Erfurt. Der BVB befindet sich in einem Schwebezustand. Neuzugänge lassen auf sich warten, die Kapitänsfrage ist ungeklärt. Emre Can glaubt an Qualität.

Emre Can hatte sich das Erfurter Trikot, das er gerade im Tausch bekommen hatte, auf links übergezogen. Der Schweiß stand ihm noch auf der Stirn und er gab damit ein ganz anderes Bild ab als einige Stunden zuvor, als Borussia Dortmund die Vertragsverlängerung mit dem Nationalspieler verkündet hatte und dieser auf den offiziellen Fotos im weißen T-Shirt und schwarzem Jackett lächelte. Das neue Arbeitspapier des gebürtigen Frankfurters gilt bis 2026, er verdient etwas weniger als die acht bis zehn Millionen Euro, die er zuvor überwiesen bekam.

Nun war der Samstagabend angebrochen, Dortmund hatte gerade das Testspiel beim Regionallisten Rot-Weiß Erfurt knapp mit 2:1 gewonnen und Can sprach vor dem Kabineneingang davon, dass noch vieles nicht passe, dies aber ganz normal sei, gerade gehe es in der Vorbereitung darum, fit zu werden. Seine eigenen Beine seien noch schwer gewesen.

Cans Vertragsverlängerung hatte sich bereits angebahnt, in anderen Bereichen befindet sich Dortmund derzeit in einem Schwebezustand. Neuzugänge? Lassen auf sich warten. Die Kapitänsfrage? Ungeklärt. Am Montag beginnt die USA-Reise des deutschen Schwergewichts, auf der diese entscheidenden Fragen beantwortet werden sollen.

BVB-Kandidat Marcel Sabitzer würde viele Millionen kosten

Schon bald soll ein zentraler Mittfeldspieler verpflichtet werden. Einer, der auf dem Platz eine Brücke bauen kann zwischen der Abwehr und der Offensive. Ballsicher und robust soll dieser sein und über eine gute Übersicht verfügen. Ein Top-Kandidat kristallisiert sich dabei heraus: Marcel Sabitzer, ausgerechnet angestellt beim Konkurrenten FC Bayern. Der 29-Jährige kann Bälle behaupten, sie weiterleiten.

Noch wisse man nicht, ob der FC Bayern seinen Profi ziehen lasse, hört man aus Dortmund. Wenn, dann müsse man eine Ablösesumme zwischen 20 und 25 Millionen Euro einplanen. Es gebe überhaupt noch andere Kandidaten. Aber: In den nächsten Tagen solle ein Wechsel verkündet werden. Und sollte der Sabitzer-Transfer gelingen, könnte dieser der Mannschaft noch in die Vereinigten Staaten hinterher fliegen.

Der Einkauf eines Mittelfeldspielers genießt beim BVB höchste Priorität, weitere Transfers hängen davon ab, ob Abgabekandidaten wie Thomas Meunier und Thorgan Hazard einen anderen Klub finden. Edson Alvarez, 25, von Ajax Amsterdam soll definitiv nicht mehr kommen, weil Emre Can, 29, verlängert hat. Bislang hat Dortmund nur Ramy Bensebaini, 28, und Felix Nmecha, 22, verpflichtet.

Sabitzer wurde in Weis in Österreich geboren, bei RB Leipzig reifte er zu einem Topspieler der Bundesliga. 2021 schnappte ihn sich deswegen der FC Bayern, der damalige Trainer Julian Nagelsmann wollte Sabitzer unbedingt. Richtig durchsetzen konnte sich der Fußballer beim Rekordmeister jedoch nie, zuletzt wurde er an Manchester United ausgeliehen.

Emre Can könnte BVB-Kapitän werden

In Dortmund könnte er das Mittelfeld gemeinsam mit Emre Can ordnen, diesen im Notfall aber auch vertreten. Can hat in der vergangenen Rückrunde das schwarz-gelbe Hoch maßgeblich mitgeprägt als rustikaler Sechser. Eine Führungsfigur, die nach der Vertragsverlängerung sogar das Kapitänsamt übernehmen könnte.

„Ich nehme es so, wie es kommt“, sagte dieser. „Ich wäre glücklich, wenn ich Kapitän werden würde. Ich war schon in den vergangenen zwei Jahren im Mannschaftsrat. Ich werde so oder so versuchen, voranzugehen.“ Als weitere Kapitänskandidaten gelten Torhüter Gregor Kobel, 25, und Verteidiger Niklas Süle, 27. Eine Entscheidung fällt in den USA.

BVB enttäuschte über weite Strecken in Erfurt

Dort muss Trainer Edin Terzic auch an der Form seiner Mannschaft arbeiten. In Erfurt enttäuschte die Borussia in den meisten Phasen, drehte das Spiel erst spät durch Tore von Thorgan Hazard (80.) und Marius Wolf (86.). Die Zugänge Bensebaini und Nmecha trugen zum ersten Mal das schwarz-gelbe Trikot. Bensebaini patzte vor dem ersten Gegentor, Nmecha deutete seine Fähigkeiten in den zweiten 45 Minuten immer mal wieder an.

Die Qualität der Mannschaft sei auch in der Breite gut, merkte Emre Can an. „Man muss gucken, was passiert. Wenn jemand kommt, würden wir uns freuen. Wenn nichts passiert, sind wir auch zufrieden.“ Sollten die Dortmunder einen diplomatischen Kapitän suchen, dann hat sich Can mit diesen Worten schon mal qualifiziert.

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