2018/19 15 Zweitliga-Spiele für die Meidericher. Demnach hat er den letzten Abstieg des MSV – damals aus der 2. Bundesliga – miterlebt. „Es macht mich traurig zu sehen, dass sie sich nicht in der Liga halten konnten“, sagte der Keeper am Samstag.
Mit Wehmut und Traurigkeit blickte auch Heiko Scholz auf alte und aktuelle MSV-Zeiten. „Ich hatte herrliche Jahre in Duisburg mit erster und zweiter Liga.“, so der 58-Jährige, der zum Abstieg der Meidericher sagt: „Das ist unvorstellbar, auch mit diesem herrlichen Stadion. Mit der Unterstützung der Fans wird der Verein eine gute Rolle in der Regionalliga spielen. Das wird der MSV hinkriegen.“