Heidenheim/Essen. Der 1. FC Heidenheim ist das 57. Mitglied der Bundesliga. Aber bleibt er auch? Und wie schneiden der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt ab?
Bald beginnt die Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr.
1. FC Heidenheim - "Aufsteigen können wir nicht mehr"
Man kann nicht sagen, dass es keinen Run auf den 1. FC Heidenheim gibt. Es ist halt nur ein paar Dimensionen kleiner als gewohnt. Auch in Baden-Württemberg, Heidenheim liegt auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Augsburg, wurde im Verkauf der Dauerkarten zeitig ein Stoppschild aufgestellt. 9000 Plätze in der 15.000 Fans fassenden Voith-Arena sind damit vergeben. Am Wochenende wurde ein neuer FCH-Song vorgestellt; rund um Likos Kiosk, um den das Stadion gebaut wurde der in aller Bescheidenheit an die Fünftliga-Wurzeln erinnern soll, dreht sich alles um den 57. Klub der Bundesliga-Geschichte. Die Heidenheimer bieten das günstigste Trikot der Liga an, das Shirt mit Rautenmuster und Heidekopf aus dem Stadtwappen auf der Rückseite gibt’s für 74,95 Euro und ist drei Cent günstiger als das des Mitaufsteigers Darmstadt 98. Sich selbst will der FCH aber teurer verkaufen.
Der Trainer
Heidenheim meldet sich gleich mit einem Rekord. Frank Schmidt löst Christian Streich als dienstältesten Trainer in der Bundesliga ab, noch bevor er mit Heidenheim überhaupt einen Anpfiff dort erlebt hat. Seit September 2007 ist der 49-Jährige in Amt und Würden, damit vier Jahre länger als der Freiburger Streich. Er führte den FCH von der fünften in die erste Liga und sieht auch seine eigene Entwicklung noch lange nicht beendet. „Im Fußball wie im Leben geht es um die Neuerungsfähigkeit. Einfach bereit sein, nicht zu sagen, was fünf Jahre gut war, wird automatisch fünf Jahre gut sein, sondern zu überlegen: Was brauchen wir jetzt als nächsten Step.“ Und den will das Heidenheimer Urgestein, das als einziger der 18 Cheftrainer nie in der Ersten oder Zweiten Liga gespielt hat, auch an Ort und Stelle vollziehen: „Wenn es nach mir geht, habe ich die Zusage gegeben, dass ich hier nicht weggehe. Darauf kann man sich verlassen, sonst wäre ich vielleicht schon längst weg gewesen.“
Der Kader
Für die Heidenheimer wird die Bundesliga ein Kulturschock. Gerade mal sieben Akteure im Kader kommen Stand jetzt auf 99 Erstliga-Einsätze. Einer davon ist Lennard Maloney, der vor seinem Wechsel 2022 zweimal für Borussia Dortmund im Oberhaus spielte. Das sei eine große Ehre gewesen, so der 23-Jährige, der im defensiven Mittelfeld für Ordnung sorgen soll, aber „es ist noch mal ein ganz anderes Gefühl, wenn du mit einer Mannschaft viel dazu beigetragen hast, in die höchste Liga zu kommen.“ Was den Aufsteiger dort erwartet, weiß Tim Kleindienst: „Wir sind der Underdog.“ Der 27-Jährige, seit zwei Jahren Heidenheims Rekordeinkauf, als er für die Ablöse von 3 Millionen Euro von KAA Gent kam, war im Aufstiegsjahr mit 25 Treffern Torschützenkönig der 2. Bundesliga. „Wenn man betrachtet, welche individuelle Qualität in der Bundesliga vorhanden ist, können wir da natürlich nicht mithalten.“ In diesem Jahr ist Offensivspieler Marvin Pieringer von Schalke 04, in der letzten Saison an den SC Paderborn verliehen, für 1,8 Millionen Euro der teuerste Zugang. Statt auf kostspielige Routiniers setzt der FCH weiter auf Innovation und Kreativität bei der Kaderzusammenstellung. Interessante Kräfte werden Kapitän Patrick Mainka, eine Säule in der Innenverteidigung, und Flügelspieler Eren Dinkci (kam von Werder Bremen) sein.
Die Perspektiven
So ein bisschen Aberglaube begleitet auch die Heidenheimer: Wie vor der Saison, in der sie Meister der
2. Bundesliga wurden, bereiteten sie sich im Sommer wieder im Tiroler Mils auf die Bundesliga vor. Ein gutes Omen? Frank Schmidt lacht und sagt: „Aufsteigen können wir nicht mehr.“ Ein bisschen verändert hat der FCH aber seine Trainingsausrichtung: Schmidt-Fußball bedeutet Laufstärke und starkes Zweikampfverhalten einer Mannschaft, in der die Hälfte der Startelf über ein Gardemaß jenseits von 1,90 Metern Körpergröße verfügt. Jetzt muss alles der zu erwartenden höheren Geschwindigkeit angepasst werden. „Mit unserer Laufleistung der vergangenen Saison wären wir auch in der Bundesliga top gewesen“, so Schmidt, „nicht aber, was die Anzahl unserer intensiven Sprints anbelangt. Somit setzen wir nun andere, liga-gerechte Schwerpunkte.“
Die Prognose
Im Nebel auf der Ostalb – die Voith-Arena auf 555 Metern über Null ist das höchstgelegene Stadion der Liga – müssen erfahrene Bundesligisten erstmal bestehen. Heidenheim muss sich anders als zuletzt nach unten orientieren. Am Ende steht aber der sichere Klassenerhalt.
1. FC Köln. Ein spannender Sanierungsfall
Sport-Geschäftsführer Christian Keller spricht von seinem 1. FC Köln als finanziellem „Sanierungsfall“. Für die sportlichen Ambitionen in der Domstadt gilt das aber auch: Die Identifikationsfiguren Jonas Hector, Timo Horn und Ellyes Skhiri haben den FC verlassen, bis Weihnachten muss der Klub auf eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs Cas bezüglich der Transfer-Sperre warten. Das macht Prognosen schwieriger, aber umso spannender.
Der Trainer
Die Schiebermütze hat ihren Charme auch vor der dritten FC-Saison nicht verloren. Steffen Baumgart, 51 Jahre alt und mit einem Vertrag bis 2025 ausgestattet, steht für Leidenschaft, Hingabe und Kampfwillen. „Der Trainer macht das super“, sagt kein Geringerer als Kölle-Legende und 2014er-Weltmeister Lukas Podolski.
Der Kader
Baumgart überrascht mit der Einschätzung: „Wenn ich unsere Mannschaft so betrachte: Uns muss man erst mal schlagen.“ Große Worte. Der Trainer ist angetan von Davie Selke, der von Wolfsburg-Leihgabe Luca Waldschmidt unterstützt werden soll. Interessant zu beobachten wird die Entwicklung von Florian Kainz auf der Zehner-Position sein.
Die Erwartungen
In Müngersdorf ist stimmungsmäßig ganzjährig Karneval, wenn der 1. FC Köln spielt. Es droht aber mehrere Aschermittwoch-Erlebnisse zu geben. Die Abwehr ist nicht gut aufgestellt, Mark Uth sucht nach acht Monaten Pause wegen einer Sehnenverletzung den Anschluss. Immerhin Podolski bleibt zuversichtlich: „Dieses offensive Verteidigen, das manchmal auch wilde Draufgehen – das braucht der Verein, das ist genau der Weg.“
Die Prognose
Erst einmal auf die 40 Punkte kommen – aber viel mehr wird für den FC in diesem Jahr nicht gehen.
Eintracht Frankfurt: Mittendrin im wilden Millionenspiel
Es war ein Rückschlag, den Eintracht Frankfurt in der vergangenen Saison erlitten hat. Nur Siebter in der Liga, so gerade für die Conference League qualifiziert, auch wenn das Pokalfinale gegen Leipzig verloren ging. Doch der Europa-League-Sieger von 2022 meldet sich in der neuen Saison zurück im wilden Millionenspiel des Profifußballs – auch wenn er das auf eine bestimmte Weise selbst eigentlich gar nicht sein will.
Der Trainer
Als sein Vater Klaus 1993 bei den Hessen übernahm, standen Uli Stein, Uwe Bein, Anthony Yeboah und Jörn Andersen auf dem Platz. 20 Jahre später weiß Dino Toppmöller (Foto) wohl bis zum Ende der Transferperiode nicht genau, mit welchem Kader er planen kann. Doch der 42-Jährige, zuletzt Assistent von Julian Nagelsmann beim FC Bayern, bekommt einen guten Kader zur Seite gestellt – und sollte wohl länger bleiben als sein Vater, der 1994 schon wieder gehen musste.
Der Kader
Viel hängt in besagtem Millionenspiel von Randal Kolo Muani ab. Der französische Nationalspieler soll sich mit Paris St.-Germain einig sein und 100 Millionen Euro einbringen. Auch die Zukunft des Dänen Jesper Lindström ist ungewiss. Gehen sie, kommen Neue dazu.
Die Perspektiven
Toppmöller will Ballbesitzfußball spielen lassen und effektive Lösungen gegen tiefstehende Gegner finden. Mario Götze wird ihm beim Neuaufbau der Offensive helfen. Der Ex-Kölner Ellyes Skhiri sichert dahinter ab. In der Abwehr erhöht Willian Pacho (Royal Antwerpen) die Qualität.
Die Prognose
Auch ohne Kolo Muani geht’s diesmal an die prall gefüllten Geldtöpfe der Champions League. ab
Unser Bundesliga-Tipp
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- Eintracht Frankfurt
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- 1. FC Köln
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- 1. FC Heidenheim
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