Essen. Die nächste Runde in unserem Bundesliga-Check. Diesmal auch mit dabei: der FC Bayern München. Auf welchen Platz tippen wir den Rekordmeister?
Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.
FC Bayern München: Zum Erfolg verdammt
Am Ende werden sie wieder feiern. Das gaben die Chefetagen der 18 Fußball-Bundesligisten in einer Umfrage jüngst zu Protokoll, das glaubt auch die Mehrheit der deutschen Fußball-Fans. Und ja, dass der FC Bayern, der in der 60-jährigen Geschichte der Bundesliga 32 Mal den Titel holte, bald auch die zwölfte Meisterschaft in Folge feiern wird, ist nicht unwahrscheinlich. Doch bis dahin muss noch einiges passieren, denn im vergangenen Saisonfinale und jüngst im Supercup präsentierten sich die Münchener alles andere als meisterlich. Dennoch: Bisher haben es die Bayern meist geschafft, ihre wirtschaftliche Überlegenheit mit dem besten Kader der Liga auch auf dem Platz auszuspielen.
Der Trainer
Die Bilanz von Thomas Tuchel ist keine gute: In den 13 Pflichtspielen seit seiner Verpflichtung setzte es fünf Niederlagen, die 32. Meisterschaft gewannen die Bayern nur mit ganz viel Glück. Tuchel ist einer der Besten seines Fachs, das ist unbestritten, doch nach der Supercup-Niederlage gegen RB Leipzig vergangenen Samstag zeigte sich der 49-Jährige mal wieder „ratlos“. Wie schon nach Auftritten in der vergangenen Saison. „Ich kann es mir nicht erklären“ ist sein Standard-Satz. Dass er sich nun vor den TV-Kameras bei 100-Millionen-Neueinkauf Harry Kane entschuldigte und sein übriges Personal hart kritisierte, mag Taktik sein. Dass er damit einen schmalen Grat beschreitet und Unruhe in der Kabine heraufbeschwört, könnte zur Gefahr werden. Dennoch: Tuchel ist aktuell einer der mächtigsten Trainer der Bayern-Geschichte, er konnte sich sein Team für die neue Saison nach seinen Wünschen zusammenstellen. Nun muss er in seiner ersten richtigen Saison auch liefern.
Der Kader
Harry Kane ist da und mit dem englischen Starspieler als zentrale Sturmspitze soll es Tore regnen. Damit hat der FC Bayern die größte Lücke seit dem Abgang von Robert Lewandowski mit einem Jahr Verspätung endlich geschlossen. Die Bayern haben wieder einen Starstürmer – wie andere amtierende Meister der großen europäischen Ligen auch. Wie Barcelona mit Lewandowski, Manchester City mit Erling Haaland, Paris Saint-Germain mit Kylian Mbappé oder die SSC Neapel mit Victor Osimhen. Eric-Maxim Choupo-Moting und Mathys Tel wird nun hinter Kane nur der Platz auf der Bank bleiben. Englands Nationalmannschaftskapitän soll zudem der dringend benötigte Führungsspieler werden, den die Bayern derzeit vermissen. Joshua Kimmich ist umstritten wie nie zuvor und wurde schon vor Wochen von Tuchel öffentlich getadelt. Ohnehin liegen dessen Stärken eher auf der Sechs als auf der Achter-Position. Den Flügelspielern Serge Gnabry und Leroy Sané fehlt es seit Jahren an Konstanz. In Kane, dem variabel einsetzbaren Raphael Guerreiro und Abwehr-Stratege Min-jae Kim hat Tuchel seine Wunschspieler bekommen. Doch es gibt noch Fragen: Wird Leon Goretzka noch gehen? Und was passiert auf der Torhüterposition? Noch immer sind die Bayern auf der Suche nach einem Keeper, der ein besonderes Profil mitbringen muss. Er soll die Nummer eins sein, aber gleichzeitig akzeptieren, dass er seinen Posten wieder räumen muss, wenn Manuel Neuer von seiner Verletzung wieder genesen und spielbereit ist.
Die Perspektive
Am Freitag starten die Bayern bei Werder Bremen in die Saison (20.30 Uhr/Sat.1). Es bleibt also nicht so viel Zeit, Harry Kane ins Bayern-Spiel einzubinden. Der erste Auftritt in der Champions League folgt Mitte September. Bis dahin muss Tuchel seine eigene Ratlosigkeit abstellen, sein Team finden und es geschlossen hinter sich bringen.
Die Prognose
Bayern wird wieder Meister. Vielleicht wird der Start etwas holprig, aber nach und nach wird sich die gewohnte Mia-san-mia-Selbstverständlichkeit in der Bundesliga wieder einstellen. So viel Angriffsfläche wie zuletzt wird der Rekordmeister in wenigen Wochen schon nicht mehr liefern. Zumal RB Leipzig und Borussia Dortmund die Konstanz fehlen wird, die eigenen Titelambitionen zu untermauern. Und in der Champions League? Da geht es endlich wieder über das Viertelfinale hinaus, wenn Harry Kane sich erst einmal eingeschossen hat.
FSV Mainz: Willkommenes Mittelmaß
Kein anderer Klub der Bundesliga verkörpert Mittelmaß so sehr wie der FSV Mainz. Platz acht vor zwei Jahren, Neunter in der vergangenen Saison mit zwölf Siegen und zwölf Niederlagen, mit 55 erzielten und 54 kassierten Toren. Ist das schlimm? Wirtschaftlich betrachtet ist die Mitte der Tabelle für die 05er eine echte Top-Platzierung. Mainz gehört in Sachen Etat zu den kleinen Fischen im Ligateich, weiß sich aber trotzdem zu behaupten. Ob dies auch in der neuen Saison gelingt?
Der Trainer
Bo Svensson verfügt über Sachverstand und Charisma, mit dieser Kombination lockte der 44-jährige Däne zuletzt die U21-Nationalspieler Tom Krauß und Sepp van den Berg in die Domstadt. Svenssons Vertragsverlängerung über 2024 hinaus hat in Mainz derzeit Priorität.
Der Kader
Der FSV setzt auf organisches Wachstum, die Mainzer U19-Meister Nelson Weiper und Brajan Gruda laufen nun im Bundesligateam auf, in dem in Abwehrchef Stefan Bell und Torhüter Robin Zentner ohnehin Eigengewächse zu den Führungsspielern zählen. Zuletzt verlängerten Kapitän Silvan Widmer, Jae-sung Lee und Karim Onisiwo bis 2026. Das gibt Planungs- und somit generelle Sicherheit. Der Wechsel von Abwehrspieler Alexander Hack nach Saudi-Arabien zu Zweitligist Al-Qadisiya spült nun zusätzliche 1,5 Millionen Euro in die Mainzer Kassen.
Die Perspektive
Die Mainzer arbeiten unter Vorstand Christian Heidel und und Sportdirektor Martin Schmidt mit klugem Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Um sich weiterhin im durchaus wertgeschätzten Mittelfeld der Liga zu halten, muss Bo Svensson als Trainer gehalten werden.
Die Prognose
Der FSV bleibt auf Rang zehn endend Mittelmaß – und ist darüber mal wieder mehr als glücklich.
SV Darmstadt 98: Nur ein Gastauftritt
Torsten Lieberknecht kommentierte den Bundesliga-Aufstieg des SV Darmstadt 98 jüngst ganz nüchtern: „Jetzt sind wir erst mal da. Und wir werden sehen, ob wir mitspielen im Konzert der 17 Großen.“
Der Trainer
Torsten Lieberknecht wird gerne unterschätzt und der 50-Jährige spielt mit seinen vorsichtigen Aussagen auch gerne mit diesem Bild. Was aber nicht bedeutet, dass der einstige Trainer des MSV Duisburg nicht über das fachliche Know-how oder taktische Flexibilität verfügt.
Der Kader
Darmstadts Problem ist die Unerfahrenheit. Der Großteil der Leistungsträger hat nie zuvor in der Bundesliga gespielt. Und Kapitän Fabian Holland, Tobias Kempe und Klaus Gjasula zählen mit ihren 33, 34 und 33 Jahren bei der Rückkehr in die Beletage schon eher zu den Oldies der Liga. Darmstadt stellte vergangene Saison die beste Abwehr der Liga (33 Gegentreffer) und in Marcel Schuhen den Top-Torwart. Körperlich sollen die großgewachsenen Zugänge Fraser Hornby (1,95 Meter), Christoph Klarer (1,91) und Matej Maglica (1,98) dem Team neue Wucht verleihen.
Die Perspektive
Selbst wenn Darmstadt wieder absteigen sollte, wird die Enttäuschung gering ausfallen. Wirtschaftlich gesehen sind die Lilien weiter Zweitligist, die Sicht aufs Sportliche ist entsprechend realistisch.
Die Prognose
Im Konzert der Großen wird Darmstadt nur einen Gastauftritt absolvieren. Dann geht es sang- und klanglos zurück in die 2. Liga.
Unser Bundesliga-Tipp
- Bayern München
- ?
- ?
- Eintracht Frankfurt
- ?
- Union Berlin
- ?
- VfL Wolfsburg
- Werder Bremen
- FSV Mainz
- TSG Hoffenheim
- 1. FC Köln
- VfB Stuttgart
- VfL Bochum
- 1. FC Heidenheim
- ?
- ?
- SV Darmstadt