Essen. RB Leipzig verteidigt nun inzwischen sogar den DFB-Pokal. Verwundern muss das ja eigentlich nicht - jedenfalls außerhalb Leipzigs. Ein Kommentar.

In Köln legitimiert eine Redewendung alles und jeden. Da heißt es: Beim ersten Mal haben wir es ausprobiert, beim zweiten Mal ist es schon Tradition und beim dritten Mal Brauchtum. Wenn man danach geht, darf sich auch RB Leipzig nun als Traditionsklub fühlen. Es ist ein Kunststück, den Titel im DFB-Pokal zu verteidigen, dafür muss man den Sachsen erst einmal Respekt zollen. Denn auch Leipzig musste dafür ja erst einmal sechs Spiele gewinnen – mindestens eines mehr als jeder andere Mitbewerber.

RB Leipzig: Die Geschichte vom jungen Klub, der sich alles erarbeitet hat

RB Leipzig ist alles andere als ein Traditionsklub, sondern bei den Fans der altgedienten Bundesligavertreter ein Hassobjekt. Weil Hass nie gut ist, sollte es vollständiger Ablehnung lieber bleiben, denn die ist ja begründet.

Als Oliver Mintzlaff in den Minuten nach dem Pokalsieg über Eintracht Frankfurt, einer denkwürdig dürftigen Partie übrigens, noch vom „jungen Klub“ schwadronierte, der jetzt sogar Titel verteidigen könne, tat er dies nicht als ehemaliger Geschäftsführer des Vereins RB Leipzig, sondern als CEO des Getränkeherstellers Red Bull, der den Fußball zum Narren hält.

Zur Erinnerung: RB Leipzig hebelt die 50+1-Regel aus. Erst war da die Dose, dann der Verein, der das Startrecht des SSV Markanstädt in der Oberliga Nordost übernahm. Rasenballsport Leipzig ist ein Kniff, der kommerziellen Interessen dient – schließlich darf im Fußball ein Sponsor, der sich hinter den Kürzeln RB verbirgt, nicht im Vereinsnahmen enthalten sein. Demokratische Strukturen gibt’s eigentlich nicht, denn die wenigen Mitglieder sind nicht stimmberechtigt.

Seitdem RB Leipzig im Pokalfinale steht, sinken die TV-Quoten

Auch interessant

Natürlich muss man sich mit RB Leipzig abfinden, sie sind nun mal da in der Bundesliga und werden nicht so schnell verschwinden. Dass die TV-Quoten beim Pokalfinale seit dem sportlichen Aufschwung des Marketingkonstrukts – viermal in den letzten fünf Jahren in Berlin, diesmal schauten gerade mal sechs Millionen Interessierte zu, seit 2018 keine zweistelligen Millionenzahlen mehr – aber stetig sinken, spricht Bände. Was aufstößt, ist der Umgang mit der eigenen Geschichte, ist dieses PR-Getue: nun also der zweite Titel in den 14 Jahren des ach so jungen Vereins und das immer noch verbreitete Narrativ, das Pokalsieger-Team sei eine gewachsene Mannschaft, die aus den Niederungen der 3. Liga kam. Leipzigs Voraussetzungen waren nie die gleichen wie an anderen Standorten.

Leipzigs Trainer Marco Rose sagte am Samstag, egal wo, es gehe immer um Titel: „Fußball ist Fußball.“ Da liegt er einfach falsch.