Dortmund. Gegen Gladbach macht der BVB aus einem 0:2 ein 4:2. Trotzdem darf die schwache Anfangsphase nicht unter den Tisch fallen. Ein Kommentar

Viele Fragen mussten offen bleiben nach dem Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Und das lag auch daran, dass bemerkenswert viele BVB-Profis vergessen hatten, dass es zu ihrem äußerst gut dotierten Job gehört, nach dem Spiel Interviews zu geben. Insbesondere, aber natürlich nicht nur dem Pay-TV-Sender Sky, der pro Jahr Hunderte Millionen Euro für die Fernsehrechte zahlt und so einen guten Teil der fürstlichen Gehälter erst möglich macht.

Die meisten BVB-Profis aber zogen es vor, zu schweigen am Samstagnachmittag – vielleicht wussten sie ja selbst nicht, was sie sagen sollten angesichts dieses Spiels, das abermals mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hatte. Wie stark dieser BVB wirklich ist, diese Frage wabert ja seit Wochen durch Dortmund, und sie bleibt offen, weil die Mannschaft äußerst wechselhaft auftritt. Am Samstag gegen Gladbach zeigte sie in einem Spiel zwei komplett verschiedene Gesichter.

Der BVB lief erst nur hinterher - und drehte dann auf

Ganz schwache 30 Minuten zum Start, die alles waren, aber keine Reaktion auf die grottigen Auftritte gegen den FC Bayern (0:4) und den VfB Stuttgart (ein 1:2, das sich wie ein 1:5 anfühlte). Der BVB lief hinterher, er ließ die Gladbacher mit tölpelhaftem Abwehrverhalten zu zwei Treffern kommen und hatte Glück, dass ein weiteres Gladbacher Tor nicht galt, weil Alassane Pléa mit dem Knie geschätzte 0,5 Zentimeter im Abseits war.

Aber gerade als die Stimmung im Stadion richtig zu kippen drohte, kam dann doch die Reaktion, folgte dem Treffer zum 0:2 ein blitzschneller Doppelpack, und plötzlich war das Spiel wieder offen. Und wenig später war es gedreht. Und so gab die Partie den Dortmundern die Chance, den eigenen Geist zu loben, weil man doch in schwieriger Lage eine Partie gedreht hatte. Die eklatant schwache Anfangsphase aber darf nun nicht unter den Tisch gekehrt werden, sie muss aufgearbeitet, die Fehler müssen abgestellt werden – denn gegen stärkere Gegner als Gladbach wäre diese Partie in die Hose gegangen. Wenn man beim BVB in der Nachbereitung nur auf die positiven Dinge guckt, belügt man sich selbst – und das wäre gefährlich angesichts des komplizierten Programms der kommenden Wochen.