Bochum. Jetzt wird's wirklich kritisch für den FC Bayern und Trainer Thomas Tuchel. Nach dem 0:3 in Leverkusen und dem 0:1 in Rom ist das 2:3 in Bochum die dritte Pflichtspiel-Niederlage in Folge.
Im Regen trotteten die erneut geschlagenen Spieler des FC Bayern München demütig zu ihren Fans, Thomas Tuchel aber verschwand mit tief ins Gesicht gezogener Mütze in die Kabine. Für den Münchner Trainer dürfte es nach der dritten schmerzhaften Pflichtspiel-Niederlage in Folge noch ungemütlicher werden.
Die Krise beim Serienmeister hat sich durch das 2:3 (1:2) in der Fußball-Bundesliga beim Abstiegs-Kandidaten VfL Bochum verschärft, die Diskussionen um Tuchel werden nochmal an Fahrt aufnehmen.
„Ich finde die Niederlage heute nicht gerecht. Ich finde, es ist extrem viel gegen uns gelaufen“, sagte Tuchel hinterher bei DAZN: „Was schiefgehen kann, ist schiefgegangen.“ Nationalspieler Leon Goretzka meinte: „Es fühlt sich an wie ein Horror-Film, der nicht aufhört.“ Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen antwortete auf die Frage, ob Tuchel auch im nächsten Spiel gegen RB Leipzig auf der Bank sitzt, mit „selbstverständlich“.
Acht Punkte Rückstand auf Leverkusen
Die verletzungsgeplagten und rund 20 Minuten in Unterzahl spielenden Münchner haben zwölf Spiele vor dem Saisonende schon acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen. Aktuell sei eine Titelverteidigung „nicht realistisch“, gab Tuchel zu: „Aber letzte Saison haben wir auch bis zum Schluss dran geglaubt und sind belohnt worden.“
Die Bochumer arbeiteten sich derweil bis auf Rang elf hoch und haben nun schon neun Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. „Ich glaube, ganz Bochum ist stolz auf diese Leistung“, sagte VfL-Torschütze Kevin Stöger.
Bayern nach Spielunterbrechung von der Rolle
Bis die Tennisbälle flogen, hatten die Münchner vieles im Griff. Nationalspieler Jamal Musiala hatte sie mit seinem sechsten Saisontor in Führung (14.) gebracht, Harry Kane vergab zudem die Riesenchance zum 2:0 (19.). Doch nach der rund zwölfminütigen Unterbrechung wegen der Proteste gegen den geplanten DFL-Investor waren die Münchner völlig von der Rolle und gerieten durch Treffer von Takuma Asano (38.) und Keven Schlotterbeck (44.) schon bis zur Pause in Rückstand.
Stöger sorgte per Foulelfmeter für das zwischenzeitliche 3:1 (78.), Dayot Upamecano holte sich wegen des vorherigen Fouls die Gelb-Rote Karte ab. Schon am Mittwoch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Lazio Rom war der Franzose vom Platz geflogen und hatte damit den entscheidenden Elfmeter zum 0:1 verursacht. Der bis dahin glücklos agierende Kane verkürzte auf 2:3 (87.), in der Nachspielzeit ließ er nochmal eine große Chance ungenutzt liegen.
Münchner Verletzungssorgen immer größer
Neben den Langzeitverletzten fiel bei den Bayern kurzfristig auch noch Aleksandar Pavlovic aus. Leroy Sané, der bisher in allen 21 Liga-Spielen in der Startelf gestanden hatte, saß wegen anhaltender Probleme in der Patellasehne zunächst nur auf der Bank. In der Münchner Innenverteidigung rotierte der ebenfalls angeschlagene Upamecano raus.
Nach zehn Minuten bekamen die Bayern Kontrolle über das Spiel - und prompt fiel das 0:1. Musiala scheiterte erst an Riemann, im Nachschuss traf er unter die Latte. Fünf Minuten später hätte Kane schon erhöhen müssen, doch frei vor Riemann verzog er ungewohnt kläglich. Er hätte den Ball auch auf den mitgelaufenen Thomas Müller spielen können.
Es folgte die schon obligatorische Spielunterbrechung, an deren Ende in Noussair Mazraoui der nächste angeschlagene Münchner vom Feld musste. Upamecano kam doch schon. Die Pause hatte die Bayern wieder aus dem Konzept gebracht, der Ausgleich fiel aber nicht über Mazraouis rechte Seite, sondern die linke: Nach schönem Pass von Kapitän Anthony Losilla vollendete Asano mit einem platzierten Linksschuss.
Die Bayern produzierten nun haarsträubende Fehler. Als ausgerechnet Musiala, der eigentlich mit Abstand Stärkste, den Ball verlor, rettete Kim zur Ecke. Diese köpfte Schlotterbeck aber ungehindert von Kane ein. Tuchel verfolgte das Spiel bei nasskaltem Wetter nun mit den Händen tief in den Jackentaschen, den Schal bis zur Nase hochgezogen.
FCB erhöht zu spät den Druck
Nach der Pause kamen die personell unveränderten Bayern einige Minuten vor den Bochumern aufs Feld, schienen hochmotiviert. Und dann kam sofort die nächste Unterbrechung, diesmal für neun Minuten. Die Münchner bekamen danach die Kontrolle zurück, ohne wirklich großen Druck zu erzeugen. Also musste Sané nach rund einer Stunde doch kommen, gemeinsam mit dem erstmals eingewechselten Winter-Zugang Bryan Zaragoza. Raus musste unter anderem der sichtlich unzufriedene Joshua Kimmich.
Dann der nächste Rückschlag für die Bayern: Upamecano erwischte im Luftzweikampf Schlotterbeck mit dem Ellenbogen. Dafür sah er die Gelb-Rote Karte, Bayern kassierte einen Elfmeter. Bochums Stöger behielt vom Punkt die Nerven und verwandelte. Nach Kanes Anschlusstreffer erhöhten die Münchner den Druck.