Chemnitz. Der DFB ist für den angekündigten Ausrüster-Wechsel von Adidas zu Nike scharf kritisiert worden. Watzke und Neuendorf wehren sich.
Es war ein Sturm der Entrüstung, den der am Mittwoch vom DFB angekündigte Ausrüster-Wechsel ausgelöst hat. Ab 2027 wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für mindestens acht Jahre vom US-Giganten Nike ausgestattet, die lange Partnerschaft mit Adidas endet. Aus der Politik gab es dafür scharfe Kritik.
DFL-Aufsichtsratschef und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich laut eigener Aussagen „maßlos“ über Kommentare aus der Politik zum anstehenden Wechsel geärgert. „Es gibt Leute, die haben vor fünf Jahren noch gesagt: „Vaterlandsliebe kotzt mich an“ und entdecken jetzt auf einmal den Patriotismus“, sagte Watzke, der auch DFB-Vizepräsident ist, in einem Sky-Interview. „Das einzige Vernünftige, was ich gelesen habe, war der Satz vom Bundeskanzler: Dass das die Sache des Verbands ist.“
Wirtschaftsminister Robert Habeck fand „Vaterlandsliebe stets zum Kotzen“
Watzke nannte den Namen nicht, meinte mit seiner Kritik aber Wirtschaftsminister Robert Habeck. Der Grünen-Politiker sagte zum Nike-Deal, er hätte sich „ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht“. Vor einigen Jahren hatte er betont, dass er Vaterlandsliebe „stets zum Kotzen“ fand.
Der DFB hatte am Donnerstag zweieinhalb Monate vor Beginn der Heim-EM überraschend bekannt gegeben, den Vertrag mit Dauerpartner Adidas Ende 2026 nach mehr als 70 Jahren auslaufen zu lassen. Von 2027 an bis Ende 2034 wird US-Rivale Nike den DFB ausstatten. Zahlreiche Politiker kritisierten dies. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach von einer „Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet“.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf „fassungslos“
Die Kommentare habe er teils „fassungslos“ zur Kenntnis genommen, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor dem Länderspiel in Frankreich im ZDF. Besonders weil diese „ohne Kenntnis von Fakten und Hintergründen“ getätigt worden seien.
„Dass das in der Öffentlichkeit so ein großes Thema ist, das war klar und kann ich gut nachzuvollziehen“, sagte Watzke. „Als ich damit konfrontiert worden bin, habe ich auch erst mal Luft holen müssen. Das war eine gewachsene Beziehung zwischen dem DFB und Adidas.“ Der DFB habe „diskriminierungsfrei ausschreiben müssen, daran haben wir uns gehalten“.
DFB erhält mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr von Nike
Die Differenz der Angebote sei „so gigantisch groß“ gewesen. „Da gab’s einfach keine andere Lösung. Wenn man ausschreibt, dann ist es halt so, dass irgendwann mal einer böse ist“, sagte Watzke. Es könnten nicht Regeln geschaffen werden und anschließend in der Politik kommentiert werden, „dass das unpatriotisch sei. Das fand ich einfach total daneben“, sagte Watzke.
Einem Bericht des „Handelsblatts“ unter Berufung auf Branchenkreise zufolge soll sich Nike das Engagement beim DFB mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Adidas soll bislang 50 Millionen Euro jährlich an den Verband gezahlt haben.