Dortmund. Die beiden Ex-Profis ergänzen das Trainer-Team von Edin Terzic bei Borussia Dortmund. Besonders Nuri Sahin hat große Ziele.
Gemeinhin gilt die Zeit rund um die Weihnachtstage nicht unbedingt als die produktivste in der Arbeitswelt. Borussia Dortmund aber war in diesem Jahr eine Ausnahme. Als die Führungsetage um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl und den externen Berater Matthias Sammer am 21. Dezember zur tunusmäßigen Elefantenrunde zusammentraf, beschloss sie zunächst, dass Edin Terzic trotz klar fallender Formkurve auch noch im Januar Trainer des BVB sein wird. In dessen Stab allerdings, das war ebenso Teil der Analyse, sollten neue Impulse gesetzt werden.
Am Freitagmittag nun gaben die Dortmunder offiziell bekannt, wie diese Veränderungen aussehen sollen – und das war ein echter Paukenschlag. Nuri Sahin, 35, und Sven Bender, 34, zwei Klubhelden, die mit dem BVB Deutscher Meister und Pokalsieger geworden sind, arbeiten nun als Assistenten Terzic zu. Sie sollen helfen, das Team sportlich in die Spur zu bringen. Zudem werden die beiden dafür sorgen müssen, die interne Unstimmigkeiten aufzulösen. Es gibt ja einige Akteure im Kader, die nicht mehr davon überzeugt sind, dass mit Terzic allein die Wende gelingen kann.
BVB: Nuri Sahin und Sven Bender erlebten große Zeit unter Jürgen Klopp
„In Nuri Sahin und Sven Bender bekommen wir zwei Fachmänner und Persönlichkeiten hinzu, die uns mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen und Qualitäten sowohl inhaltlich als auch charakterlich bereichern werden“, ließ sich Sportdirektor Sebastian Kehl in einer Vereinsmitteilung zitieren. „Wir sind überzeugt davon, dass die beiden uns als Team stärker machen werden, um unsere gesteckten Ziele in der zweiten Saisonhälfte noch zu erreichen.“ Als Tabellenfünfter fehlen dem BVB derzeit sechs Punkte auf einen Platz, der zur Teilnahme an der Champions-League berechtigt. Im Achtelfinale des DFB-Pokals scheiterte man am VfB Stuttgart. Einzig das Erreichen des Königsklassen-Achtelfinals, das im Februar und März gegen die PSV Eindhoven ausgespielt wird, rettet Terzics Hinrunde.
Spielgestalter Sahin und Mittelfeldabräumer Bender verbrachten den Großteil ihrer aktiven Spielerkarriere beim BVB. Beide waren Publikumslieblinge, beide standen für die große Dortmunder Zeit unter Jürgen Klopp zu Beginn der 2010er-Jahre. Als ihre Profikarrieren im Jahr 2021 endeten, schlugen sie eine Trainerlaufbahn ein. Während Bender zuletzt als Co-Trainer der deutschen U16-Nationalmannschaft fungierte und vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) trotz bevorstehender U17-Europameisterschaft die Freigabe für eine Rückkehr ins Ruhrgebiet bekam, arbeitete Sahin beim türkischen Erstligisten Antalyaspor, der seine letzte Spielerstation war, als Trainer und Sportdirektor in Personalunion. Sahin hatte dort einen beachtlichen Einstand hingelegt und seinen Klub aus dem Tabellenkeller ins Mittelfeld geführt. Es sei „keine einfache Entscheidung“ gewesen, seinen Job in der Türkei aufzugeben, aber „wenn der BVB nachfragt, kann ich nicht nein sagen“, so Sahin. Es fühle „sich sehr schön an, nach Hause zu kommen“.
BVB: Nuri Sahin gilt als extrem ehrgeizig
Der gebürtige Lüdenscheider gilt als höchst ehrgeizig. Weggefährten schildern, dass er die Methoden und das Wissen seiner früheren Trainer wie Jürgen Klopp, Thomas Tuchel, Jose Mourinho aufgesogen hat wie ein Schwamm. Sich nun als Co-Trainer unter Terzic einzureihen, wirkt da zunächst wie ein Rückschritt. Andererseits lockt natürlich die Perspektive, zu einem späteren Zeitpunkt auf den 41-Jährigen zu folgen. Noch wäre das allerdings nicht möglich, da Sahin die Pro-Lizenz des europäischen Fußballverbandes Uefa fehlt. Diese soll der ehemalige türkische Nationalspieler nun erwerben. Die Kontrakte Sahins, Benders und Terzics sind jeweils bis Sommer 2025 datiert. Auch Sportdirektor Kehl (43) steht bis dahin beim BVB unter Vertrag. Geschäftsführer Watzke (64) besitzt noch ein bis Ende 2025 gültiges Arbeitspapier.
Insbesondere die Personalie Sahin ist daher pikant. Spekulationen, dass er eine Art Schattentrainer Terzics sein könnte, trat Terzic entgegen. „Es war mein klarer Wunsch, Nuri und Sven als Co-Trainer für uns zu gewinnen. Wir haben in der Vergangenheit mehrfach versucht, aus diesem Wunsch Realität werden zu lassen. Nun bestand die Möglichkeit – und wir haben sie umgesetzt“, sagte er. Die Ergebnisse werden schon bald zeigen, ob diese Konstellation so bestehen bleiben kann.