Essen. Union Berlin spielt in der Champions League – wird den Köpenickern das zum Verhängnis? Eng geht’s zwischen Stuttgart und Hoffenheim zu.
Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.
Union Berlin: In Europa eine feste Adresse
In Rätselheften gibt es eine Rubrik: Vervollständigen Sie doch bitte folgende Liste. 5, 4, … und dann? Union Berlin ist in der kommenden Saison bemüht, die Antwort darauf zu geben. Das Phänomen der Bundesliga, das es in vier Jahren von der Zweiten Liga bis in die Champions League geschafft hat, ist auf dem Weg, sich ganz vorne im deutschen Fußball zu etablieren – auch wenn das dort so niemand formulieren würde. Der Klub aus Köpenick mit dem urigen Stadion An der alten Försterei und der bemerkenswerten Einkaufspolitik, um die perfekte Besetzung für ein funktionierendes System zu finden, gibt sich lieber als Außenseiter, der im Konzert der Großen mitmischt. Auch in der neuen Spielzeit nach Platz fünf und vier? Quatsch, findet Urs Fischer. „Ich habe schon mein Ziel im Kopf: Im nächsten Jahr wiederum Bundesliga zu spielen“, sagt der Trainer.
Der Trainer
Über Urs Fischer ist alles längst geschrieben und gesagt. Der Schweizer ist Volksheld in Berlin und wird landauf, landab für seine Bodenständigkeit und seine empathische Führung geschätzt. Für Sätze wie diese etwa: „Dieses Wahlergebnis freut mich und macht mich natürlich stolz“, sagte der 57-Jährige, nachdem er als Trainer des Jahres ausgezeichnet wurde. „Doch als Einzelner wirst du das nicht schaffen, hinter solch einer Auszeichnung steckt immer ein Team, ein Verein. Sie helfen alle mit, dass man am Schluss eine solche Ehrung entgegennehmen darf.“ Nach einem elften Platz im ersten Bundesligajahr führte Fischer Union Berlin in der zweiten Saison in die damals neu geschaffene Conference League, eine Spielzeit danach sogar in die Europa League – nun nimmt der Klub gar an der Champions League teil.
Der Kader
Kaderplaner Oliver Ruhnert (51) hat sich in der Branche einen exzellenten Ruf erarbeitet, was daran liegt, dass so gut wie jeder Zugang perfekt abgestimmt ist auf das System von Trainer Urs Fischer. In diesem Sommer lotste er den tschechischen Mittelfeldstrategen Alex Kral (25), der in der vergangenen Saison an Schalke 04 ausgeliehen war und dort zu den wenigen Lichtblicken zählte, von Spartak Moskau nach Berlin. Im Angriff wäre der Klub dank der Verpflichtung von David Fofana (20, FC Chelsea) auch schon für einen möglichen Abgang von Sheraldo Becker (28) gut vorbereitet – und Brenden Aaronson (22, Leeds United) hat sich in den Testspielen als dribbelstarker Unterschiedsspieler herausgestellt. „Facetten, die wir so noch nicht hatten“, freut sich Fischer. „Es gilt, ihre Stärken dann natürlich auch auf den Platz zu bekommen.“ Große Worte hat der US-Amerikaner Aaronson schon mal mit im Gepäck: „Wir sind in großartiger Verfassung. Es wird sehr schwer werden, uns in die Knie zu zwingen. Mit den neuen Spielern werden wir auch mehr Torgefahr ausstrahlen. Das sieht schon sehr gut aus.“ Nachlegen muss der Klub allerdings noch auf der linken Abwehrseite, wo bislang nur Jerome Roussillon (30) eine echte Alternative ist.
Die Perspektive
Ein bisschen Zeit zur Gewöhnung an den Drei-Tage-Rhythmus hatte die Mannschaft nach zwei Spielzeiten im Europapokal ja schon. Aber die Champions League ist noch einmal eine ganz andere Hausnummer – und wird im östlichen Teil der Hauptstadt auch nur als Zubrot betrachtet. „Ich bereite die Mannschaft auf eine ganz schwierige Saison in der Bundesliga vor, nicht auf die Champions League“, betont Fischer. Der Spielstil von Union Berlin ist auf Zweikampfstärke, Disziplin, Laufstärke ausgelegt – all das kostet Kraft, die die Köpenicker nicht durch einzelne Spieler, sondern nur als Team kompensieren können. Mit der zusätzlichen Belastung in der Königsklasse dürfte es schwierig werden, das Woche für Woche auch in den Stadien der Bundesliga abzuliefern. Außerdem haben Klubs wie Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt, die hinter Union landeten, gut nachgelegt.
Die Prognose
Union Berlin etabliert sich in der Spitzengruppe der Liga, für höchste Ehren mit erneuter Champions-League-Qualifikation reicht es aber aufgrund der Dreifachbelastung und starker Konkurrenz für die Überperformer diesmal nicht. Europa ist aber von nun an eine feste Adresse für den Hauptstadt-Klub.
VfB Stuttgart: Wieder mal im Umbruch
Wieder war es knapp am Ende, aber doch erfolgreich: Auf den letzten Drücker, in der Relegation, hat sich der VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV den Klassenerhalt gesichert. Der Traditionsklub möchte endlich Anschluss ans Mittelfeld herstellen. Für Vorstands-Chef Alexander Werle bedeutet das, „dass wir hoffentlich eine Kontinuität reinkriegen, stabil agieren und mit klugen Transfers in eine möglichst ruhigere Saison“ gehen. Das Motto gelte für „ein, zwei Spielzeiten“, um „uns dann wieder ambitioniertere Ziele zu setzen“. Gelingt das?
Der Trainer
Sebastian Hoeneß, der Trainer mit dem bekanntesten Nachnamen der Fußball-Bundesliga, hat die Schwaben zum Ende der abgelaufenen Saison auf Kurs Richtung Klassenerhalt gebracht – und nachgewiesen, dass er nach seinem Aus bei der TSG Hoffenheim eine zweite Chance in der Liga verdient gehabt hat. Der 41-Jährige genießt hohe Sympathiewerte beim VfB Stuttgart – und muss diese nun bestätigen.
Der Kader
Bislang konnte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth das Team nur punktuell verstärken – allerdings mit durchaus bekannten Namen. Der frühere Schalker Alexander Nübel (26) kommt vom FC Bayern und will Fabian Bredlow (28) als Nummer eins im Tor herausfordern. Maximilian Mittelstädt (26) kam von Hertha BSC, Deniz Undav (27) stürmte zuletzt in der Premier League.
Die Perspektive
Die Stuttgarter befinden sich mal wieder im Umbruch – und der kostet Geld. Wohlgemuth erwartete gut dotierte Angebote aus England für die Nationalspieler Borna Sosa (25, Kroatien) und Serhou Guirassy (27, Guinea). Mit den Millionen soll der Kader umgebaut werden.
Die Prognose
Der VfB Stuttgart verliert viel Qualität, wird das Geld aber geschickt reinvestieren. Trainer Sebastian Hoeneß kann mit einer reiferen Mannschaft arbeiten – die daher nichts mit dem Klassenerhalt zu tun haben wird.
TSG Hoffenheim: Weiter im Mittelfeld
Nein, Durchschnitt passt nicht zur Philosophie von Dietmar Hopp. Der Mäzen wollte seinen Heimatklub TSG Hoffenheim nach oben bringen, in der Bundesliga spielt er seit 2008 – doch nachdem im Kraichgau unter Trainer Julian Nagelsmann schon die Champions-League-Hymne abgespielt worden ist, dümpelt Hoffenheim nun im Mittelfeld herum.
Der Trainer
Pellegrino Matarazzo hat in seiner Zeit als Chef spät die Kurve bekommen. Fünf Partien verlor die Mannschaft unter seiner Regie seit Februar, dann führte der US-Amerikaner die TSG Hoffenheim zum einigermaßen souveränen Klassenerhalt. Seine zweite Bundesliga-Station (nach einem guten Jahr mit dem damaligen Aufsteiger VfB Stuttgart) ist auch richtungsweisend für den weiteren Karriereverlauf.
Der Kader
Leistungsträger Christoph Baumgartner (23, zu RB Leipzig) hat Hoffenheim verlassen. Vorne soll der frühere Schalker Marius Bülter (30) für Tore sorgen. Ungarns Nationalspieler Attila Szalai (25) überzeugte in der Vorbereitung der TSG Hoffenheim als Abwehrchef.
Die Perspektiven
Die Saison der TSG Hoffenheim steht und fällt mit Torjäger Andrej Kramaric. Schon im vergangenen Jahr war der Kader nur auf dem Papier rund um den kroatischen Stürmer gut besetzt. Aber: Der Niederländer Wout Weghorst (31) könnte noch vom FC Burnley ausgeliehen werden. Außerdem muss Trainer Matarazzo dringend mehr Konstanz schaffen.
Die Prognose
Letzte Saison war die TSG Hoffenheim lange im Abstiegskampf, aber jetzt geht es wieder leicht nach oben.
Unser Bundesliga-Tipp
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- Eintracht Frankfurt
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- Union Berlin
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- TSG Hoffenheim
- 1. FC Köln
- VfB Stuttgart
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- 1. FC Heidenheim
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