Dortmund. Der BVB sucht im Winter nach einem neuen Außenverteidiger. Julian Ryerson wird wochenlang fehlen, Ramy Bensebaini am Afrika-Cup teilnehmen.

Noch warten sie bei Borussia Dortmund. Warten auf eine zweite Meinung eines Spezialisten, den sie konsultiert haben wegen der Knieverletzung, die sich Julian Ryerson im DFB-Pokalspiel beim VfB Stuttgart (0:2) zugezogen hat. Aber schon jetzt ist klar, dass wenig Gutes zu erwarten ist, eine Zweitmeinung holt man ja nicht ein bei geringfügigen Blessuren und wenigen Tagen Ausfallzeit. Nein, der Außenverteidiger, der links wie rechts eingesetzt werden kann, wird dem BVB wochenlang fehlen, so viel ist schon jetzt klar. Und das sorgt für einen gehörigen Engpass.

BVB-Verteidiger Julian Ryerson wird rund zwei Monate ausfallen.
BVB-Verteidiger Julian Ryerson wird rund zwei Monate ausfallen. © firo Sportphoto | Ralf Ibing

Zunächst kurzfristig, im anstehenden Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain am Mittwoch (21 Uhr/Prime). Thomas Meunier, der zuletzt überraschend in die Startelf rückte, ist gar nicht erst gemeldet für den Königsklassenkader, weil er im Sommer erst abgegeben werden sollte und sich dann schwerer verletzte. Mateu Morey wird nach schier unendlicher Verletzungssaga aktuell nicht als vollwertige Alternative gesehen, Marius Wolf wackelt. Bleiben im Zweifel Niklas Süle für rechts und Ramy Bensebaini für links.

BVB: Auch Rami Bensebaini wird länger fehlen

Doch auch mittelfristig wirft die Ryerson-Verletzung einige Probleme auf, der ebenso kampfstarke wie flexible Außenverteidiger hat sich beim BVB dank seines Fleißes und Einsatzwillens unverzichtbar gemacht, war wechselweise links oder rechts gesetzt. Er wird schmerzlich vermisst werden – und dann kommt auch noch dazu, dass der Algerier Bensebaini im Frühjahr beim Afrika-Cup spielen wird, der Mitte Januar beginnt und im für den BVB ungünstigen Fall bis Mitte Februar geht. Und dann stünde der BVB ganz ohne Linksverteidiger da.

Ramy Bensebaini wird dem BVB während des Afrika-Cups fehlen.
Ramy Bensebaini wird dem BVB während des Afrika-Cups fehlen. © AFP | Ina Fassbender

Darauf muss der BVB nun reagieren und nach Informationen dieser Redaktion will er das während der Transferperiode tun: Anders als ursprünglich mal geplant steht die Suche nach einem Linksverteidiger und idealerweise nach einem Profi, der beide defensiven Außenbahnen besetzen kann, ganz oben auf der Prioritätenliste. Einfach wird das nicht, es hat ja seine Gründe, warum der BVB traditionell eher zurückhaltend ist im Wintertransferfenster – wenn sich nicht gerade ein für den Sommer ohnehin geplanter Transfer vorziehen lässt. Siehe Ryerson, siehe Erling Haaland. Ansonsten aber sind gute Spieler eher selten auf dem Markt, weil sie ja in ihren Klubs tragende Rollen spielen. Aber es muss etwas geschehen, zumal die Situation in der Tabelle prekär ist und Ausrutscher nicht mehr erlaubt sind.

BVB muss auch Rückkehr von Tom Rothe einplanen

Kehls Budget ist begrenzt, nachdem schon im Sommer einiges investiert wurde. Er kann nicht mal eben mit zweistelligen Millionensummen hantieren. Gerüchte über einen möglichen Abgang Donyell Malens für 30 Millionen Euro hat man in Dortmund zwar auch registriert, ein wirklicher Interessent hat sich aber noch nicht gemeldet und auch der Niederländer selbst hat bislang keinen Wechselwunsch hinterlegt.

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Kehl muss also für möglichst wenig Geld möglichst viel Qualität holen, die dem BVB sofort weiterhilft. Ein Talent, das in zwei Jahren so weit ist, nützt wenig – ein gestandener Spieler, der einen langfristigen Vertrag will, allerdings auch. Im Sommer kehrt Tom Rothe von seiner Leihe zu Holstein Kiel zurück. Der 19-Jährige hat sich beim Zweitligisten prächtig entwickelt, ist unangefochtener Stammspieler mit bislang zwei Toren und fünf Vorlagen. Ihm will man keinesfalls unüberlegt einen weiteren Spieler vor die Nase setzen, zumal ja auch Bensebaini irgendwann im Februar wieder verfügbar sein sollte.

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Rechts ist das Problem ohnehin weniger gravierend, Süle kann hier helfen, auch Wolf und Meunier stehen bereit. Und auch auf anderen Positionen stuft man den Handlungsdruck nicht als allzu hoch ein: Mittelstürmer Sebastien Haller ist zwar auch beim Afrika-Cup, aber in der Regel spielt ja ohnehin Niclas Füllkrug, Youssoufa Moukoko ist in der Hinterhand und Malen könnte dort zu Not auch spielen. In der Innenverteidigung hat man drei hochkarätige Profis und einige Youngster wie den 19-jährigen Hendry Blank in der Hinterhand. Und auch auf den offensiven Außenbahnen wähnt man sich gut aufgestellt.

BVB muss mittelfristig einiges tun

Das allerdings sind in erster Linie quantitative Einschätzungen, qualitativ blieb zuletzt die eine oder andere Frage offen: Malen etwa saß meist auf der Bank, Karim Adeyemi agierte wechselweise lustlos oder fehlerhaft und Jamie Bynoe-Gittens kann zwar gelegentlich herrlich dribbeln, dafür aber überhaupt nicht verteidigen. Mittelfristig muss sich also auch auf vielen anderen Positionen etwas tun – aber für derartig tiefgreifende Umbauarbeiten am Kader ist das Wintertransferfenster nun wirklich nicht der geeignete Zeitraum.