Duisburg. Der 31-Jährige soll seine Erfahrung einbringen, um dem MSV im Abstiegskampf zu helfen. Doch an Spielpraxis mangelt es ihm.

Praktisch bis zur letzten Minute tüftelte der Fußball-Drittligist MSV Duisburg an einer weiteren Verstärkung. Kurz vor Ende der Transferfrist am Donnerstag um 18 Uhr gaben die Zebras bekannt: Erik Zenga soll das zentrale Mittelfeld des Tabellenneunzehnten verstärken. Der 31-jährige, zuletzt vereinslose Spieler unterschrieb einen Vertrag mindestens bis Saisonende. Der MSV nannte die genaue Laufzeit nicht.

Eine weitere Personalie hatte sich bereits am Mittag geklärt. Caspar Jander wird nicht vorzeitig zum 1. FC Nürnberg wechseln. Um den U-20-Nationalspieler hatte es ein kleines Kasperltheater gegeben. Aus Nürnberg kam die Nachricht, dass der dort heimische Zweitligist schon jetzt die Dienste des MSV-Talents benötige. Einen Vertrag für die kommende Saison hat der Kicker bereits in Nürnberg unterschrieben. Beim MSV wollte man die Meldung eines vorzeitigen Abschieds weder bestätigen noch dementieren. Offenbar war da aber nicht nur Rauch, sondern auch Feuer. Später zeigte sich dann: Jander bleibt.

Weiter beim MSV auf dem Trainingsplatz: Caspar Jander.
Weiter beim MSV auf dem Trainingsplatz: Caspar Jander. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Bereits gegen Mittag meldete der 1. FC Nürnberg, dass sich am Deadline Day nichts mehr tun würde. Im Herbst wäre ein solches Tauziehen noch ein veritables Drama gewesen. Allerdings scheint es, dass Caspar Jander seine Form über die Winterpause eingebüßt hat. Bei der Entscheidung, ob das größte Talent im Team wechseln darf, ging es offenbar auch darum, dass die Meidericher nicht die passende Soforthilfe fürs zentrale Mittelfeld finden konnten.

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Der in Moskau geborene Erik Zenga braucht Eingewöhnungszeit. Es mangelt an Spielpraxis. Der Mann fürs defensive Mittelfeld bestritt zuletzt am 20. Mai eine Partie für den damaligen Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen. Danach war Zenga ohne Vertrag und hielt sich beim Regionalligisten Alemannia Aachen fit. Mithin, in der Rubrik „Kracher“ findet sich sein Name nicht. Ob Trainer Boris Schommers ihn bereits am Sonntag um 19.30 Uhr im Heimspiel gegen den Tabellenführer Jahn Regensburg einsetzt, bleibt abzuwarten. Die Zeit, sich zu akklimatisieren, ist sehr kurz.

Schommers: „Erwarten, dass er schnell zündet“

Der MSV zitiert Schommers entsprechend: „Klar ist, dass wir von ihm erwarten dürfen, dass er schnell zündet und die Erfahrung, die er in seiner Karriere gesammelt hat, einbringt, um mit unserem Team unser Ziel Klassenerhalt anzupacken.“ „Erwarten dürfen“ ist nicht ganz das Gleiche wie „sicher sein“ und „schnell“ nicht das Gleiche wie „sofort“. Was die Erfahrung angeht: Der dritte und letzte Wintertransfer kann auf 106 Spiele in der 2. Bundesliga und 77 Drittliga-Einsätze zurückblicken.

Er ist schon ein paar Tage dabei: Vor knapp zehn Jahren, am 19. April 2014, grätschte Erik Zenga (rechts) im Trikot des VfL Osnabrück beim Gastspiel in Duisburg gegen Pierre De Wit.
Er ist schon ein paar Tage dabei: Vor knapp zehn Jahren, am 19. April 2014, grätschte Erik Zenga (rechts) im Trikot des VfL Osnabrück beim Gastspiel in Duisburg gegen Pierre De Wit. © FFS | Stephan Eickershoff

Zenga kickte für den SV Sandhausen, den Halleschen FC, Preußen Münster, den VfL Osnabrück. Von 2015 bis 2023 spielte er für Sandhausen mit einem kurzzeitigen Abstecher nach Halle. In der vergangenen Spielzeit kam der kantige Mann mit Defensivqualitäten 17 Mal zum Einsatz. Drei Verletzungspausen bremsten ihn aus.

In der Pressemitteilung des MSV schreiben die Meidericher Chris Schmoldt, Leiter Kaderplanung & Strategie, folgende Worte zu: „Wir hatten in den vergangenen Jahren häufiger schon einen guten Austausch mit Erik, deswegen ist es schön, dass er uns jetzt in dieser sehr herausfordernden Situation unterstützen wird, unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Gerade nach den jüngsten Ausfällen wichtiger Führungsspieler war es uns wichtig, einen Typen zu finden, der mit seiner Physis und seiner Präsenz ein maßgeblicher Faktor wird, unserer Mannschaft die benötigte Sicherheit und Stabilität zu geben.“

MSV Duisburg suchte nach einem Aufräumer vor der Abwehr

Schmoldt hatte offenbar nach einem Aufräumer vor der Abwehr gesucht. In den vergangenen Spielen zeigte sich, dass die Meidericher dort nicht energisch genug zupacken und so den Gegner zu Chancen und Toren kommen lassen. Nach der Knieverletzung von Marvin Bakalorz, der frühestens in drei Wochen zurück ins Team zurückkehrt, fehlt so ein Mann fürs Grobe. Caspar Jander und Santiago Castaneda sind erstens jung und zweitens eher mit Schönschrift befasst. Die Aussage von Chris Schmoldt legt zudem nahe, dass der neue Geschäftsführer Michael Preetz an der Verpflichtung nur bedingt beteiligt war. Preetz wird in den vergangenen Jahren kaum mit Zenga im Austausch gewesen sein.

Erik Zenga schreiben die Zebras folgende Worte zu: „Ich freue mich sehr, dass es für mich nun beim MSV losgeht. Hier wartet eine Herausforderung auf mich, der ich mich gerne stelle. Ich möchte meine fußballerische Erfahrung und alles, was ich habe, einbringen, um unser gemeinsames Ziel, den Klassenerhalt, zu sichern!“

Ob Erik Zenga tatsächlich die erste Wahl für den Posten war, daran lässt sich zweifeln. Marvin Bakalorz verletzte sich vor zwei Wochen am Knie. Zenga ist bereits seit sechs mehr als sechs Monaten ohne Verein und bis Aachen sind es nur knapp 100 Kilometer. Da hätte es eines Last-Minute-Transfers kaum bedurft. Was auffällt: Nach Daniel Ginczek und Ahmet Engin ist der Mittelfeldmann der dritte Winterzukauf mit geringer Spielpraxis. Was den Meiderichern neben Punkten aber am meisten fehlt, ist Zeit und die notwendigen Spiele zur Auffrischung des Könnens.