Hamburg. BVB-Boss Watzke lässt Ende 2025 seinen Vertrag auslaufen. Wie geht es dann weiter? Dazu macht der Geschäftsführer einige Andeutungen.
Am Ende hat Hans-Joachim Watzke noch eine Idee: TV-Experte, das könnte doch etwas sein. „Vielleicht mache ich das irgendwann für ein Jahr, um alle Rechnungen zu begleichen, die in 20 Jahren aufgelaufen sind – und das sind eine Menge“, sagt er. „Dann könnte ich vielleicht besser schlafen.“ Es ist natürlich ein Scherz, den der Geschäftsführer von Borussia Dortmund am Mittwochvormittag auf der Bühne der Spobis-Konferenz in Hamburg macht, dem Gipfeltreffen der Sportmarketing-Branche, hat er doch nach eigener Aussage „eine Experten-Allergie“.
Aber es ist ein Scherz mit ernstem Hintergrund, denn seit Watzke angekündigt hat, seinen am 31. Dezember 2025 auslaufenden Vertrag beim BVB nicht zu verlängern, kreisen zwei oder doch drei Fragen um den BVB: Was macht der mächtige Klublenker danach? Was kommt beim BVB nach 19 Jahren Watzke? Und wie hat das beides miteinander zu tun?
Hans-Joachim Watzke wird Ämter bei Uefa, DFB und DFL sukzessive abgeben
Eigentlich will Watzke darüber gar nicht reden, aber ein paar Dinge lässt er sich dann doch entlocken. Recht unkompliziert ist das bei den vielen anderen Ämtern, die er noch vereint. Die werde er „sukzessive abgeben“, kündigt der 64-Jährige an. „Wenn es bei mir Richtung 70 geht, wird kein Amt bleiben.“ Wenn die Wiederwahlen anstünden, dann werde er die Ämter nach und nach abgeben, aber nicht mitten in der Wahlperiode ausscheiden.
Auf seinen Posten im Exekutivkomitee des europäischen Fußballverbands Uefa ist Watzke bis 2027 gewählt, als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball-Liga und damit auch als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds fungiert er noch bis 2025. Ob dann bereits Schluss ist, ist aber noch nicht klar: Beim Ablauf seiner dreijährigen Amtszeit ist Watzke noch BVB-Geschäftsführer und könnte sich, wenn die Ligakollegen diesen Wunsch signalisieren, noch einmal bis 2028 wählen lassen.
Carsten Cramer und Thomas Treß bleiben in der BVB-Geschäftsführung
Und was die Geschäftsführung des BVB angeht, „habe ich meine Vorstellungen“, sagt Watzke. Ein Name, der dabei sicher fallen wird, ist Carsten Cramer, der Marketing-Geschäftsführer, der am Mittwoch in der ersten Reihe sitzt und Watzkes Worten lauscht. „Er hat sich jetzt lange Jahre warmgelaufen und es wird immer schwieriger für mich, ihn einzuhegen“, scherzt Watzke. „Er wird sicher eine wichtige Rolle spielen, er ist ja wie Finanzgeschäftsführer Thomas Treß schon lange dabei.“ Denn nur Watzke scheidet ja aus, Cramer und Treß bleiben der Geschäftsführung erhalten.
„Und irgendwann kommt dann ein dritter dazu und vielleicht irgendwann eine vierte Person – weil ich mir mittelfristig eine Frau im Vorstand wünsche“, sagt Watzke. Zur dritten Person, die die Verantwortung für den sportlichen Bereich tragen soll, wird nichts weiter gesagt. Ein Kandidat: Sebastian Kehl, der Sportdirektor, der eine Hierarchiestufe aufrücken könnte, um sich stärker um strategische und konzeptionelle Singe zu kümmern – dann müsste ein neuer Sportdirektor kommen, der näher bei der Mannschaft und im operativen Klein-klein eingebunden wäre.
Das Kapitel Borussia Dortmund wird für Watzke nie enden
Ganz zurückziehen, das lässt Watzke zumindest durchblicken, wird er sich ohnehin nicht: „Das Kapitel Borussia Dortmund wird für mich nie erledigt sein“, kündigt er an. „Ich werde dem BVB immer verbunden bleiben, werde alles für den Klub tun und mir alle Spiele anschauen, solange ich transportfähig bin.“ Und sein „wachsames Auge“ werde immer auf der Geschäftsführung liegen.
Watzke wird seien Meinung weiter einbringen wollen, alles andere ist schwer vorstellbar, und er wird das wohl nicht nur als einfaches Mitglied tun – so klingt es zwischen den Zeilen. „Man muss aufpassen, dass man das institutionalisiert“, meint er. „Ohne Legitimation pausenlos die Geschäftsführung in die Pfanne hauen, das möchte ich nicht und das wird mir nicht passieren.“
Hans-Joachim Watzke könnte BVB-Präsident werden
Beim BVB könnte das bedeuten: Watzke übernimmt das Präsidentenamt von Reinhard Lunow (2025) dessen Amtszeit 2025 ausläuft. Dann hätte sein Wort nicht nur kraft seiner Persönlichkeit, sondern auch kraft seines Amtes weiter Gewicht beim BVB. „Wenn einer kommt und einen Rat möchte, dann setze ich mich hin und gebe den, idealerweise nicht in der Öffentlichkeit“, kündigt der BVB-Boss in Richtung von Cramer und Treß an. „Aber so, wie ich die einschätze, kommen die gar nicht.“
Ein letzter Scherz, dann ist er weg. Erst einmal nur von der Spobis-Bühne, und bald dann auch bei Borussia Dortmund – zumindest ein wenig.