Dortmund. Der BVB geht im Topspiel gegen den FC Bayern unter. Mit 0:4 (0:2) unterliegt Dortmund den Bayern. Superstar Harry Kane erzielt drei Tore.
Auf den beiden Anzeigetafeln im Dortmunder Stadion leuchtete die bittere Realität an diesem Samstagabend, der ein großer für den BVB werden sollte und stattdessen nur Enttäuschung brachte. Der Vizemeister verlor 0:4 (0:2) gegen den Deutschen Meister FC Bayern. Dayot Upamecano (4.) und der herausragende Harry Kane (9./72., 90+3) ließen die Begegnung zu einer Lehrstunde für die Borussia werden. Die Münchener haben durch den Erfolg nun fünf Punkte Vorsprung auf den Rivalen aus dem Ruhrgebiet und sie bleiben zwei Punkte am Tabellenführer Bayer Leverkusen dran. Nach dem Spiel gab es im Signal-Iduna-Park vereinzelt Pfiffe, einige BVB-Fans hatten das Stadion zu diesem Zeitpunkt schon verlassen.
BVB gegen FC Bayern: Der Live-Ticker zum Nachlesen
BVB - Bayern 0:4
Sie hatten sich viel vorgenommen in Dortmund. Und dann das. Schon in der vierten Minute flog ein Eckball von Leroy Sané in den Dortmunder Fünfmeterraum. Torhüter Gregor Kobel verharrte auf seiner Linie, sodass Dayot Upamecano, der vor dem Spiel fraglich war, erst Nico Schlotterbeck entwischte und den Ball dann frei vor der Südtribüne ins Netz köpfte. Der Verteidiger riss die Augen auf, schrie vor Freude über das soeben Vollbrachte. Zweifel nach dem Pokalaus in Saarbrücken? Von wegen.
BVB von Anfang an auf verlorenem Posten
Die Münchener demonstrierten nun ihre Klasse. Leroy Sané düpierte Dortmunds Rechtsverteidiger Marius Wolf nach Belieben. Der kurzfristig genesene Leon Goretzka übernahm die Kontrolle im Mittelfeld. Und ganz vorne strahlte Stürmerstar Harry Kane, im Sommer gekommen für rund 100 Millionen Euro, eine Zuversicht, ein Selbstbewusstsein aus, dass die Borussen dagegen so naiv und unsicher wie Erstklässler wirkten.
Der nächste Musterangriff folgte in der neunten Minute: Sané zauberte den Ball mit der Hacke auf Goretza, der wetzte wie eine Dampflok über den Rasen, spielte wieder auf Sané, der legte quer auf Kane, schon führte der Rekordmeister mit zwei Toren. Sané provozierte noch kurz die Südtribüne, einige Fans wüteten, die meisten im Stadion verfielen aber in eine resignierende Stille. Das Duell der beiden Spitzenklub geriet zu einer einseitigen Partie.
+++ Zoff vor Topspiel BVB gegen FC Bayern: Lothar Matthäus zählt Thomas Tuchel bei Sky an +++
Es fehlte die Entschlossenheit, der Mut der Schwarz-Gelben. Kapitän Emre Can fehlte erneut aufgrund seines Pferdekusses am Oberschenkel. Özcan erlebte für ihn im Zentrum einen Abend zum Vergessen, Sabitzer nahm kaum am Spiel teil. Stürmer Füllkrug fehlte es an der Bindung zum Spiel. Viele Pässe gingen daneben, Zweikämpfe gingen verloren. Dortmunds Trainer Edin Terzic forderte an der Seitenlinie auf, energischer aufzutreten. Zunächst folgenlos.
Stattdessen durften sich die Münchener vor den Augen ihres ehemaligen Trainers Julian Nagelsmann, mittlerweile Bundestrainer, teilweise mehrere Minuten den Ball zuspielen. Am ehesten war noch bei Marco Reus in seinem 400. Spiel für den BVB eine gewisse Härte in den Zweikämpfen zu spüren. In der 32. Minute klatschte der Ball nach einem Kane-Schuss an den linken Pfosten, Schiedsrichter Deniz Aytekin pfiff allerdings Abseits. Vier Minuten später lag Goretzka bei einem Fallrückzieher in der Luft, der knapp links vorbeizischte.
Die einzigen Stimmungsaufheller in Hälfte eins aus Dortmunder Sicht waren die Gelbe Karte für Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Und eine plötzliche Gelegenheit, die andeutete, dass die Münchener Defensive eigentlich auch nicht so sicher daherkam. Sabitzer setzte sich durch, Füllkrug leitete weiter auf Julian Brandt. Dessen Flanke rutschte durch zu Donyell Malen, der drüber schoss (45.+2).
Mehr News zum Topspiel BVB gegen Bayern
- BVB bei Debakel gegen Bayern unterirdisch: Viermal Note 5,5
- Giovane Elber lobt Kane und vergleicht sich mit Füllkrug
- Bayern-Trainer Thomas Tuchel und TV-Experte Didi Hamann: Schlagabtausch geht in nächste Runde
- BVB gegen Bayern: Erinnerung an große Momente in Dortmund
Terzic reagierte in der Pause, nahm den überforderten Wolf runter, brachte Nationalspieler Niklas Süle als Rechtsverteidiger. Aber falls Dortmunds Trainer gehofft hatte, seine Elf würde jetzt mit einem anderen Selbstbewusstsein auftreten, sah er sich erst mal getäuscht. Kurz nach Wiederanpfiff vermasselte Özcan erneut einen Pass. Kane schickte Jamal Musiala nach vorne. Doch der Offensivkünstler scheiterte am herausragenden Kobel (46.). Eine Minute später schoss Münchens Nouassir Mazraoui im gegnerischen Sechzehnmeterraum drüber (47.). Die Begegnung hätte längst entschieden sein können, war sie aber noch nicht. Dadurch wurde das Dortmunder Stadion wieder etwas lauter, auch weil sich der Vizemeister jetzt wehrte.
BVB geht ins Risiko - FC Bayern macht es deutlich
Reus scheiterte an Bayerns Schlussmann Manuel Neuer (56.), auf der anderen Seite kam Sané nicht an Kobel vorbei. Beim BVB waren jetzt Felix Nmecha und Karim Adeyemi auf dem Platz, das Spiel wurde wilder, offener. Die Borussia ging ins Risiko. Auch Stürmer Youssoufa Moukoko kam, Terzic stellte auf eine Dreierkette um.
Den Münchenern boten sich jedoch viele Räume. Kingsley Coman setzte sich auf der rechten Seite durch und sah Kane im Zentrum (72.). Der englische Nationalmannschaftskapitän verwandelte überlegt – 0:3 leuchtete nun auf den Anzeigetafeln. Die Entscheidung. In der Nachspielzeit legte Kane seinen dritten Treffer nach - 0:4. Ein Debakel für den BVB.