Dortmund. Noch gibt es im Poker um Jude Bellingham keine Einigung zwischen dem BVB und Real Madrid – sie dürfte aber bald kommen. Die Hintergründe.
Der junge Mann bewies mal wieder Ausdauer: Als letzter Profi von Borussia Dortmund hatte Jude Bellingham das Trainingsgelände von Borussia Dortmund verlassen. Wie so oft steuerte seine Mutter Denise den Wagen, wie so oft saß Bellingham auf dem Beifahrersitz – und wie so oft hielt der Wagen bald, damit der 19-Jährige geduldig alle Autogramm- und Selfiewünsche der Fans erfüllen konnte. Eine halbe Stunde nahm er sich Zeit.
Jude Bellingham: Gespräche zwischen dem BVB und Real Madrid
Einen Unterschied aber gab es dann doch: Sonst hatte man den Bellingham dabei oft lachend und scherzend erlebt, danach aber war ihm am Sonntag nicht zumute. Zu sehr nagte der Schmerz an ihm nach den Ereignissen vom Vortag, als der BVB die sichergeglaubte Meisterschaft durch ein 2:0 (0:2) gegen Mainz 05 noch verspielt hatte. So saß Bellingham nun im Unterhemd und mit ausdruckslosem Gesicht in seinem Wagen, kritzelte seine Unterschrift auf Trikots und andere Textilien und blickte in die Handykameras.
Bellingham hatte schon am Vortag schwer zu tragen gehabt an der verpassten Chance. Weinend saß er auf dem Rasen des Stadions – wohl auch in dem Wissen, dass es für ihn keinen neuen Anlauf in Dortmund geben würde. Die Zeichen verdichten sich, dass Bellingham den BVB im Sommer in Richtung Real Madrid verlässt. Längst hat der spanische Traditionsklub nach Informationen dieser Redaktion Kontakt mit dem BVB aufgenommen, längst laufen die Gespräche. Eine Einigung gibt es noch nicht, allerdings steht dem auch nicht mehr allzu viel im Wege.
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Bellingham und Real sollen sich längst einig sein, Knackpunkt sind wie so oft die Ablösemodalitäten zwischen den Klubs. In Madrid sind die Zeiten längst vorbei, in denen man das Geld für Neuzugänge mit beiden Händen aus dem Fenster warf. Der BVB wiederum will natürlich in außergewöhnliche Sphären vorstoßen bei einem Spieler, der als eines der größten Talente des europäischen Fußballs gilt – und dem der Talentestatus eigentlich schon entwachsen ist.
Zur Erinnerung: Ousmane Dembélé wurde einst für eine Sockel-Ablöse von 105 Millionen Euro an den FC Barcelona verkauft, inklusive Boni kletterte die Summe auf 138 Millionen Euro. Einen derart hohen Betrag nun erneut zu erzielen, dürfte schwierig werden: Dembélé hatte noch vier Jahre Vertragslaufzeit, Bellingham hat zwei – das drückt den Preis. Zudem stand der FC Barcelona damals nach dem Abgang Neymars unter gewaltigem Druck, einen spektakulären Zugang zu präsentieren. Und damals, vor Corona, saß das Geld generell lockerer.
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Einen dreistelligen Millionenbetrag will der BVB aber in jedem Fall erzielen – zu hören ist nun von einem Sockelbetrag von 100 Millionen Euro und diversen Bonuszahlungen. Am Sonntagmittag hatte Bellingham nach der Mannschaftssitzung mit allen Profis noch einen Sondertermin mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic. Ein Abschiedsgespräch? In jedem Fall aber der Grund, weshalb er als letzter BVB-Spieler vom Hof rollte – zum wahrscheinlich letzten Mal.