Dortmund. Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler hat sich nach einer Krankheit zurückgekämpft. Der BVB und er haben noch große Ziele.
Manchmal beschleicht einen das Gefühl, es seien zwei Julian Brandts bei Borussia Dortmund angestellt.
Der eine kann mit einem gnadenlosen Steckpass, eine gesamte Abwehrkette aushelben. Kann im Gegenpressing Bälle erobern und blitzschnell einen Konter einleiten. Kann mit einer Körpertäuschung seinen Gegenspieler im Strafraum umherirren lassen, auf ein paar Quadratzentimetern den Ball durch Beine dribbeln und dann mit Karacho ins Netz schießen.
Der andere bringt schon im Mittelfeld ein Zuspiel über wenige Meter nicht zu seinem Mitspieler. Trabt eher hinterher, als dass er Zugriff im Zweikampf erreicht. Verliert im Sechzehner erst den Kopf, und dann den Ball. Seine Schüsse werden geblockt oder fliegen weit am Tor vorbei. Paradox: Manchmal wandelt sich das Erscheinungsbild von einer Minute auf die andere. „Dann ist es auch mal so, dass der eine oder andere sagt: Du hast scheiße gespielt. Aber darüber komme ich hinweg“, sagt der eine Julian Brandt, der nach gelungenen Spielen wie ein Honigkuchenpferd grinst.
Aus dem 27-Jährigen spricht dabei Selbstvertrauen wie Zuversicht, dass in der heißen Saisonphase, die am Samstag mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (18.30 Uhr/Sky) weitergeht, der Julian Brandt aus der Hinrunde auftrumpfen kann. Da zählte er zu den besten, konstantesten Dortmundern. Wie schon in der Vorsaison, als der Spielmacher endlich vom Verkaufskandidaten zum Führungsspieler reifte.
BVB: Julian Brandt spricht über schwere Krankheit im Winter
Im Januar dann ein Bruch. Brandt schockierte später mit einer Aussage über eine nicht näher definierte Krankheit. Sechs Kilo habe er innerhalb von zwei Wochen verloren, erzählte der drahtige Mann, aus dessen Körper es doch eigentlich gar nicht so viel zu holen gab. Das lag daran, dass er zwei Wochen lang nichts gegessen habe, sagte Brandt vor ein paar Tagen.
„Der einzige Weg war halt zum Klo, und der war schon schwierig. Es ist so, als versuche man wieder gehen zu lernen. So sah es dann dementsprechend auch ein bisschen auf dem Platz aus“, meinte er. „Ich habe es aber gemeistert.“ Er wolle sich „dahinter nicht verstecken“, so Brandt, „aber dir fehlt das Gefühl auf dem Platz, der Rhythmus, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Fitness kriegt man relativ schnell wieder“.
BVB: Julian Brandt will noch mit in den EM-Kader
Brandts leichter Durchhänger täuscht schon mal darüber hinweg, dass er eine sehr starke Saison spielt – und sich „wieder deutlich stabilisiert“ hat, wie Trainer Edin Terzic am Donnerstag befand. „Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns“, ergänzte Terzic. Elf Vorlagen hat Julian Brandt gegeben, gemeinsam mit Bayern Münchens Leroy Sané und Alejandro Grimaldo von Bayer Leverkusen hält er den Spitzenwert. Auch in der schwierigen Phase im Februar und März war Brandt regelmäßig an Toren beteiligt. „Das ist immerhin etwas“, sagte er. „Ich würde aber gerne mal wieder ein Tor schießen.“
Es würde dem BVB helfen, um die Champions League zu erreichen. Und Brandt selbst in den EM-Kader befördern. Zuletzt fehlte er ja im Aufgebot von Julian Nagelsmann. „Ich mache mir keinen Druck, die EM hat sich nicht zerschlagen. Ich habe das angenommen und mache den Job, den man von mir erwartet“, sagt er. Gemeint ist der eine Julian Brandt, der Spiele entscheiden kann.